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Nr. 010 - Andreas Drechsler, Angriff und Verteidigung
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Gezielt, Captain? Was...” DeFalco brach ab. “Ah, gezielt auf unsere cardassianischen Freunde!”

“Genau! Geht das?”

“Grundsätzlich ja. Aber ich brauche die genauen Parameter, damit der Warpkern genau in dem Moment detoniert, in dem er auf die Außenhaut ihres Schiffes trifft.”

“Leitung aktiviert halten! Mr. Thola: Versorgen Sie den Maschinenraum mit den aktuellen Sensordaten!”

“Daten sind hier”, bestätigte DeFalco. “Ja, das müsste gehen, Captain. Ich mache sowas aber zum ersten Mal.”

“Und hoffentlich auch zum einzigen! Genau zielen, Gerry, wir haben nur den einen Versuch. Fertig?”

DeFalco benötigte einige Sekunden. “Fertig!”

Spencer verharrte kurz und nahm nur beiläufig wahr, dass sie gerade den letzten Planeten im System passierten.

Los, Gerry!”

“Jetzt!”, schrie DeFalco in den Maschinenraum, so laut, dass alle auf der Brücke es mühelos hören konnten, obwohl er in die entgegengesetzte Richtung des Intercoms sprach. Der Warpkern, der kurz vor der Überlastung stand, wurde aus dem Schiff ausgeworfen, oder besser gesagt, herausgeschleudert, und zwar genau in Richtung des Schiffes.

Alle auf der Brücke starrten auf den Hauptschirm und sahen, wie der Warpkern schließlich auf das cardassianische Schiff traf.

“Spencer an alle: Festhalten!”, brüllte Spencer in Erwartung der Druckwelle ins Intercom.

Er hatte noch nicht zu Ende gesprochen, als auch schon das cardassianische Schiff in einem gleißenden Feuerball explodierte und sie von der immensen Druckwelle getroffen wurden. Alle auf der Brücke verloren ihr Gleichgewicht, stürzten haltlos zu Boden und kollerten durch den Raum. Die Cousteau neigte sich stark unter der Druckwelle und wurde mitgerissen. Vom cardassianischen Schiff blieb wenig mehr als kosmischer Staub übrig.

Als Spencer sich wieder aufrappelte, sah er auf dem Hauptschirm, dass sie genau auf den Planeten zurasten.

“Hwang, tun sie was!”, brüllte er.

Hwang kroch mit Mühe zurück in ihren Sessel und meldete: “Impulsantrieb reagiert nicht, Manövrierdüsen ausgefallen!”

“Maschinenraum: Wir brauchen Impuls- oder Manövriertriebwerke. Und zwar GESTERN!”

“Impulsantrieb jetzt, aber nur minimal! Mehr habe ich leider nicht”, antwortete DeFalco prompt.

Spencer brauchte nichts weiter zu sagen, denn Hwang überschlug auch so sich fast an ihren Kontrollen. Die Brückencrew begann sich festzuhalten, obwohl das nichts daran ändern würde, dass sie alle mit dem Schiff in der Atmosphäre des Planeten verglühen würden, falls sie ihren unkontrollierten Sinkflug auf den Planeten nicht verhinderten.

“Wir sind bereits zu nahe, ich kann uns nicht mehr vom Planeten wegbringen. Ich steuere genau hinein!” Hwang versuchte mit aller Macht, ruhig zu bleiben, was ihr aber nicht gelang.

Spencer verstand erst nicht: “Hinein?”, fragte er, doch dann ging im ein Licht auf: “Wir sollen von der Atmosphäre abprallen?”

“Exakt, Sir!”, presste Hwang hervor, während sie weiter hektisch ihre Kontrollen malträtierte.

Durch die steigende Schwerkraft und bald auch durch die beginnenden Einflüsse der Atmosphäre fing das Schiff immer stärker an zu rappeln und zu knarren. Einige Schaltkreise sprühten wieder Funken.

“Trägheitsdämpfung droht zu versagen! Außenhauttemperatur auf 110..:”, rief Thola, doch brach jäh ab, als die Cousteau plötzlich von der Atmosphäre zurückgeworfen wurde.

Die Beleuchtung flackerte wieder und fiel dann gänzlich aus. Das lädierte Trägheitsdämpfungssystem konnte die immensen Kräfte, die beim Abprallen des Schiffes von der Atmosphäre erzeugt wurden, nicht mehr kompensieren. Im ganzen Schiff wurden Personen und Ausrüstungsgegenstände wild herumgeschleudert.

Die obere Hälfte der Wissenschaftsstation explodierte, die Trümmer verteilten sich auf der gesamten Brücke. Spencer versuchte sich verzweifelt an seinem Stuhl festzuhalten, aber im Wechselspiel der rasch schwankenden Kräfte musste er loslassen und prallte gegen Hwang, die mit ihrem gesamten Stuhl in die andere Ecke der Brücke unterwegs war. H'Korr, die nach dem Verlust ihrer Konsole hinter Spencers Kommandosessel gestanden hatte, wurde gegen die hintere Brückenwand katapultiert. Coreman hatte sich in Erwartung der Wucht des Anpralls auf den Boden geworfen und war gegen die Verankerung der Wissenschaftsstation geschleudert worden. Nach einer kurzen, abschließenden Erschütterung war plötzlich wieder alles ruhig.

‚Zu ruhig‘, dachte Spencer. Er gab allen kurz die Möglichkeit durchzuatmen, bevor er vorsichtig fragte: “Sind alle OK?”

Nacheinander erfolgte ein sicheres “Ich denke schon!” Xumas, der neben seinem Platz an Terminal II lag, ein verwirrtes “Ja” von H'Korr und ein zweifelndes “Größtenteils!” von Hwang, die sich neben Spencer wieder fand.

Coreman meldete abschließend von der gegenüberliegenden Seite der Brücke: “Sir, ich bin OK. Aber ich glaube, Thola hat's erwischt.”

“Thola? Was...”, begann Spencer erschrocken, aber ein leises und immer mehr anschwellendes Pfeifen ließ ihn stocken. “Was zum Teufel?”, murmelte er halblaut.

Plötzlich war eine lautes Krachen zu hören, woraufhin sich alle, die sich gerade aufgerappelt hatten, vorsichtshalber wieder auf den Boden fallen ließen. Eine warnende Computerstimme meldete sich, begleitet von einem durchdringenden Alarmton: “Warnung! Hüllenbruch auf Deck 1! Notkraftfelder sind nicht betriebsbereit.”

“Verdammt!”, fluchte Spencer. “Brücke räumen! Sofort raus hier! Coreman, Xuma, sie tragen Thola! Hwang, helfen Sie mir mal!”

Spencer stand mit Hwang vor der Turbolifttür, die sich automatisch öffnen sollte, aber nur einen Spalt breit offenstand. Spencer an der einen Seite und Hwang an der anderen schafften es mit vereinten Kräften, die Türe so zu öffnen, dass die beiden Sicherheitsoffiziere Thola hineintragen konnten. Danach stiegen H'Korr, Hwang und schließlich Spencer in den Turbolift, der sich noch ein letztes Mal umschaute, bevor er diese Brücke wahrscheinlich zum letzten Mal verließ.

“Krankenstation!”, sagte er hoffnungsvoll und tatsächlich schlossen sich die Türen des Liftes mit einem lauten Kreischen und die Liftkapsel begann, sich abwärts zu bewegen.

5

Sie betraten die deutlich überfüllte Krankenstation, in der Dr. M'Boya, ihre Krankenpfleger sowie weitere Helfer hin und her eilten, um die vielen Patienten zu versorgen, die während des Kampfes eingeliefert worden waren. Das Erscheinen der vier Senioroffiziere, die den Ersten Offizier trugen, ließ M'Boya mit zwei Pflegern zu ihnen eilen. “Mein Gott! Wie sehen sie denn aus?”, war alles, was M'Boya erschüttert hervorbrachte. Ihre Frage war durchaus berechtigt.

“Was ist mit Thola?”, fragte Spencer, der äußerlich ruhig erschien, aber innerlich noch aufgeregt und mitgenommen war.

“Es tut mir leid, Captain. Mr. Thola ist tot.” M'Boya flüsterte beinahe, nachdem sie ihren medizinischen Tricorder aktiviert und keine Daten von Thola erhalten hatte.

Die beiden Pfleger nahmen Coreman und Xuma den Leichnam ab und Spencer sah für einen kurzen Moment so aus, als müsste er sich setzen, fing sich sofort aber wieder.

“Was ist passiert, Captain?”, fragte M'Boya während sie Spencer ungefragt mit einem Hautregenerator bearbeitete und die schlimm aussehende Schramme an seiner linken Gesichtshälfte zu heilen begann. Coreman wurde inzwischen zu einem Bett geleitet, er hatte sich offensichtlich schwer wiegender verletzt, als es auf den ersten Blick schien.

“Hüllenbruch auf der Brücke”, knurrte Spencer kurz angebunden und schob die Bordärztin nicht ganz sanft beiseite. “Danke, Doktor. Das reicht. Wir müssen in den Maschinenraum!”

M'Boya wollte zuerst etwas erwidern, nickte dem Captain dann aber zu: “Aber nur wenn sie alle sich später zu einer ausgiebigen Untersuchung einfinden.”

“Aye, aye, Doktor!”, sagte Spencer und keiner wusste so recht, ob er lachen sollte oder nicht. Alle entschieden sich schließlich, es nicht zu tun, sogar Hwang.

Spencer winkte Hwang, H'Korr und Xuma heraus und betraten wieder den Turbolift.

“Maschinenraum!”, hieß das Ziel.

Als sich die Lifttüren öffneten, wurden sie bereits von verkohlten Wänden auf dem Gang begrüßt. Im Maschinenraum selbst sah es furchtbar aus. Überall lagen Querträger und andere Trümmer herum, der hintere Bereich, in dem sich vorher der Hauptreaktor befunden hatte, war von einem Kraftfeld abgeschirmt. Offenbar hatte es beim Abwurf des Warpkerns einige Unregelmäßigkeiten gegeben, so dass dieser Bereich gesperrt werden musste. Mehrere Ingenieure in rußverschmierten Uniformen rannten wild herum und riefen sich hektisch Anweisungen zu. DeFalco und ein Fähnrich standen an der einzigen noch funktionsfähigen Konsole und berieten sich.

Spencer trat dazu: “Hallo, Gerry. Wie sieht's denn mit dem Hilfskontrollraum aus?”

“Wie? Was?” DeFalco drehte sich erschrocken um. “Captain! Gott sei Dank. Nach unseren Anzeigen hier gibt es die Brücke nämlich gar nicht mehr!” Er war spürbar erleichtert.

“Die Anzeigen haben recht, Hüllenbruch. Deswegen würde ich auch gerne in den Hilfskontrollraum.”

Der Hilfskontrollraum war ein Raum innerhalb der Maschinensektion, in dem die wichtigsten Brückenkonsolen in vereinfachter Form verfügbar waren, eine Brücke für den Notfall sozusagen.

“Nicht berauschend. Wir haben überall auf dem Schiff kleinere Risse, Plasmalecks und so weiter. Ein Energiefeedback vom Hauptreaktor kurz bevor wir ihn abgestoßen haben hat einige wichtige Systeme und Leitungen beschädigt.”

“Weiter”, forderte Spencer.

“Wir haben Hüllenbrüche auf den Decks 1, 3, 8 und 9. Die Notkraftfelder sind in Betrieb, außer auf Deck 1, Deck 1 ist versiegelt. Unsere Backbordstrebe hat sieben größere Risse. Lebenserhaltung OK, Fusionsreaktor funktioniert mit 30%. Mehr wäre drin, allerdings nicht ohne vorherige Prüfung, auch Deuterium haben wir auch nicht mehr im Überfluss. Über den Warpantrieb muss ich ja wohl kein Wort mehr verlieren. Impuls- und Manöverdüsen sind auch defekt. Strukturelles Integritätsfeld ist soweit OK, aber unzuverlässig, Trägheitsdämpfung ist auf Reserve. Die Torpedokammern sind zerstört. Phaser funktionieren prinzipiell, es gibt aber Probleme mit der Energiezufuhr. Die Kommunikation ist ausgefallen. Die Schilde sind nur auf Minimum, die Sensoren teilweise betriebsbereit, von Transportereinsatz würde ich abraten. Shuttlehangar...” DeFalco wurde in seinem Monolog von einem wild hereinstürmenden Müller mit zwei seiner Piloten im Gefolge unterbrochen.

“Wer ist hier im Moment... verantwortlich?”, rief Müller.

“Ich, Chief!”

“DeFalco, versiegeln Sie sofort den Hangar! Zwei Shuttles haben sich ineinander verkeilt und das große Warpshuttle in die Hangartür gedrückt. Die Hangartür ist eingedrückt”, sagte Müller mit Nachdruck. “Ich habe den Hangar wegen Dekompressionsgefahr räumen lassen. Das Kraftfeld funktioniert auch nicht mehr.”

“In Ordnung.” DeFalco führte auf seiner Konsole die notwendigen Eingaben durch. Er sprach dabei ruhig weiter: “Wieviel entweicht denn?”

“Nicht viel, Chefingenieur”, erwiderte Müller ironisch. Spencers Gesichtsausdruck verfinsterte sich.

“Hangar versiegelt!”, meldete DeFalco, der es vorzog, Müllers Andeutung absichtlich oder unabsichtlich zu ignorieren.

“Gut, Gerry. Was ist denn jetzt mit der Hilfskontrolle?”, fragte Spencer wiederholt.

“Der Raum scheint soweit OK zu sein, aber Genaues weiß ich nicht. Im Moment habe ich alle Leute im Einsatz, um die wichtigsten EPS-Leitungen zu stabilisieren, mich eingeschlossen”, sagte er aufgewühlt. Der ungeheure Stress und die Belastung, der er momentan ausgesetzt war, spiegelte sich in seiner Gestik und seiner Mimik überdeutlich.

“Hast du noch einen Werkzeugkoffer übrig?”, fragte Spencer betont locker.

“Aber klar.” DeFalco öffnete ein Panel an der Wand und warf Spencer den letzten verbliebenen Werkzeugkoffer zu. Der fing ihn mit beiden Händen überrascht auf.

“Los geht's!”, bestimmte Spencer und er machte sich zusammen mit Hwang, H'Korr und Xuma auf den Weg. Im Hintergrund konnte er hören, wie DeFalco Müller und seine Piloten als Reserve-Reparaturcrew zu dieser oder jener Energieleitung schickte.

Unterwegs hielt Spencer an einem Intercom an: “Spencer an Hellmann! Melden Sie sich im Hilfskontrollraum! Dringend!” Danach eilten sie weiter.

Nachdem sie den Turbolift nicht dazu überreden konnten, den Hilfskontrollraum anzufahren, nahmen sie die Nottreppen und mussten vier Decks hinaufsteigen, bis sie schließlich vor dem Hilfskontrollraum eintrafen.

Hellmann kam atemlos von der anderen Seite. “Da bin ich”, brachte er hervor.

Spencer musterte ihn: “Soviel zu den vorschriftsmäßigen Grüßen...” und grinste. “Computer: Öffnen!”

Die Türen glitten auseinander und sie betrachteten das leichte Chaos auf der Hilfskontrolle. Es sah lange nicht so schlimm aus wie auf der Brücke und nachdem sie die kleineren Trümmerstücke von den Oberflächen der Konsolen gewischt hatten, schien der Raum sogar in einigermaßen gutem Zustand zur sein.

“Nehmen Sie Platz, meine Damen und Herren und berichten sie!”

Spencer schritt direkt zum Kommandosessel und ließ sich nieder. Er nutzte die wenigen Sekunden, die ihm blieben, bis der erste seiner Leute eine Meldung von sich gab, um sich hinzusetzen um einmal richtig durchzuatmen. Er wagte jedoch nicht, den Versuch zu beginnen, sich vollständig über seine Lage klarzuwerden, jetzt noch nicht.

“Kommunikation funktioniert nicht!” H'Korr war am schnellsten.

“Was genau?”, fragte Spencer nach.

“Die Konsole ist in Ordnung, es gibt aber keine Verbindung nach außen. Ich empfange überhaupt nichts. Die gesamte Anlage inklusive der Subraumtransmitter scheint defekt zu sein, Sir”, vervollständigte sie ihren Bericht, nachdem sie noch einige kurze Diagnosen und Abfragen ausprobiert hatte.

“Danke. Miss Hwang?”

“Die Navigationssensoren melden nur wirres Zeug. Was ich erkennen kann ist, wir driften im Moment mit knapp 1000 Kilometern pro Sekunde durch den Raum, ein Ergebnis des ungewöhnlich heftigen Abprallens von der Atmosphäre. Die...” Sie brach irritiert ab, als die Anzeigefelder unregelmäßig zu flackern begannen, bis sie nach kurzer Zeit verloschen waren.

“Wissen Sie noch, was Sie sagen wollten?”, fragte Spencer ungehalten.

Hwang kicherte. “Ja, Sir. Ich wollte sagen, dass weder Impulstriebwerke noch Manöverdüsen einsatzbereit sind.”

“Besten Dank, Lieutenant”, sagte Spencer entnervt, aber er kannte Hwang zu gut, um es ihr wirklich übel zu nehmen. Für einen Moment wollte er DeFalco wegen des Energieabfalls an der Konsole belästigen, unterließ es aber, da dieser im Moment alle Hände voll zu tun hatte und sie die Konsole im Moment aufgrund der Funktionsunfähigkeit der Antriebssysteme sowieso nicht brauchten.

“Mr. Xuma?”

“Ich bin hier überflüssig, Sir. Schilde nicht nennenswert, Waffensysteme ausgefallen”, antwortete Xuma, der zusammen mit Hellmann an der wissenschaftlichen Ersatzkonsole stand, niedergeschlagen.

“Was heißt ausgefallen? Können wir nicht einmal eine Notrufsonde durch die Torpedoröhren absetzen?”

“Negativ. Die Torpedoröhren sind unbrauchbar, Sir”, sagte Xuma.

“Die Geschwindigkeit ist ebenfalls unbrauchbar. Viel zu hoch”, brummte Hwang.

“Wieso?”, fragte Spencer mit einem Stirnrunzeln. “Wir werfen Torpedos beziehungsweise Sonden doch sogar bei Warpgeschwindigkeiten ab.”

Hwang lächelte. “Sicher, nur, wir driften in die falsche Richtung. Eine Sonde ist kein Torpedo. Bis die Sonde Kurs und Geschwindigkeit aufgenommen hat, sind wir längst mit ihr kollidiert.”

Spencer kniff die Lippen zusammen. “Verstehe.”

Hellmann meldete sich. “Die Sensoren sind nur bedingt betriebsbereit. Die internen sind durch Strahlung und Defekte teilweise funktionsgestört. Externe Sensoren, nun, wir könnten feststellen, dass sich ein Schiff nähert. Das wäre auch schon alles. Der Hauptschirm ist auch ausgefallen”, schloss er und spielte darauf an, dass der Hilfskontrollraum nur von der dunkelroten Notbeleuchtung erhellt wurde und der Hauptschirm eine reine Schwärze zeigte.

“Na prima: Shuttlehangar geschlossen, Kommunikation ausgefallen, keine Sonden. Wie sollen wir denn dann jemandem mitteilen, dass wir hier in Schwierigkeiten stecken und unsere Termine nicht einhalten können?”, fragte Spencer halb rhetorisch, halb ironisch.

“Davon abgesehen, sollten wir das Schiff bald stoppen. Mich würde mal interessieren, wohin wir treiben...”, deutete Hwang an.

Spencer blickte Hellmann wortlos an und der schüttelte genauso wortlos den Kopf.

“Was ich anbieten kann ist Palette 3, Lebensformanzeige und Palette 4, Energiesignatur und Subraumscanner. Unbelebte Objekte im Weltraum kann ich leider nicht erkennen.”

Spencers Hand polterte auf die Sessellehne, wo sich üblicherweise die Schalter für das Intercom befanden und er blickte überrascht auf, als nichts passierte. Er musste einige Sekunden nach dem Intercomschalter suchen und fand ihn schließlich auf der gegenüberliegenden Armlehne seines Stuhls.

“Spencer an Maschinenraum!”

“Hier DeFalco! Was ist, Captain?”

“Gerry, wir sollten das Schiff als erstes anhalten. Ich brauche Impulstriebwerke oder zumindest Manöverdüsen! Und zwar bald!”

“Ist das dein Ernst?”, fragte DeFalco entgeistert.

“Wir driften durch den Raum ohne Sensoren. Das habe ich nicht so gerne.”

“Ich brauche noch mindestens eine Viertelstunde, bis alle Leitungen stabilisiert sind. Danach können wir drüber reden. Was wäre Ihnen denn lieber?”

“Da wir hier im Moment sowieso keine Kontrollen haben, schicke ich dir Hwang hinunter. Diskutiert das in Ruhe aus. Spencer Ende.” Er hatte jetzt andere Sorgen, die Vor- und Nachteile von Impulstriebwerken contra Manövrierdüsen mit DeFalco und auch Hwang zu diskutieren.

Hwang drehte sich fragend um und Spencer wies mit einer übertrieben freundlichen Geste auf die Tür. Sie erhob sich und verließ die Brücke in der Hoffnung, dass die Turbolifte inzwischen wieder betriebsfertig wären, denn sie wollte sich den unbequemen Umweg über die Notleitern sparen.

Spencer erhob sich ebenfalls. “So, ich habe unserer guten Doktorin versprochen, mich zu einer kleinen Untersuchung zu begeben. Dabei komme ich ihr lieber zuvor, bevor sie mich gewaltsam abschleppt.”

“Wäre das so schlimm, Sir?” Hwang, die gerade in den geöffneten Ausgangstüren stand, drehte sich um und lächelte Spencer an.

“Raus, Lieutenant!”, befahl Spencer amüsiert und sah ihr kopfschüttelnd nach.

“Mr. Xuma, da sie ja nach eigener Aussage sowieso überflüssig sind, übernehmen Sie. Ich bin auf der Krankenstation”, sagte er beim Hinausgehen und übergab Xuma zum ersten Mal das Kommando, wenngleich auch das Kommando über einen mittleren Schrotthaufen.

Spencer versuchte nicht erst sein Glück mit den Turbolifts, sondern benutzte gleich die Notleitern, um zur Krankenstation zu gelangen. Sie hatte sich schon deutlich geleert, als er hereinkam. Nur noch wenige Mannschaftsmitglieder lagen auf den Biobetten und erholten sich von ihren Verletzungen, unter ihnen auch Coreman, der Spencer ein kurzes Zeichen gab. Spencer ging zu ihm hin und fragte: “Was Ernstes?”

“Nein, Sir. Aber ich sollte mich im Moment nicht soviel bewegen. Meine alten Verletzungen...”, sagte Coreman.

Spencer verstand und nickte. “Gute Besserung, Lieutenant”, wünschte er.

Dr. M'Boya trat auf ihn zu. “Gut, dass Sie da sind, Captain. Bitte nehmen Sie Platz!” Sie geleitete ihn zur nächstgelegenen Krankenliege und er setzte sich. Sie begann, ihn ausgiebig mit dem medizinischen Tricorder zu untersuchen.

“Ihr Bericht, Doktor?”

“38 Crewmitglieder mussten mit leichten Verletzungen behandelt werden und sind inzwischen wieder im Dienst. Acht weitere haben schwerere Verletzungen erlitten, drei davon habe ich noch zur Beobachtung. Die fünf anderen ruhen sich in ihren Quartieren aus...”

Spencer hatte den Eindruck gewonnen, dass sie mit ihrem Bericht noch nicht fertig war und sah sie fragend an. Ihre Antwort kam zögerlich.

“Und wir hatten sieben Todesfälle. Commander Thola kam auf der Brücke ums Leben, Commander Sanchez, Lieutenant Jones, Schadenskontrolloffizier Crandall und drei weitere Ingenieure haben eine große Explosion im Maschinenraum nicht überlebt.” Sie klang beherrscht, dabei aber sichtbar aufgewühlt und widerstrebend.

Spencer hatte die schrecklich versengte, zerstörte und durch Kraftfelder geschützte Stelle vorhin im Maschinenraum gesehen und es nicht fertig gebracht, DeFalco direkt danach zu fragen. Er legte der jungen Ärztin, der bisher so etwas Schreckliches nicht widerfahren war, die Hand auf die Schulter. “Es ist schon gut, Doktor. Es fällt mir auch nicht leicht. Nur, ich bin der Captain.”

Sie sah ihn erleichtert an, warum so plötzlich erleichtert, wusste sie selbst nicht. “Danke, Sir. Ihnen geht's soweit gut, bis auf...” Sie holte wieder den Hautregenerator hervor und vollendete die Aktion, bei der sie Spencer vorhin unterbrochen hatte. Es dauerte ganze fünfzehn Sekunden.

“Besten Dank, Doktor. Gute Arbeit”, sagte er und meinte dabei nicht nur ihre kurze Behandlung an ihm. Auf dem Weg zurück zum Hilfskontrollraum grübelte er darüber nach, wie er die Toten angemessen ehren könnte, ohne dabei die Notlage des Schiffes aus den Augen zu verlieren. Schließlich hatte er sich bisher mit dem Tod noch nicht allzu sehr auseinander setzen müssen, sogar beim “Kobayashi Maru”-Test auf der Akademie, hatte er seinen ersten Rettungsversuch nach dem Auftauchen der klingonischen Schiffe sofort abgebrochen.

Er führte den Gedanken nicht zu Ende, da er wieder im Hilfskontrollraum angekommen war. Ihm fiel als erstes auf, dass die weiße Standardbeleuchtung die grässliche Notbeleuchtung ersetzt hatte. Er bedeutete Xuma, im Kommandosessel sitzen zu bleiben, griff sich den Werkzeugkoffer und begann, vor den Augen der restlichen Brückencrew den immer noch dunklen Hauptschirm zu reparieren. Er hatte sich gerade niedergelassen, als plötzlich die Alarmsirenen wieder zu schrillen begannen.

Er wandte sich zu Hellmann. “Was ist denn jetzt wieder los?”

“Nichts, Sir”, antwortete dieser entspannt. “Die Sirenen hatten keine Energie, waren aber noch aktiviert. Jetzt haben sie wieder Energie.”

Spencer schien ebenfalls erleichtert. “Gut. Alarmstufe Rot bleibt in Kraft, schalten Sie aber den Krach aus.”

“Bestätigt, Sir.” H'Korr war froh, einer der wenigen funktionierenden Bereiche auf ihrer Konsole benutzen zu dürfen.

Danach wandte sich Spencer wieder seiner Reparatur zu. Der Vorgang nahm eine halbe Stunde in Anspruch und er stellte erfreut fest, dass er in den letzten vier Jahren, in denen er nur selten noch ‚den Schraubenschlüssel‘ in der Hand gehabt hatte, nicht allzu viel verlernt hatte. Er schüttelte innerlich den Kopf über den Anachronismus ‚Schraubenschlüssel‘, da es schon seit sehr langer Zeit auf Sternenschiffen keine Schraubenschlüssel mehr gab. Vielleicht sollte man dazu übergeben, anstatt des ‚Schraubenschlüssels‘ den ‚Spulenspanner‘ oder den ‚Phasendiskriminator‘ in der Floskel zu nennen, überlegte er, entschied sich aber, diesen Gedanken nicht weiter zu verfolgen.

Stattdessen gab er Hellmann Anweisung, versuchsweise auf visuelles Außenbild zu schalten. Der Hauptschirm flackerte kurz, nach einigen Nachjustierungen Hellmanns war die Außenansicht des Weltraums zu sehen und das überraschend klar.

“Schalten Sie auf Sicht entgegen der Flugrichtung. Ich will wenigstens sehen, wenn wir mit irgendetwas kollidieren!”

“Ja, Sir!” Hellmann betätigte die Schaltungen, aber nichts Bedeutsames war zu erkennen.

“Gut. Und stellen sie ein paar Leute ab, die die Umgebung mit visuellen Sensoren absuchen sollen. Ich habe keine Lust ungewarnt in einen Asteroidenschwarm oder sonst etwas zu rauschen!” Hellmann bestätigte.

Auf dem Weg zurück zum Kommandosessel fiel ihm die immer noch dunkle und somit funktionslose Navigationskonsole auf, er öffnete den Werkzeugkoffer sofort wieder und beugte sich unter die Konsole, um zu sehen, ob ein generelles Energieproblem oder ein Fehler innerhalb der Konsole für den Energieverlust verantwortlich wäre.

Er hatte es sich gerade unter der Konsole bequem gemacht, als Hwang wieder auf die Brücke kam. Spencer rutschte unter der Konsole hervor. “Und?”

Hwang brauchte einige Sekunden, um sich von der Überraschung zu erholen, ihren kommandierenden Offizier bei der Reparatur ihrer Konsole zu entdecken, erinnerte sich aber dann, dass Spencer mal Ingenieur gewesen war: “Sir, Manöverdüsen laufen wieder”, gab sie erfreut bekannt. “Wir können das Schiff anhalten.”

“Sehr gut. Und diese Konsole...”, nach einigen kurzen Handgriffen erwachte die Konsole wieder zum Leben, “... läuft auch wieder. Sie können wieder Platz nehmen.”

Xuma verstand Spencer und räumte bereitwillig den Kommandosessel.

6

Logbuch der Cousteau, Sternzeit 21222.0, Commander Spencer: [21.03.2344 06:02:53]:

Nach einem gewonnenen Kampf mit einem cardassianischen Spähschiff treiben wir antriebslos durch den Raum. Es ist weder möglich, einen Notruf abzusenden, noch mit den Shuttles zu entkommen oder eine Notfallsonde abzusetzen. Als erstes werden wir das Schiff stabilisieren müssen. Ingenieur DeFalco hat mit einigen Tricks die Manövriertriebwerke notdürftig instand gesetzt. Wir werden sofort den ersten Versuch starten.

Spencer bemühte sich um Kurzfassung beim Logeintrag, weil er selbst so schnell wie möglich das Schiff stoppen wollte und ein wenig ungeduldig war.

“Hwang, fertig?” Auch hier wählte er die Kurzfassung.

Ihre Finger huschten über die Kontrollen. “Ich denke ja. Allerdings...”, sie führte einige weitere Schaltungen aus, “... könnten wir Schwierigkeiten mit dem Trägheitsdämpfungs-Notsystem bekommen.”

“Wieso? Einen kleinen Flug mit den Manöverdüsen werden die Notsysteme doch wohl verdauen?!”, fragte Spencer stirnrunzelnd.

“Auch die Notsysteme sind beschädigt. Und wir müssen wenigstens drei Minuten konstant Schub geben”, gab Hwang zu bedenken.

Spencer überlegte kurz. “Wir versuchen es trotzdem. Bereiten Sie maximal möglichen Gegenschub vor.”

“Fertig!” Sie hatte bereits alle notwendigen Vorbereitungen getroffen.

Spencer aktivierte das Intercom: “Spencer an DeFalco! Fertig?”

“Aber immer!”, kam die prompte, aber dieses Mal etwas zu fröhlich geratene Antwort DeFalcos.

Spencer atmete einmal tief durch und gab das Signal. “Los geht's!”

Hwang bestätigte und drückte den Startknopf.

Das Schiff begann leicht zu rütteln, als die Manövriertriebwerke gegen das treibende Schiff ankämpften, ein Nebeneffekt der maroden Trägheitsdämpfung. Spencer rümpfte die Nase. Das hörte sich wirklich nicht gut an, angesichts der Tatsache, dass auch es mit der Stabilität der Hülle nach dem Beschuss im Kampf nicht gerade mehr weit her war und bereits einige Brüche der Außenhülle durch Kraftfelder kompensiert wurden. Mit gemischten Gefühlen hielt er sich am Kommandosessel fest. Das Rütteln verstärkte sich.

“Was ist los?” Spencer klang noch nicht besorgt, nur etwas ungehalten.

“Die Trägheitsdämpfung, Sir. Nicht gerade in Top-Zustand”, brummte Hellmann anstelle von Hwang, weil sie im Moment genug mit Kompensationsberechnungen zu tun hatte.

“Hält die Hülle das aus?”, fragte Spencer weiter.

“Laut DeFalco ja.” Jetzt hatte Hwang geantwortet.

“Mhm”, brummte Spencer und sah jetzt leicht besorgt aus. Er wusste, dass DeFalco bei seinen Berechnungen grundsätzlich abrundete...

“Noch 30 Sekunden Schub, Sir!”, meldete Hwang mit einer Portion Erleichterung in der Stimme.

“Na also. Dann hat diese...”, begann Spencer, doch er wurde von einem leisen Krachen, begleitet von einem Schlingern und einem Energieabfall unterbrochen. “Stoppen Sie das Schiff!” Die Beleuchtung fiel aus.

Hellmann meldete: “Feuer in Frachträumen 1 und 2!”

‚Die Frachträume!‘, fuhr es Spencer durch den Kopf. Die hatten sie total vergessen. Sie transportierten schließlich Frachtgüter für Coltar IV. Saatgut, Düngemittel, medizinische Hilfsgüter...

“Verdammt! Hellmann, checken Sie die Ladelisten. Wenn von dem Dünger oder den Medikamenten irgendetwas mit Feuer...”

Spencer wurde wieder unterbrochen, diesmal von Hellmann, der vorausahnte, worauf Spencer hinauswollte: “Die Medikamente sind kein Problem. Aber die Düngemittel können, wenn gemischt, hochexplosiv sein. Wir...”

Spencer unterbrach nun seinerseits Hellmann mit einem Ruf ins Intercom: “Spencer an Maschinenraum. Achtung! Explosionsgefahr in den Frachträumen 1 und 2! Ich wiederhole: Explosionsgefahr! Mr. Xuma, kommen Sie mit, Hwang, Sie haben die Brücke! Alles stopp!”, ordnete Spencer aufgeregt an und übersah dabei, dass er geradezum zweiten Mal den Stopp-Befehl gegeben hatte.

Er rannte mit Xuma aus dem Hilfskontrollraum in Richtung der Frachträume. Dort waren bereits DeFalco und zwei Shuttlepiloten damit beschäftigt, die Feuerlöschsysteme im Frachtraum zu aktivieren. Spencer wunderte sich für einen Moment, dann aber wurde ihm klar, dass die Ingenieure des Maschinenraums für die Energieleitungen gebraucht wurden und dass Sanchez auch immer eine Vorliebe dafür gehabt hatte, die Shuttlepiloten und Transportertechniker quasi als Hilfsingenieure einzusetzen. Noch während des Laufens rief Spencer: “Gerry, Frachträume versiegeln. Sofort!”

DeFalco drehte sich um: “Sir?”

“Na los!” Spencer wurde noch lauter, eine ganz neue Erfahrung für ihn, aber auch für DeFalco. Dieser begann daraufhin hektisch die entsprechenden Bedienelemente auf der Konsole an der Wand zu berühren und meldete einige Augenblicke später: “Frachträume versiegelt!”

“Lage?”

“In Frachtraum 1 gab es einen Leitungsschaden durch Überbelastung und ein Feuer. Dann ist offensichtlich die Ladung oder so explodiert und hat die Trennwand zum Bersten gebracht. Das Feuer griff auf den zweiten Frachtraum über, die Feuerlöschsysteme sind ausgefallen. Wir versuchen...”

Ein weiteres, diesmal ohrenbetäubendes Krachen unterbrach DeFalco und einer der beiden Piloten wurde auf den Boden geschleudert, als die Konsole an der Wand Funken sprühte. Alarmsirenen ertönten zugleich.

Xuma, DeFalco und Spencer hatten sich instinktiv auf den Boden geworfen. Als die Explosionen vorbei waren, fragte Spencer: “Was ist los?”

DeFalco schaute auf den Monitor. “Die Hülle im Frachtraum ist beschädigt”, DeFalco starrte Spencer an: “Und die Kraftfelder halten nicht mehr lange!”

Spencer entschloss sich schnell: “Evakuieren Sie den Bereich, Mr. Xuma!”

“Ja, Sir!” Xuma verließ hastig den Korridor, um von der Sicherheitszentrale aus die Evakuierung vorzunehmen.

Spencer atmete tief durch. “Was kommt denn als nächstes?”

“Willst du ‘ne Liste?” DeFalco grinste Spencer an.

Spencer blickte an die versengte Decke. “Nein danke! Mir reichen schon die echten Hiobsbotschaften, da brauche ich nicht auch noch spekulative. Ich bin wieder oben!” Spencer wandte sich um und machte sich wieder auf den Weg zur Hilfsbrücke, die von den Frachträumen aus gerechnet, gar nicht soweit ‚oben‘ war.

“Das war knapp”, sagte er, jetzt wieder ruhig, als er hereinkam.

Xuma kam kurz nach ihm und meldete: “Evakuierung der umliegenden Sektionen und Decks ist abgeschlossen. Es ging schnell, es sind ja alle im Dienst.”

“Gut.” Spencer ließ sich in den Kommandosessel fallen, den Hwang sofort geräumt hatte, als er den Hilfskontrollraum betreten hatte.

“Wir treiben nur noch mit minimaler Geschwindigkeit. Wir könnten jetzt Sonden einfach hinauswerfen”, sagte sie.

“Wie denn? Die Transporter sind hinüber”, bemerkte Xuma.

“Wir könnten...” begann Spencer, doch ein Ausruf Hellmanns unterbrach ihn: “Sir, die Kraftfelder in den Frachträumen brechen zusammen!”

Spencer aktivierte das Intercom: “Gerry!”

“Ich kann nichts tun! Die Energieleitungen für die Frachträume...” sagte DeFalco, doch er brach ab. “Kraftfelder ausgefallen! Explosive Dekompression steht bevor!” brüllte er.

“Spencer an alle: Festhalten!” Er hoffte, dass dieser Satz nicht zur Routine für ihn wurde.

“Wir kriegen Schlagseite, Sir”, sagte Hwang zu allem Überfluss.

Das Schiff neigte sich, aber nicht so stark, wie er angenommen hatte, aber doch ein wenig bedrohlich. Auf der Brücke merkte man natürlich nichts davon, dafür sorgten die Schiffssysteme und das Fehlen von Schwerkraft im Weltraum, aber Spencer konnte die Daten auf seiner kleinen eigenen Konsole ablesen, die Daten darüber, dass die Cousteau keine gleichmäßige Ausrichtung mehr zum geplanten Kurs halten konnte.

Er hielt sich an seinem Sessel fest, und das keinen Moment zu früh, denn ein gewaltiger Ruck riss alle anderen von den Stühlen. Auch das Licht verlosch plötzlich nach kurzem Flackern.

Er gewährte den anderen einige Sekunden, bis sie sich wieder in ihre Stühle erhoben hatten und sagte sein übliches Wort: “Bericht!”

“Die Navigationskonsole hat wieder keine Energie!” Hwang war wie üblich die Schnellste.

“Kommunikation ebenfalls!” Das war H'Korr, nur ein wenig später, weil sie länger brauchte, um sich wieder auf ihren Platz niederzulassen.

Spencer blickte zu Xuma der noch am Boden lag. “Mir ist nichts passiert, aber warum soll ich aufstehen?”

Spencer richtete einen warnenden Blick auf ihn, bis er sich schließlich resigniert aufrichtete.

“Ich schalte auf Notbeleuchtung, die Hauptenergie ist wieder ausgefallen”, berichtete Hellmann. “Ich beanspruche Notenergie. Einen Augenblick bitte, Sir.”

Spencer entschied sich dafür, diesen Augenblick dazu zu verwenden, um den Maschinenraum zu rufen: “Spencer an Maschinenraum!”

“Hier DeFalco. Schlechte Nachrichten, Sir. Durch die Wucht der Dekompression ist die Backbordstrebe endgültig gebrochen. Wenn wir jetzt noch irgendein Manöver starten, kann uns theoretisch die gesamte Untertassensektion wegfliegen, wenn die Steuerbordstrebe ebenfalls nachgibt.”

Spencer vergrub zum zweiten Mal an diesem Tag das Gesicht in den Händen und erwiderte: “Auch das noch. Und im Moment?”

“Im Moment ist alles klar. Die innere Versiegelung der Frachtraumtüren hält, solange nichts verändert wird.”

“Gut, danke. Und wir brauchen Energie!”

“Wegen der gebrochenen Strebe muss ich einige Energieleitungen umleiten. In einigen Sekunden gibt's wieder Saft”, versprach DeFalco.

“OK. Spencer Ende.” Er schloss den Kanal mit einem Anflug von Resignation.

Nach den versprochenen Sekunden wurde die Brücke wieder heller, die Notbeleuchtung wurde durch die Standardbeleuchtung ersetzt und die Konsolen bekamen ebenfalls wieder Energie.

Spencer atmete hörbar aus. “Hat noch irgendwer so etwas Positives zu berichten? Oder hat irgendwer einen Plan?”

Wie als Antwort fiepte das Intercom. “DeFalco an Brücke! Ich habe jetzt hier soweit alles im Griff. Es ist sonst nicht viel passiert. Nur zwei Verletzte, nach meinen Berichten. Vier Teams versiegeln im Moment die Bruchstelle manuell.”

“Bist du immer noch unabkömmlich da unten?”

DeFalco überlegte kurz. “Nee, nicht ganz. Wieso?”

“Weil ich gerne eine Konferenz zur Planung unserer nächsten Schritte abhalten würde.”

“Aber klar doch. Und wo?”

Jetzt überlegte Spencer. “Wir treffen uns in einer Viertelstunde. Und zwar im... Hm. Ja. Wo?” Er war ratlos, da ja der übliche große Besprechungsraum auf Deck 1 direkt neben der Brücke nicht benutzbar war. Er durchlief im Geiste die Raumlisten des Schiffes, um einen anderen, entsprechend großen Raum zu finden, in dem das Treffen stattfinden  könnte.

Hellmann schlug vor: “Was wäre mit Physiklabor 2?”

Spencer drehte sich um, sowohl ärgerlich, weil er in seinem Gedankengang unterbrochen worden war als auch überrascht, weil er ausgerechnet ein Labor vorschlug. “Wie kommen Sie denn auf die Idee?”

“Nun, Labor 2 wird gerade renoviert, das heißt, es wurde. Da ist genug Platz und liegt auf dem selben Deck wie der Hilfskontrollraum”, erklärte Hellmann. “Ich besorge auch Stühle.”

Spencer hatte inzwischen genügend Überraschungen an diesem Tag verdauen müssen und so kam es ihm auf diese eine auch nicht mehr an.

“Also gut. Physiklabor 2. Spencer Ende”, schloss er seine Unterhaltung mit DeFalco.

7

Logbuch der Cousteau, Commander Spencer, Nachtrag:

Der Versuch, das Schiff anzuhalten, hat einen Teil unserer Fracht zur Explosion gebracht, wodurch die Backbordstrebe gebrochen ist. Wir sind nun bewegungsunfähig und versuchen nun, Lösungen zu finden, um Hilfe zu rufen.

Spencer verfasste den Logbucheintrag und verließ dann ebenfalls die Hilfsbrücke in Richtung Physiklabor 2.

Er betrat den Raum und war überrascht, wie schnell das großflächige, aber ansonsten leere Labor in einen Konferenzraum verwandelt werden konnte, dank der tatkräftigen Hilfe einiger Fähnriche, die die Stühle aus ihren Quartieren spenden mussten und diese sowie einen Tisch in das Labor gebracht hatten. Er wählte seinen üblichen Stuhl vor Kopf und gab den Anwesenden Zeichen, sich zu setzen.

“Sie wissen sicher alle, was passiert ist, und wie es im Moment aussieht”, begann er ruhig. “Unsere oberste Priorität ist Kommunikation, oder, um es banaler auszudrücken: ein Hilferuf.” Er scheute sich nicht, dieses Wort in den Mund zu nehmen, um jedem die Lage verständlich zu machen. “Wie sieht es damit aus?”

“Die Subraum-Kommunikationssysteme sind ausgefallen, und zwar irreparabel, so wie ich das sehe”, berichtete DeFalco. “Wir können keine Shuttles einsetzen, weil der Hangar im Moment nicht mit Luft gefüllt ist. Die Shuttles haben die Tür eingedrückt. Nebenbei brauchen wir die Hangartür im geschlossenen Zustand, um für nötige Stabilität zu sorgen. Wir können auch keine Sonden auswerfen, weil der Torpedoabschuss ausgefallen ist und die Transportersysteme nicht arbeiten.”

“Danke. Irgendwelche Vorschläge?” Unwillkürlich sah er Müller an.

“Ich habe mir den Schlamassel im Hangar gründlich angesehen. Wir müssten die Türe von außen versiegeln, denn die Shuttles innen versperren den Weg, selbst wenn wir reinkämen. Wir können aber keinen Trupp nach außen schicken, weil wir zwar nur noch langsam durch den Raum driften, aber immer noch zu schnell, um am Schiff zu arbeiten. Shuttles können wir vergessen, solange wir nicht stoppen”, stellte Müller fest. “Was ist denn mit den Transportern?”

Spencer sah zu DeFalco, der ungefragt antwortete. “Es gibt unregelmäßige Schwankungen bei der Energiezufuhr. Die Transportertechniker arbeiten im Moment daran, aber Sisota meint, dass es schwierig werden wird, die Energie zumindest für Molekularauflösung wieder herzustellen und stabilisieren. Lebende Wesen wird der Transporter aber auf keinen Fall mehr transportieren können, jedenfalls nicht innerhalb von ein bis zwei Wochen.”

“Aha. Und was ist mit den Sonden und dem Torpedoabschuss?”, fragte Spencer.

DeFalco schüttelte den Kopf. “Der Torpedoabschuss ist vollständig zerstört. Da klafft ein mittelgroßes Loch in der Hülle, immerhin mit stabilen Kraftfeldern.”

“Können wir die Sonden nicht einfach aus dem Schiff werfen? Genug Hüllenbrüche hätten wir ja?”, überlegte Xuma.

“Hm. Sie meinen, wir schicken Teams mit Lebenserhaltungsgürteln in eine beschädigte Sektion, versiegeln die Türe, schwächen die Kraftfelder und werfen die Sonde hinaus?”, fragte Spencer, der sofort begriff, was Xuma meinte. Dieser nickte.

DeFalco erhob sich leicht von seinem Stuhl. “Ich bin froh, dass ich die verdammten Kraftfelder endlich stabil habe. Soll ich die jetzt wieder mutwillig schwächen?”, fragte er ereifert.

Spencer blieb ruhig und sagte knapp: “Ja. H'Korr, wie sieht's denn mit Kurzstreckenkommunikation aus? Wir müssen die Sonden ja per Funk ansprechen, da wir sofort von ihnen wegdriften.”

“Der funktioniert größtenteils. Wir müssten vielleicht einige Kommandos mehrfach schicken, aber darauf kommt es wohl nicht an.” Auch bei ihr machte sich inzwischen Mutlosigkeit breit, so musste Spencer feststellen. Kein gutes Zeichen, aber das Überleben aller war im Moment wichtiger als die Moral der Crew, so entschied er für den Moment.

“Gerry, was hältst du von Mr. Xumas Vorschlag?”

DeFalcos Mundwinkel zuckten unschlüssig. Er brauchte einige Sekunden, bis er eine Antwort gab. “Ich brauche dazu erst die genauen Daten der einzelnen Bruchstellen, die Stabilitätsparameter und so weiter, bevor wir überhaupt anfangen können. Vielleicht müssen wir auch erst alle Bruchstellen mit stabilem Draht sichern, was weiß ich...”

“Dann fang' an! Je schneller, je besser”, sagte Spencer knapp und schaute in die Runde. Er war jetzt nicht in der Stimmung für DeFalcos Witze.

“Dann bliebe nur noch zu klären, welche Sonden wir hinausschicken. Lt. H'Korr?”

“Mein Vorschlag wäre eine Klasse VI Commsonde als externer Subraumrelaisersatz und eine Klasse IX Sonde, die wir zur Sternenbasis 53 schicken.”

Er schaute erwartungsvoll und zustimmend in die Runde, DeFalco nickte.

“Also los geht's!”, bestimmte Spencer. “In einer Stunde will ich spätestens Ergebnisse sehen, die Zeit ist knapp! Das wär's.” Er schloss die Konferenz und machte sich mit Hwang und Hellmann auf den Weg zurück zur Hilfskontrolle. Xuma bereitete zusammen mit DeFalco den Auswurf der Sonden vor und H'Korr übernahm deren Konfiguration.

“Mr. Hellmann. Stellen Sie mir doch mal einen umfassenden Schadensbericht zusammen”, ordnete Spencer nach kurzer Zeit an, nicht gerade auf die freundlichste Art und Weise.

“Wird sofort erledigt, Sir”, sagte Hellmann prompt, der sich nichts anmerken ließ und begann, den Computer und den Maschinenraum nach den Schäden und deren Ausmaß zu befragen.

Spencer setzte sich wieder mit einem leichten Brummen hin, er schien im Moment nicht die allerbeste Laune zu haben, was auch nicht weiter verwunderlich war. Der nächste Anruf vom Maschinenraum war auch nicht dazu geeignet, diese Laune zu heben.

“Ja. Spencer hier. Was gibt's denn jetzt schon wieder, Gerry?”

“Captain, ich glaube, wir verlieren Atemluft!”, rief er aufgeregt.

“Wie bitte?”, fragte Spencer in einem ungläubigen Ton.

“Ich habe einen 0.02 prozentigen Druckabfall im ganzen Schiff festgestellt.”

Nach dieser Aussage hellte sich Spencers Miene wieder auf und zuckte die Achseln, eine bei einem Intercomgespräch nicht so ganz wirkungsvolle Taktik. Auch sein Ton war jetzt wieder ruhiger. “Ja und? Eine minimale Fehlfunktion der Umweltkontrollen? Die Luft, die wir in den Millisekunden vor dem Errichten der Kraftfelder bei den Hüllenbrüchen verloren haben? Die Luft, die bei den Explosionen chemisch umgesetzt wurde? Wo ist das Problem?”, spekulierte er fleißig.

DeFalco ließ sich nicht überzeugen. “Es kann aber auch eine Fehlfunktion in den Kraftfeldern sein, durch die ständig Luft entweicht.”

“Richtig. Und warum checkst du das nicht?”, fragte Spencer gespielt vorwurfsvoll.

“Habe ich schon. Dreimal. Alle möglichen Kraftfeldparameter sind in Ordnung”, antwortete DeFalco mit ebenfalls gespielter Entrüstung.

“Ja also. Also verlieren wir keine Luft”, folgerte Spencer.

“Mmpf.” DeFalco grunzte und schloss den Kanal.

Spencer lehnte sich zurück, schüttelte den Kopf und atmete tief aus. ‚Sieht Gerry jetzt schon Gespenster?‘, fragte er sich.

Kurz danach kam ein neuer Anruf via Intercom.

“Hier Xuma. Wir sind jetzt soweit, um die Sonden abzusetzen.”

“Gut. Wo sind Sie?”

“Bei den Frachträumen. Sektion 3, um genau zu sein.”

“Ich komme sofort. Hwang, Sie haben die Brücke. Hellmann, wenn ich wiederkomme, ist der Bericht fertig”, knurrte Spencer, beendete die Intercomverbindung, schwang sich aus seinem Sessel und verließ die Hilfsbrücke.

Hwang erhob sich von ihrer im Moment sowieso nutzlosen Flugsteuerungskonsole und ließ sich im Kommandosessel nieder, der ihr allerdings auch nicht komfortabler als die übrigen Sitzgelegenheiten auf der Brücke erschien.

“Was ist denn in den gefahren? Der hängt ja heute richtig den Kommandanten raus?!”, brummte sie. Sicherheitshalber hatte sie nach dem abschließenden Zischen der Lifttüren hinter Spencer einige Sekunden verstreichen lassen.

Hellmann grinste. “Rate doch mal, Kim. Sieh' dich einfach um, dann weißt du Bescheid”, sagte er, ohne die Arbeit an seiner Konsole zu unterbrechen.

“Ich weiß. Ich musste einfach etwas sagen. So wortlos hier rumzusitzen, unter diesen Umständen...”

 

Währenddessen sprintete Spencer zur von Xuma angegebenen Sektion. Fünf Leute waren vor der Frachtraumtür in Warteposition gegangen, Xuma und DeFalco standen an der nächsten Wandkonsole bereit.

“So, was habt ihr denn da ausgebrütet?”, fragte Spencer.

“Also: Wir haben eine Kommunikationssonde und eine Warpsonde mit Antigravs ausgestattet. Fünf Leute mit Lebenserhaltungsgürteln sind bereit, vier für die Sonden und einer zum Aufpassen. Wir werden die Türe luftdicht abschließen und langsam die Stärke des Kraftfelds verringern. Wenn das Kraftfeld schwach genug ist, werden die beiden Sonden durch den Hüllenbruch hinausgeworfen. Danach wird der Raum wieder unter Druck gesetzt und die Leute können wieder rauskommen. Vor Unfällen werden wir durch ein weiteres Kraftfeld geschützt”, antwortete Xuma.

“Hört sich gut an, beginnen Sie!”, stimmte Spencer zu und zeigte sich zufrieden, besonders wegen des recht sicheren Aufbaus der Aktion.

Xuma gab das erwartete Zeichen und die fünf bereitstehenden Offiziere schnappten sich die Sonden, die dank Antigraveinheiten ohne Probleme transportiert werden konnten und betraten die nächste Sektion des Flurs.

Xuma aktivierte die beiden Kraftfelder auf dem Flur links und rechts der Frachtraumtür, so dass das Sondenteam quasi von Kraftfeldern eingeschlossen war. Danach öffneten sie manuell die Türe zum Frachtraum, der inzwischen wieder mit Luft gefüllt war und traten in ein ziemliches Chaos, denn die Explosion der vermischten Düngemittel hatte von der restlichen Ladung, wie eigentlich vom gesamten Frachtraum nicht mehr allzu viel übrig gelassen.

Auf der der Tür gegenüberliegenden Seite klaffte ein gewaltiges Loch in der Außenhülle; über eine Breite von zwei, drei Metern war von oben bis unten nur der Weltraum zu sehen, die Enden der Bordwand auf beiden Seiten waren gezackt, alles in allem ein sehr bedrohlicher Anblick. Die Tatsache, dass die fünf im Raum nur von einem Kraftfeld vor der Kälte des Weltraumes geschützt wurden, machte die Sache nicht besser.

Fähnrich Dercoux aus der Sicherheitsabteilung prüfte den Raum sorgfältig mit einem Tricorder, bevor er mit seinem Phaser vorsichtig einige Trümmerteile vaporisierte, die den Zugang zur geborstenen Außenhülle behinderten. Er gab den vier übrigen Sondenschleppern ein Zeichen, auf das sie ihre Lebenserhaltungsgürtel aktivierten. Er selbst tat es ihnen gleich.

“Dercoux an Xuma: Wir sind soweit. Die Türe kann versiegelt und die Atmosphäre abgepumpt werden.”

Xuma sah Spencer an, der zufrieden nickte. Xuma begann, die Eingangstüre luftdicht abzuschließen und pumpte langsam die Atmosphäre aus der Frachtkammer.

“Xuma an Dercoux. Alles OK?”

Dercoux stand an der Intercomstation im Frachtraum. “Hier Dercoux. Das Intercom funktioniert auch ohne Luft hier. Ansonsten ist alles klar. Wir sind bereit!”

“Wir verringern jetzt die Kraftfelder”, sagte Xuma und machte DeFalco Platz an der Konsole, damit dieser langsam die Intensität der Kraftfelder soweit verringern konnte, dass die Sonden, ohne die Stabilität des Schiffes zu gefährden, die Kraftfelder durchbrechen konnten.

Nach kurzer Zeit war er soweit. “DeFalco an Dercoux. Die Kraftfelder sind jetzt geschwächt. Schafft die Sonden raus und zwar schnell! Allzu lange will ich die Hülle nicht belasten! Duranium ist auch nicht das, was es einmal war.”

Dercoux bestätigte und gab den vier Sondenschleppern ein Zeichen. Nacheinander traten die beiden Teams, die die Sonden trugen, vor das in der Wand klaffende Loch. Sie gaben den Sonden, die dank der Antigraveinheiten mühelos zu bewegen waren, einen leichten Schubs, woraufhin die Sonden das Kraftfeld mit einem leichten Knistern durchbrachen. Sie trieben vom Schiff weg durch den Raum, weil einerseits die Cousteau ohnehin durch den Raum driftete, andererseits aber die Sonden auch einen gewissen Schwung von dem Schubser mitbrachten und diesen im Weltraum bekanntlich nie verloren.

“Dercoux an DeFalco. Die Sonden sind draußen. Wir sind fertig.”

“Danke.” DeFalco reaktivierte die Kraftfelder, überließ es Xuma, die übrigen Kleinigkeiten, wie atmosphärischen Druck und die Wiederöffnung der Türe, zu arrangieren und entschwand in Richtung Maschinenraum, um den Fortgang der laufenden Reparaturen zu überwachen.

“Sie können jetzt die Gürtel deaktivieren und herauskommen”, informierte Xuma Dercoux, nachdem er die ursprünglichen atmosphärischen Verhältnisse im Frachtraum wieder hergestellt hatte.

“Dercoux bestätigt!”, antwortete er. Xuma wandte sich zu Spencer um. “Das war's. Die Show ist vorbei, Captain!”

“Gute Arbeit, Xuma. Das lief ja alles sehr glatt!” Spencer kehrte wieder auf die Hilfsbrücke zurück.

Als er hereinkam, hatte er den Eindruck, als wären Hwang und Hellmann bei seinem Eintreten plötzlich verstummt und sah sich kurz verdächtigend um, bevor er fragte: “Ist irgendwas? Konnte ich euch wirklich hier alleine lassen?”

Hellmann schüttelte den Kopf und antwortete: “Nichts Besonderes, Sir”, während Spencer bei Hwang den Eindruck hatte, als wäre sie gerade vollauf damit beschäftigt, sich ein Lachen zu verkneifen.

“Na dann”, brummte Spencer, “Na dann lassen Sie mich mal wieder da sitzen, wo ich hingehöre”, richtete er an Hwangs Adresse.

Als sie Spencers Sessel geräumt und er Platz genommen hatte, folgte ein mürrisches: “Und? Bericht fertig?” in Richtung Hellmann.

“Ja, Sir”, antwortete er vorschriftsmäßig und unterließ es rücksichtsvoll, noch so etwas wie einen Kommentar hinzuzufügen.

Spencer nahm in dankend durch seine Konsole entgegen und überflog ihn. Er nahm nichts Neues und Wesentliches zur Kenntnis, und war recht froh darüber, keine neuen Hiobsbotschaften mehr verkraften zu müssen. Offensichtlich hielten die Überreste seines Schiffes jetzt endlich ohne weitere Probleme zusammen und er fühlte sich gleich, ein wenig zwar nur, doch immerhin, besser.

H'Korr kam auf die Brücke und ließ sich an ihrer Station nieder. Spencer drehte sich um und fragte: “Alles klar mit den Sonden?”

Sie nickte und begann, durch den wieder hergestellten Funk Kontakt mit den Sonden aufzunehmen.

“Kontakt steht, Sir!”

“Gut, dann bestücken Sie die Klasse IX Sonde mit unserem Logbuch sowie dem aktuellen Schadensbericht und schicken Sie sie mit einer Bitte um schnellstmögliche Abholung zur Sternenbasis 53! Und versuchen Sie mal mit Hilfe der anderen Sonde, etwas Aktuelles aufzufangen. Kann ja schließlich sein, dass die Föderation inzwischen im Krieg mit den Cardassianern liegt...”

“Aye, Sir”, bestätigte H'Korr.

Hwang drehte sich erschrocken zur Seite und auch Hellmann schien zu erstarren. “Glauben Sie das wirklich, Sir?”, fragte sie.

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