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Nr. 010 - Andreas Drechsler, Angriff und Verteidigung
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Logbuch der Cousteau, Sternzeit 21198.3, Commander Spencer: [12.03.2344 13:52:02]

Wir befinden uns im Anflug auf Sternenbasis 53. Die Botschafterdelegation wird in zwei Tagen von der Jersey abgeholt und uns erwartet ebenfalls ein neuer Auftrag.

Spencer beendete die Aufzeichnung und nahm einen tiefen Schluck aus der Kaffeetasse, die er neben sich auf einer speziell angebrachten Halterung platziert hatte.

“Wir nähern uns der Sternenbasis!”, meldete Hwang.

“Danke”, sagte Spencer, nachdem er den Schluck Kaffee ausgiebig genossen und hinuntergeschluckt hatte.

Er wollte gerade die Anweisung geben, den Dockvorgang vorzubereiten, als H'Korr meldete: “Sir, wir werden gerufen!”

“Auf den Schirm!” Admiral Paris erschien auf dem Schirm und Spencer, der gerade einen Versuch unternommen hatte, die Tasse auszutrinken, brach diesen sofort ab.

“Admiral”, begrüßte er Paris vorschriftsmäßig.

“Ah, Commander.” Er bedachte Spencer kurz mit einem strafenden Blick, da er trotz Spencers Bemühungen, seinen Kaffeekonsum vor ihm zu verbergen, diesen in den letzten Ausläufern mitbekommen hatte.

“Ich habe von ihren Erfolgen im Kaus-System gehört und bin zufrieden”, begann Paris.

“Danke, Sir”, antwortete Spencer.

“Des Weiteren hat sich eine Terminänderung für Sie ergeben”, fuhr er fort. “Die Cousteau ist in den nächsten fünf Tagen für eine Wartungsinspektion vorgesehen.”

“Was ist mit den Transportgütern, die wir von der Jersey übernehmen sollten?”, fragte Spencer, der unterwegs bereits die neuen Einsatzorder erhalten hatte.

“Die Jersey wird sich wegen eines Maschinenproblems verspäten. Benachrichtigen Sie ihre Ingenieursabteilung und docken Sie an Schleuse 3 an”, antwortete Paris in seiner wie üblich kurz angebundenen Art.

“Verstanden, Sir.” Spencer war erfreut, da die Cousteau schon seit einigen Monaten für eine Überholung vorgesehen war, es aber immer entweder an freien Kapazitäten oder an dringenden Aufträgen gescheitert war.

“Ich erwarte dann ihren Bericht in zwei Stunden. Melden Sie sich dann bei mir. Paris Ende.” Der Admiral schloss den Kanal.

“Miss Hwang, Sie haben es gehört. Docken an Schleuse 3!”, wiederholte Spencer überflüssigerweise.

Sie nickte und gab den Kurs ein. Nach einigen Minuten meldete sie: “Der Dockvorgang ist abgeschlossen.”

“Also dann!” Spencer gab den ersehnten Wink an die Brückenoffiziere, dass sie von Bord gehen könnten. Er informierte via Rundruf die restliche Crew und wies Sanchez an, am Ausgang auf ihn zu warten. Zum Schluss informierte er die Botschafter und verließ dann die Brücke, vergaß aber nicht, vorher seine Kaffeetasse zu leeren.

Er traf Sanchez am Durchgang zur Basis zusammen mit den Botschaftern.

Botschafter Saran richtete das Wort an Spencer: “Es war sehr angenehm, mit Ihnen zusammenzuarbeiten, Captain Spencer!”

“Es war mir eine Ehre, Botschafter”, gab Spencer das Kompliment zurück.

Saran erhob seine rechte Hand zum vulkanischen Gruß. “Leben Sie lange und in Frieden, Mr. Spencer.”

Auch Spencer hob seine rechte Hand, allerdings zuckten seine Finger nur. “Verzeihen Sie, Botschafter, wenn ich ihren Gruß nicht erwidere, ich habe ihn noch nie hinbekommen”, gestand Spencer. “Ich wünsche Ihnen ebenfalls ein langes Leben und Frieden, außerdem eine gute Heimreise.”

Saran wandte sich nach einer leichten Verbeugung um und führte seine Delegation gemessenen Schrittes den Korridor entlang.

Nachdem sie hinter der nächsten Biegung verschwunden waren, sprach Spencer Sanchez an: “Wir werden jetzt hier fünf Tage verbringen, in denen die Cousteau für eine Überholung eingeplant ist. Stellen Sie die notwendigen Änderungen nach ‚Unbedingt‘, ‚Erforderlich‘ und ‚Wäre schön, wenn‘ zusammen. Wir treffen uns um 16:00 bei Paris.”

“Ich muss da nicht mehr viel vorbereiten”, murmelte Sanchez. “Ich habe die Liste seit vier Monaten bei mir liegen, seit wir zum ersten Mal für eine Ausbesserung vorgesehen waren. Fünf Tage? Besser als nichts.”

Spencer schmunzelte. “Gut, Mr. Sanchez. Das wäre dann alles.”

 

Zur verabredeten Zeit fanden sich Spencer und Sanchez vor dem Büro Paris' ein und wurden sofort zum Admiral durchgelassen.

“Guten Tag Commanders. Bitte nehmen sie Platz”, begrüßte sie Paris. Spencer reichte ihm das PZAG mit dem Missionsbericht.

“Danke. Botschafter Saran hat mich über Ihre vorbildlichen Leistungen in Kenntnis gesetzt, Spencer. Gute Arbeit.” Paris machte die für ihn charakteristische Pause, die er immer dann einlegte, wenn er zwischen einem zurückliegenden und einem neu anstehenden Thema wechselte. “Wo wir gerade bei guter Arbeit sind. Die Regierung von Cygnus hat sich entschlossen, Sie für Ihre Rettungsaktion mit einem Orden zu belohnen. Hier ist der ‚Silberne Halbmond von Cygnus‘, Commander. Herzlichen Glückwunsch!”

Spencer sprang überrascht auf und versuchte einen leisen Pfiff durch die Zähne. “Danke, Sir!”

Paris ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen, stand ebenfalls auf und heftete Spencer den Orden an seine Brust mit den Worten “Danken Sie nicht mir, danken Sie Minister Sydarek.”

Sanchez, der ebenfalls aufgestanden war, klopfte Spencer auf die Schulter. “Das sieht gut aus, Captain”, sagte er und wies auf den Orden.

Spencer winkte ab, setzte sich wieder und gab Sanchez ein Zeichen.

“Sir, ich habe hier die Details für die Überholung vorbereitet.” Er reichte Paris ein weiteres PZAG.

Dieser überflog die Einträge und meinte dann: “Gut, das werde ich an die zuständige Ingenieurscrew weiterleiten. Sonst noch etwas?”

Spencer und Sanchez verneinten und Paris deutete an, dass sie den Raum verlassen konnten.

Auf dem Korridor sagte Spencer: “Mr. Sanchez, Sie werden die Arbeit der Ingenieure überwachen. Das soll heißen, dass sie Ihre fünf freien Tage genauso genießen sollen, wie alle anderen, nur immer für etwaige Anfragen erreichbar sein sollten. Die Ingenieure werden mit Sicherheit schneller arbeiten, wenn Sie ihnen nicht immer über die Schulter schauen.”

Sanchez nickte. “Alles klar!” Er machte sich auf den Weg in den großen ‚Gesellschaftsraum‘ der Sternenbasis.

Spencer verharrte kurz unschlüssig und schritt dann zum nächstgelegenen Computerterminal. “Computer: Nehme Zugriff auf die Speicher der Cousteau und vergleiche den Inhalt der Datei Spencer-A1537 mit der Anwesenheitsliste der Station!”

Der Computer summte kurz und antwortete: “Es gibt keine Entsprechung!”

“Dann nicht, Computer”, sagte Spencer. Er hatte den Computer gerade überprüfen lassen, ob sich einer seiner regelmäßigen Schachpartner zufällig auf der Station befand, denn bei fünf Tagen Aufenthalt hätte man zumindest einige Partien spielen können. Doch die Antwort des Computers machte diese Hoffnung zunichte.

Stattdessen machte er sich nun auf den Weg zu seiner Kabine auf der Cousteau, um dort allein einige Schachstudien zu treiben.

 

Spencer saß in seinem Quartier und ließ seine Gedanken um eine mögliche Fortsetzung des aggressiven Richter-Angriffs der Sizilianischen Verteidigung kreisen, den er vor sich auf seinem elektronischen Schachbrett sah. Bei seinem letzten Turnier hatte er gleich zwei Partien in dieser Eröffnung verloren, für das nächste wollte er ein derartiges Vorkommnis vermeiden. Plötzlich summte der Türmelder und er sah auf: “Herein bitte!”

Lt. H'Korr trat ein und fragte: “Störe ich, Captain? Ich würde Sie gerne kurz sprechen.”

“Aber natürlich”, antwortete Spencer und bot ihr einen Platz an. “Was gibt's denn?”

“Sir, ich...” Sie sah zu Boden und fuhr dann fort: “Ich möchte um meine Versetzung bitten.”

Spencer blickte erstaunt auf und fragte sie: “Versetzung? Warum, wenn ich fragen darf?”

H'Korr zögerte einen Augenblick. “Darf ich offen sprechen, Sir?”

“Ich bitte darum.”

“Nun, Sir, um ehrlich zu sein, ich fühle mich auf der Cousteau nicht genug gefordert und habe ein Angebot, auf der Ambassador als Linguistikspezialistin anzufangen. Und...” Sie stockte wieder.

“Schon gut. Ich weiß Bescheid. Sie können mehr als nur Kontrollschalter bedienen und ,Kanal offen!‘ sagen”, sagte Spencer und nickte. “Wenn ich Ersatz für Sie bekommen habe, werde ich Ihrem Antrag mit einer Empfehlung zustimmen.”

Sie stand überrascht auf, sie hatte nicht erwartet, dass ihr Gespräch mit Spencer so reibungslos laufen würde. “Vielen Dank, Sir!”

“Ich will Ihrer Karriere nicht im Weg stehen, Lieutenant. Und die Cousteau ist zugegebenermaßen nicht gerade ein Karrieresprungbrett”, brummte Spencer.

H'Korr neigte ein wenig den Kopf, sie war sich nicht sicher, ob er darauf eine verbale Reaktion ihrerseits erwarten würde oder nicht. Nach einigen Sekunden verließ sie, ohne ein weiteres Wort gesagt zu haben, Spencers Kabine.

Spencer ließ sich wieder in seinen Lieblingssessel fallen und dachte kurz nach. Dann öffnete er einen Kommunikationskanal.

“Commander Spencer an Admiral Paris!”

“Paris hier. Commander?”

“Störe ich Sie im Moment, Sir?”

“Nein, nicht besonders. Worum geht es?”

“Mein 1. Kommunikationsoffizier hat ihre Versetzung beantragt, ihr zufolge hat sie ein Angebot von der Ambassador vorliegen.”

“Und?”

“Nun, ich habe vor, ihrem Antrag zu entsprechen und dann brauche ich, wie es immer so schön heißt, ‚Ersatz‘.”

Paris warf einen kurzen Blick auf seine Computerkonsolen. “Im Moment steht niemand zur Verfügung. Aber ich werde mich darum kümmern”, versicherte er.

“Vielen Dank, Sir.”

Paris trennte die Verbindung. Spencer hoffte, dass die Versetzungsabsicht H'Korrs die einzige schlechte Nachricht für die nächsten fünf Tage bliebe.

2

Logbuch der Cousteau, Sternzeit 21211.4, Commander Spencer: [17.03.2344 08:56:15]

Die Kurzrenovierung des Schiffes ist abgeschlossen und die dringendsten Arbeiten sind Chefingenieur Sanchez zufolge zufrieden stellend erledigt worden. Wir haben Transportgüter für Coltar IV von der Jersey übernommen und werden auf dem Weg dahin Gasanomalien im Menkent-System untersuchen.

Spencer ließ sich im Kommandosessel nieder und fragte: “Wie sieht's denn mit der Verbindung der beiden Aufträge aus?”

“Gut, Sir. Wir müssen nur einen kleinen Umweg machen, um das Menkent-System anzufliegen”, antwortete Hwang nach einem Blick auf ihren Navigationscomputer.

“Danke. Miss Hwang. Wir haben Startfreigabe, also bringen Sie uns aus dem Dock.”

“Aye, Sir. Ich löse die Andockklammern. Wir verlassen Sternenbasis 53 mit Manöverdüsen”, kommentierte Hwang, während sie auf ihrem Pult die notwendigen Tasten berührte.

Kurze Zeit später meldete sie, dass sie für Warpgeschwindigkeit bereit wären.

“Dann setzen Sie Kurs aufs Menkent-System mit Warp 5!”

“Kurs ist gesetzt. Wir werden voraussichtlich in drei Tagen und zwei Stunden ankommen.”

“Energie!”, sagte Spencer und die Cousteau verließ den Normalraum, um im Subraum auf vielfache Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen, auf das 214fache, um genau zu sein.

“Wir sollten die Splendor kontaktieren, um ihre Sensorenwerte zum Vergleich zu nehmen”, sagte Spencer nach kurzer Zeit unvermittelt. “Lt. H'Korr?”

“Ich suche sie und nehme Kontakt auf”, reagierte sie.

“Danke.”

“Ich habe die Splendor erreicht”, meldete sie nach kurzer Zeit Erfolg.

“Auf den Schirm!”

Wieder erschien das Bild Captain O'Malleys auf dem Hauptschirm.

“Captain Spencer? Was wünschen Sie?”

“Captain O'Malley, wie ich hörte, mussten Sie Ihre Untersuchungen im Menkent-System abbrechen. Wir sollen sie fortführen und hätten dazu gerne Ihre Sensordaten zu Vergleichszwecken.”

O'Malley drehte sich um und gab seinem Kommunikationsoffizier Anweisungen. “Wir übermitteln die Daten. Und legen Sie die Sensorenwerte bitte nicht auf die Goldwaage. Wir hatten da bis zum Schluss einige Kalibrierungsprobleme. Haben Sie die Daten, Captain?”

Spencer drehte sich um und H'Korr nickte.

“Ja, haben wir. Vielen Dank, Captain”, antwortete Spencer.

“Keine Ursache. O'Malley Ende!”

Das Bild der Brücke der Splendor wurde wieder durch die ‚Warpsterne‘ ersetzt. Spencer freute sich auf einen ruhigen Flug.

 

Am übernächsten Tag hatte Thola wie immer das Kommando während der Tagschicht auf der Brücke, als plötzlich ein Signal an der Kommunikationskonsole ertönte. H'Korr bestätigte und es erschien das Bild eines sorgenvoll dreinblickenden Admiral Paris auf dem Hauptschirm: “Achtung! Hier spricht der Sektorkommandant der Sternenflotte, Admiral Paris, Sternenbasis 53. Dies ist eine allgemeine Warnung an alle Schiffe in den angrenzenden Sektoren. Die Anzeichen für einen bevorstehenden, großangelegten Angriff der Cardassianer mehren sich, wir haben allerdings keine Beweise. Es herrscht ab sofort allgemeiner Alarmzustand Stufe Gelb für alle Sternenflottenschiffe, bis Sie gegenteilige Anweisungen erhalten. Sie werden angewiesen, ihre Augen und Sensoren offenzuhalten und sofort Meldung zu machen, wenn Ihnen etwas Verdächtiges auffällt. Seien sie vorsichtig und halten sie sich kampfbereit! Paris Ende!”

Thola beauftragte H'Korr, den Kanal zu schließen und die Bestätigung, dass sie die Nachricht empfangen und verstanden hätten, hinauszuschicken. Dann rief er Spencer auf die Brücke und wies H'Korr an, die Nachricht zu wiederholen.

“Also gut”, meinte Spencer mit erhobener Stimme, nachdem die Wiederholung der Ansprache Paris' beendet war. Er gab Thola durch eine deutliche Geste zu verstehen, dass er jetzt gerne im Kommandosessel Platz nehmen würde. “Geben Sie Alarmstufe Gelb, schalten Sie die Langstreckensensoren auf Maximum und lassen Sie Coreman einen Teil der Wissenschaftsstation zur taktischen Konsole umrüsten. Diese hat während aller Schichten bemannt zu sein, damit wir auf jeden Fall vorbereitet sind. Und holen Sie mich sofort, wenn sich etwas tut oder auch nur zu tun scheint. Alles klar?”

“Ja, Sir!” Thola und die übrige Brückenbesatzung nickte.

Spencer beorderte Coreman auf die Brücke und erklärte ihm das Notwendige.

“Wir werden vorbereitet sein, Sir”, versicherte dieser gelassen.

Während er mit der Rekonfiguration der wissenschaftlichen Konsole beschäftigt war, wandte er sich nochmals an Spencer.

“Captain, ich schlage vor, Kampfsimulationen durchzuführen”, sagte er in einem Tonfall, als wäre es das Natürlichste der Welt. Für ihn als altgedienten Sicherheitsoffizier war es das wahrscheinlich auch, für Spencer dagegen weniger.

Spencer stand auf und begab sich zu Coreman ans untere Ende des Viertelkreises, den die Wissenschaftsstation bildete. “Halten Sie das wirklich für nötig? Glauben Sie denn, dass wir in Gefechte verwickelt werden? Wir sind nur ein kleines Forschungsschiff und...”

“Eben drum”, meinte Coreman. “Wir haben nicht viel zu bieten, aber wir müssen das Schiff im Gefahrenfalle ausreizen können. Sagen Sie Captain, wie lange liegt Ihr letztes Weltraumgefecht zurück?”

Spencer überlegte: “Das war noch auf der Enterprise. Mindestens zwei Jahre.”

“Na sehen Sie. Wie alle hier könnten Sie etwas Training gebrauchen”, meinte Coreman augenzwinkernd.

“Gut. Wann könnten Sie uns dann einige Simulationsprogramme einspeisen?”, fragte Spencer, nun mit einer Spur Besorgnis in der Stimme.

“In wenigen Stunden. Ich weiß im Moment nicht, ob der Simulationsmodus des Hauptcomputers schon darauf eingerichtet ist.”

“Dann tun Sie das. Und servieren Sie bitte ein paar einfache zuerst. Wir brauchen dringend Grundlagenunterricht”, brummte er, verließ wieder die Brücke und gab damit wortlos Thola das Kommando zurück. Dann fuhr er in den Maschinenraum, um sich persönlich davon zu überzeugen, dass alles den Vorschriften für Alarmstufe Gelb entsprechend vorbereitet war. Er fand Sanchez rasch.

“Es gibt keine Probleme.” Sanchez klang souverän wie immer. “Wir führen gerade umfangreiche Tests und Diagnosen an den Schilden, Waffensystemen und den Energieverteilern durch und wechseln einige Teile aus. Sowohl bei den Phasersystemen als auch bei den Photonentorpedos haben wir ältere Bauteile gefunden, die wir vorsichtshalber ersetzen werden. Es ist wohl schon eine Weile her, dass dieses Schiff zum letzten Mal auf volle Gefechtsbereitschaft getrimmt wurde.”

“Wieso sind Ihnen diese Teile vorher nicht aufgefallen? Zum Beispiel bei der Überholung?”, fragte Spencer kritisch.

“Erstens waren dringendere Änderungen notwendig, zweitens funktionieren diese Teile noch und drittens waren die Systeme bisher nie defekt, als dass sie eine größere Überholung rechtfertigen würden”, zählte Sanchez selbstbewusst auf.

“Wann können Sie volle Gefechtsbereitschaft melden?”

“Nun, ich habe im Moment alle Ingenieurteams im Einsatz, inklusive der Transportertechniker.” Sanchez überlegte einen Augenblick. “Wir sollten in zwei Stunden soweit sein, wenn es keine Probleme gibt.”

“Gut, danke, Mr. Sanchez. Machen Sie weiter!”

“Aye, Sir.”

Spencer verließ den Maschinenraum, ging zurück in seine Kabine und schaute melancholisch aus dem Fenster. Er erinnerte sich an einige Worte Sanchez‘.

“Computer! Wurde die Cousteau jemals in Gefechte verwickelt und wenn ja, wann?”, fragte er den Schiffscomputer.

Dieser gab einige summende Geräusche von sich und antwortete dann: “Die U.S.S. Cousteau wurde einmal in ein kleines Gefecht mit einem gekaperten Frachtschiff zu Sternzeit 8434,2 alter Zeit verwickelt und nahm an einer Simulation zu Sternzeit 10432,8 teil. Keine weiteren Berichte über sonstige Zwischenfälle.”

‚An einer Simulation? Als was? Als Übungsziel?‘, gingen Spencer spontan drei Fragen durch den Kopf: “Danke, Computer.”

Er rechnete die Daten schnell um: ‚Die Simulation war 2333, vor elf Jahren, als ich gerade auf die Enterprise versetzt worden war und das Gefecht 2287, wo ich nicht mal geboren war. Hm... Und Raumkampf war noch nie meine Stärke...‘

Er musste daran denken, wie er bei den Tests auf der Akademie einige Schiffe in Kampfsimulationen ‚verschrottet‘ hatte, obwohl die Aufgabe eigentlich nicht so schwer gewesen war und viele seiner Kameraden auch keine großen Probleme gehabt hatten. Seine Schwäche in dieser Disziplin hatte damals zu deutlichen Punktverlusten bei der Bewertung seiner Kommandobefähigung geführt.

Das plötzliche Zurückerinnern an diese Ereignisse vermochte sein momentanes Selbstwertgefühl nicht gerade zu steigern. Er verspürte das Bedürfnis, seine Gedanken mitzuteilen, sein Finger schwebten über dem Aktivierungsknopf für sein persönliches Logbuch, er wusste jedoch nicht einmal, wie er beginnen sollte. Zwei Sekunden später ließ er seine Hand wieder kraftlos fallen und verwarf die Idee des Logbucheintrags.

Nachdem er einige Sekunden unbeweglich verharrt hatte, aktivierte er unwillkürlich sein direkt mit dem Hauptcomputer verbundenes, elektronisches Schachbrett, die mit Miniaturmotoren ausgestatteten Schachfiguren nahmen automatisch die Ausgangsstellung ein. Er entschloss sich in diesem Moment, eine Partie Schach mit dem Schiffscomputer zu spielen, ob zur Entspannung oder zur Ablenkung, konnte er nicht sagen.

Er war einer der wenigen, die immer noch zweidimensionales Schach dem dreidimensionalen vorzogen. Er spielte regelmäßig mit einigen anderen Sternenflottenangehörigen Fernschach via Subraumradio (das Hauptargument den 3D-Schach-Anhängern gegenüber war, dass man nur vier Zahlen zu übermitteln brauchte). Im Moment stand für ihn jedoch kein Partner zur Verfügung, es war keiner in den angrenzenden Sektoren im Dienst.

Er hatte den Computer im Moment darauf programmiert, verstärkt gegen ihn die Sizilianische zu spielen und dieses Mal versuchte er seiner üblichen Gewohnheit entgegen mit den weißen Steinen im Sinne des Richter-Angriffs auf scharfe Konfrontation zu spielen. Er musste jedoch schon nach dem fünfzehnten Zug feststellen, dass seine Gedanken anscheinend woanders weilten, da er bereits neben einem Bauern, den er bewusst geopfert hatte, auch noch den unplanmäßigen Verlust zweier weiterer Bauern zu beklagen hatte.

Er gab das Spiel verärgert auf und drehte seinen Sessel in Richtung des Fensters und hoffte, durch gedankliche Versenkung in die vorbeiflitzenden Leuchtpunkte, die mit der allgegenwärtigen Schwärze des Weltraums kontrastierten, die notwendige Entspannung und Ruhe zu finden, die er benötigen würde, um sein Wissen über die gängigsten Kampfmanöver wieder aufzufrischen.

3

Logbuch der Cousteau, Sternzeit 21220.1, Commander Spencer: [20.03.2344 13:21:30]

Wir sind im Menkent-System angekommen und führen die von der Splendor begonnenen Untersuchungen fort. Aufgrund von sektorweiter Alarmstufe Gelb werden wir bald auf Empfehlung meines Sicherheitschefs Gefechtsübungen durchführen.

“Verlagsamen Sie auf Impulskraft und nehmen Sie eine Position oberhalb der Sonne relativ zur Standard-Ekliptikebene ein, um einen größtmöglichen Abtastradius zu erreichen”, war Spencers erstes Kommando nach Beendigung des Logbucheintrags. Auf diese Idee war er allerdings nicht selbst gekommen, er folgte einer Empfehlung Tholas.

Hwang bestätigte und Thola begann eine umfassende Sensorenanalyse des Systems.

“Ich werde Hellmann zu meiner Unterstützung auf die Brücke holen”, kündigte Thola an, der bei größeren Untersuchungen für gewöhnlich die Teamarbeit vorzog. Er ließ die üblichen Analyseroutinen des Computers ablaufen und konnte danach nur bekannt geben: “Erste Sensorenanalyse beendet und nichts Besonderes gefunden.”

“Vergleichen Sie das Ergebnis auch mit den Aufzeichnungen der Splendor. Haben Sie schon eine Ursache für unser Phänomen?” fragte Spencer.

“Im Moment nicht, Sir.”

“Andere Phänomene vielleicht?”

Hellmann trat gerade auf die Brücke, nahm auf dem zweiten Stuhl an der Wissenschaftskonsole Platz und begann, Thola bei seinen Analysen zu helfen.

Thola warf einen kurzen Blick auf die Anzeigen und antwortete: “Menkent XI ist ein Planet der Klasse T. Ein Gasriese, der regelmäßig kleinere Mengen inerter Gase durch die Anziehungskraft von Menkent X, einem sehr großen Planeten der Klasse B, verliert. Beide Planeten bewegen sich im Moment nahezu synchron.”

“Elf!”, war ein erstaunter Ausruf Hwangs. “Dieses System hat elf Planeten?”

Thola, der gerade die Gaszusammensetzung analysierte, überhörte die Frage, doch Hellmann antwortete Hwang: “Ja. Menkent gehört zu den zehn Systemen mit der größten Zahl an Planeten.”

“Und was ist der Rekordhalter?”, erkundigte sich Hwang weiter neugierig.

“Meines Wissens das Panhelios-System im Beta-Quadranten. Es besitzt neunzehn Planeten, einen Haufen Asteroiden, allerdings keinen Planeten der Klasse M”, antwortete Hellmann.

“Panhelios? Panhelios? Ist da nicht eine Raumkampfsimulation auf der Akademie? Ich kann mich da an irgendwas erinnern. Mit Shuttles, glaube ich”, sagte Coremans Stellvertreter Xuma halblaut vor sich hin, der gerade einige Subsysteme an der provisorischen taktischen Station prüfte.

Spencer drehte sich nach rechts, hob in nahezu perfekter vulkanischer Weise eine Augenbraue und fragte: “Faszinierend. Was ist denn nun mit dem Gas?” ohne dabei eine Miene zu verziehen.

Hwang, die direkt neben ihm saß und die Gelegenheit hatte, Spencers Imitation aus nächster Nähe zu beobachten, lächelte breit und auch Hellmann und Xuma grinsten.

Thola jedoch, der Spencers Imitation nicht mitbekommen hatte, führte, ohne es zu wollen, den vulkanischen Faden Spencers weiter, indem er mit ruhiger Stimme seine Analyse präsentierte: “Die Zusammensetzung der Wolke, auf die wir gestoßen waren, entspräche in etwa der Zusammensetzung von Menkent XI.”

“Die Gaswolke stammt also wahrscheinlich von diesem Gasriesen, was allerdings noch nicht erklärt, woher sie ihren Warpantrieb hat, nicht wahr?”

“Das müssen wir erst noch analysieren, Sir”, meinte Hellmann.

“Na dann analysieren Sie mal schön”, gab Spencer leicht gelangweilt von sich. “Ich bin offen für jede Art der Spekulation.” Er drehte sich wieder nach vorne und lehnte sich zurück.

Nach einer kurzen Zeit, in der die melodischen Rückmeldungen der wissenschaftlichen Computerkonsole die Analysen Tholas und Hellmanns begleiteten, trat Coreman auf die Brücke und ging auf Spencer zu. “Ich habe einige Kampfsimulationen mit einigen cardassianischen Schiffen mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden ausgesucht. Von leichtverdaulich bis unmöglich, Sir.”

“Geben Sie die Programme ein. Um 16.00 Uhr gibt's die erste Lektion.” Spencers Laune, die bis eben überdurchschnittlich gut war, erfuhr einen kräftigen Dämpfer.

“Aye, Sir!” Coreman setzte sich an Terminal II, um die Simulationsprogramme vorzubereiten.

Thola schien etwas gefunden zu haben, denn er besprach sich leise mit Hellmann. Dieser nickte mehrmals, Thola sprach daraufhin Spencer an: “Sir, wir registrieren hier eine Art Subraumfluktuation.”

“Auf den Schirm!”

Das Bild der Sterne auf dem Hauptschirm flackerte, veränderte sich, doch es war nichts Ungewöhnliches zu erkennen.

“Vergrößern!”, versuchte Spencer weiter sein Glück.

“Sir, da ist nichts, was wir sehen können. Ich erhalte nur Messwerte, das da etwas sein muss, jedoch nicht, was es ist”, meinte Hellmann.

“Warum?”, richtete Spencer seinen fragenden Blick auf Hellmann, der mit den Schultern zuckte.

“Die Instrumente zeigen nur negative Reaktionen”, antwortete er.

“Also ist da jetzt etwas oder ist da nichts?”

Thola mischte sich ein: “Da ist mit Sicherheit nicht nichts.”

“Hä?” Das war alles, was Spencer hervorbringen konnte.

“Die Instrumente reagieren auf etwas, jedoch gibt es keinerlei positive Werte dieses Objekts”, versuchte sich Thola weiter, nach einigen Sekunden Bedenkzeit.

“Und?” Spencer war sich über die Bedeutung der Aussagen seiner Wissenschaftsoffiziere noch immer nicht im Klaren.

Hellmann versuchte jetzt sein Glück: “Im normalen Weltraum ist nichts, dann reagieren die Instrumente auch nicht. Hier jedoch reagieren sie, zeigen aber nur an, was es nicht ist.” Er schien im Nachhinein auch nicht sehr zufrieden mit seiner Erklärung.

“Kein Wunder, dass die Splendor sich über eine Sensorenfehlfunktion beschwert hat”, seufzte Hwang.

Spencer atmete tief durch und begab sich zur Wissenschaftskonsole.

“Mr. Thola, Mr. Hellmann”, er sah die beiden dabei nacheinander an, “ich würde gerne wissen, was da ist, nicht, was da nicht ist.” Er verdrehte die Augen und seufzte, als er merkte, dass er inzwischen genauso redete, wie seine beiden Wissenschaftsoffiziere. Er schob nach: “Oder anders formuliert: Was ist da?”

Die Brücke war nahezu still. Thola und Hellmann schauten kurz auf ihre Konsole mit den Sensorenmesswerten, dann sagte Hellmann mit dem Anflug eines Lächelns: “Laut den Instrumenten, Sir: Nichts.”

Leises Gekicher im Hintergrund deutete an, dass Hellmanns Witz zumindest bei Hwang Anklang gefunden hatte, auch Xuma musste sich sichtlich beherrschen. Spencer warf Hellmann einen ärgerlichen Blick zu, widerstand aber dem Impuls, einen tiefen, lauten und ärgerlichen Seufzer abzulassen.

“Und wie würden Sie das Vorhandensein von Nichts da erklären? Vor allem, wenn das Nichts im Subraum ist?” Er richtete einen warnenden Blick auf Hellmann, damit dieser nicht etwa wieder eine so konstruktive Antwort gäbe.

Hellmann brummte ein: “Es könnte natürlich...”, verstummte dann aber wieder.

“Ja?”

“Den Messwerten zufolge besteht die Möglichkeit, dass wir hier auf ein Schwarzes Loch gestoßen sind.”

“Aber Christoph!”, rief Thola. “Wenn das ein Schwarzes Loch wäre, dann wären wir alle weg. Das gesamte Planetensystem.”

“Nicht unbedingt.” Hellmann war sich jetzt seiner Sache relativ sicher. “Schwarze Löcher verschlucken deswegen alles, weil sie ein riesiges Schwerefeld besitzen, dass alles aufsaugt, von den Strahlenemissionen mal abgesehen. Die Stärke des Schwerefelds steigt mit der Größe des Schwarzen Loches. Gesetzt der Fall, wir haben hier wirklich ein Schwarzes Loch, dann muss es extrem klein sein. Wir haben es ja nicht mal auf den Sensoren.”

“Zumindest jetzt nicht. Schalten Sie volle Energie auf die Sensoren. Maximale Auflösung”, ordnete Thola an und beide Wissenschaftsoffiziere begannen eifrig, an ihrer Konsole zu arbeiten.

Spencer nutzte die Zeit, um sich bei Coreman über den Stand der Simulationen zu erkundigen.

“Ich bin soweit, Sir. Es kann losgehen.”

“Sehr gut. Auf dem Rückflug beginnen wir dann mit der ersten Simulation. Und ganz einfach bitte für den Anfang.”

“OK, Sir.”

Spencer erinnerte sich auf dem Rückweg in seinen Kommandosessel daran, wie er sich am letzten Abend sich in der Schiffsdatenbank über die gängigsten Manöver informiert hatte. Sehr viel hatte er nicht behalten, aber er war schließlich, seitdem die Enterprise-B außer Dienst gestellt war, nicht mehr auch nur in die Nähe eines Raumkampfes geraten.

Er wurde bei diesem Gedankengang unterbrochen, als Thola und Hellmann nahezu gleichzeitig ausriefen: “Wir haben es, Sir!” und Thola fügte hinzu: “Es ist nur wenige Ängström groß. So ein winziges Schwarzes Loch habe ich noch nie gesehen. Mir ist jetzt auch klar, wie die Gaswolke, der wir unlängst begegnet waren, Überlichtgeschwindigkeit erlangt haben kann.”

“Und wie?” Spencer ahnte es, wollte aber volle Gewissheit.

Thola begann mit seiner Erklärung: “Wenn eine Gaswolke bei ihrer Abtrennung vom elften Planeten in die Nähe des Schwarzen Loches gerät, wird sie naturgemäß angezogen. Ein kleiner Teil von ihr wird wahrscheinlich im Schwarzen Loch verschwinden, der übrige Teil der Wolke wird jedoch stark beschleunigt durch die immensen Gravitationskräfte in der Nähe des Zentrums. Ein großer Teil wird in den Subraum gezogen und dadurch auf Überlichtgeschwindigkeit gebracht. Oder umgekehrt. Es könnte...”

Spencer hob die Hand: “Danke, ich weiß es jetzt ungefähr. Die genauen Einzelheiten werde ich Ihrem Bericht entnehmen und in meinen einpflanzen, ohne mir jedoch jemals sicher zu sein, was da dann eigentlich drinsteht.” Er grinste und fragte: “Sind Sie sich sicher?”

“Ja, Sir. Ich habe berechnet, dass in wenigen Minuten der Zyklus wieder soweit ist, dass Menkent XI wieder etwas Gas verliert. Dann können wir es sehen”, sagte Thola.

“Also gut. Legen Sie das Schwarze Loch in angemessener Vergrößerung auf den Schirm.”

Thola betätigte die entsprechenden Regler und sie warteten.

Nach einigen Minuten war es soweit, dass Menkent X einen kleinen Teil von Menkent XI abtrennte und dass dieser Teil dann als Gaswolke durch den Weltraum driftete, die von dem Schwarzen Loch in Miniaturgröße angezogen wurde.

Der Brückenbesatzung wurde ein kleines Schauspiel geboten. Langsam glitt die Wolke auf das Schwarze Loch zu, wurde immer schneller und schneller, bis sie schließlich verschwand.

“Analyse?”, fragte Spencer.

“Unsere Annahme hat sich bestätigt, Sir. Die Wolke hat noch etwa 95% ihres Volumens und fliegt mit einer Geschwindigkeit von Warp 1.08. Der Geschwindigkeitsverlust im Vergleich zu der Wolke, die wir getroffen hatten, wird durch die größere Entfernung der beiden Planeten von dem Schwarzen Loch verursacht”, berichtete Thola und Hellmann ergänzte die Analyse: “Das ganze Phänomen wird zyklisch auftreten und zwar für etwa 40 Sterntage ungefähr alle 2300 Sterntage.”

Spencer antwortete: “Gut. Dann hätten wir ja dieses kleine Rätsel gelöst. Vermerken Sie das Phänomen in der Datenbank und das Schwarze Loch in der Sternenkarte. Haben Sie noch offene Fragen?” Er sich zu Thola und Hellmann umdrehte, welche beide den Kopf schüttelten.

“Sehr gut. Wir verlassen das System mit voller Impulskraft, nehmen Kurs auf Coltar IV und beginnen mit der ersten Gefechtsübung. Mr. Coreman, nehmen Sie ihren Platz ein und geben Sie simulierte Alarmstufe Rot. Miss Hwang, Mr. Coreman wird sich ab jetzt um Schilde und Waffen kümmern. Mr. Xuma: Sie werden der nächste sein, also passen Sie gut auf.”

Hwang bestätigte und deaktivierte einen Teil ihrer Konsole, Hellmann erhob sich und verließ die Brücke. Xuma räumte seinen Platz für Coreman, hielt sich aber im Hintergrund, um Coreman bei der Arbeit zu beobachten und von ihm noch etwas zu lernen.

“Maschinenraum!”, rief Spencer durch das Intercom.

“Hier Sanchez. Gefechtsübung, Sir?” Coreman hatte offensichtlich die Information bereits durchgegeben.

“Allerdings. Alles fertig?”

“Alles fertig. Keine Probleme, Sir!”

“Danke.” Spencer schloss die Verbindung.

“Was melden denn die Sensoren?”, fragte er Thola mit einem leicht ironischen Unterton.

“Die Sensoren melden einen simulierten Transportkonvoi der Cardassianer. Leichte Bewaffnung. Keine Eskorte.”

“Danke, Mr. Thola, Vielen Dank, Mr. Coreman”, richtete Spencer seinen übliches ‚Danke‘ an Thola für die Sensorenwerte, die vom Programm eingespeist wurden und ‚vielen Dank‘ an Coreman, der dieses einfache Szenario für den Anfang ausgewählt hatte.

“Schilde hoch, Waffen aktivieren und auf Abfangkurs gehen!” Spencer versuchte sich wengistens hier entschlossen zu zeigen, auch wenn es ihm bei seinen bisherigen Raumkämpfen, real oder simuliert, nur selten gelungen war.

“Aye, Sir!”, reagierten Hwang und Coreman.

Die Übung begann...

4

Logbuch der Cousteau, Sternzeit 21220.6, Commander Spencer: [20.03.2344 17:45:01]

Das Rätsel im Menkent-System ist gelöst, ein extrem kleines Schwarzes Loch sorgt dafür, dass einzelne Gaswolken, welche vom elften Planeten abgetrennt werden, in den Subraum gelangen und deswegen mit Überlichtgeschwindigkeit fliegen können. Einzelheiten folgen. Die erste Kampfsimulation ist beendet, wir haben uns warmgeschossen. Auf dem Weg nach Coltar IV werden weitere folgen, mit hoffentlich zufrieden stellenden Ergebnissen.

Spencer saß entspannt in seinem Kommandosessel und sah den detaillierten Bericht Coremans über das erste Scheingefecht durch, nachdem er ihn vor dem Logbucheintrag bereits überflogen hatte. Dem Bericht zufolge hatte die Cousteau den Konvoi zwar kampfunfähig geschossen, jedoch dabei einige direkte Treffer auf die Maschinensektion hinnehmen müssen. Spencer schien nicht allzu zufrieden.

“Wir werden jetzt die zweite Simulation durchführen. Mr. Xuma, Sie werden die taktische Station übernehmen”, ordnete Spencer an.

Coreman hatte darum gebeten, dass sein junger, noch nicht sehr kampferfahrener Stellvertreter Praxis bekommen sollte und dazu bot sich am besten bei Simulationen Gelegenheit. Coreman selbst hatte schon einige, nicht nur simulierte Gefechte hinter sich und sogar in einer schwierigen Situation ein bekanntes Raumschiffmanöver verbessert und erfolgreich angewandt.

“Ja, Sir”, bestätigte Xuma und Coreman erhob sich, um ihm seinen Platz an der behelfsmäßigen taktischen Konsole zu überlassen.

“Bereit?”, fragte Spencer und Coreman antwortete: “Ich lade das zweite Simulationsszenario.” Er setzte sich an Terminal II, um das Simulationsprogramm in den Hauptcomputer einzugeben. “Bereit!” sagte er dann.

“Eingeben!”

“Sensoren melden einen kleinen cardassianischen Kreuzer”, meldete Thola. “Er nähert sich auf einem Abfangkurs.”

“Alarmstufe Rot, Schilde hoch, Waffen laden!”, ordnete Spencer wiederum an und fügte nach kurzer Überlegung hinzu: “Ausweichmanöver Muster Alpha!”

“Sie nähern sich, Entfernung 80.000 km”, meldete Thola.

“Wir wollen Sie mal ein wenig überraschen!”, entschied sich Spencer. “Feuern Sie mal die Phaser ab, um ihre Schildgeneratoren zu testen. Danach abdrehen und Anpirschen!”

“Phaser abgefeuert, ihre Schilde halten”, meldete Xuma. “Sie feuern ebenfalls, unsere Schilde auf 90%”, fuhr er fort.

“Feuern volle Breitseite auf...”, begann Spencer, doch ein erschreckter Ausruf Tholas unterbrach ihn: “Sir! Wir haben ein unidentifiziertes Schiff auf den Langstreckensensoren, allem Anschein nach cardassianisch!”

“Simulation sofort beenden und auf Wirkliche Alarmstufe Rot gehen!” Spencer erhob seine Stimme kaum merklich. “Voller Sensorenscan: Wer ist das?” Im Gegensatz zu seiner Stimme erhob er sich selbst jetzt merklich von seinem Platz.

“Es könnte ein Spürschiff der Cardassianer sein, vielleicht ähnlich dem in der Simulation. Wir sind aber noch zu weit weg, um...”, sagte Thola, doch Spencer unterbrach ihn: “Das ist kein Simulationsfehler?” Die Frage war an die Adresse Coremans gerichtet, Xuma war ebenfalls angesprochen.

“Nein, Sir. Die Simulation ist vollständig deaktiviert und die taktische Konsole ist jetzt auf echten Betrieb geschaltet”, antwortete Xuma.

“Ich habe jetzt eine eindeutige Bestätigung, Sir! Es sind wirklich Cardassianer. Ich konnte sie an ihrer Hüllenzusammensetzung identifizieren. Und Sir, sie ändern ihren Kurs!”, meldete Thola.

Spencer brauchte nicht zu fragen, inwiefern das andere Schiff den Kurs änderte. Er aktivierte das Intercom: “Alle auf Gefechtsstationen! Das ist keine Übung! Ich wiederhole! Das ist keine Übung!” Die Brücke wurde in dunkelrotes Licht getaucht.

“Normalbeleuchtung! Wo sind wir denn hier?”, schnauzte Spencer.

Im gesamten Schiff heulten die Sirenen und viele Crewmitglieder blickten erschrocken auf oder brachen hektisch ihre momentane Arbeit ab, um ihre Gefechtsstationen einzunehmen und das Schiff bestmöglich auf den bevorstehenden Kampf vorzubereiten.

“Maschinenraum an Brücke! Melde vollständige Gefechtsbereitschaft. Keine Probleme”, sagte Sanchez via Intercom.

“Danke!” sagte er. “H'Korr, einen Kanal öffnen!”

“Kanal offen.”

“Hier spricht Captain Robert Spencer vom Föderationsschiff Cousteau. Identifizieren Sie sich und erklären Sie ihre Anwesenheit im Föderationsraum!”

Das Abbild einer typisch cardassianisch aussehenden Brücke erschien auf dem Hauptschirm, ein grimmig dreinblickender Cardassianer wandte sich an die Brückenbesatzung. “Ich bin Gul Dantar von dem cardassianischen Schiff Tormex. Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass sie sich am falschen Ort zur falschen Zeit aufhalten. Ihre durchschnittliche Lebenserwartung hat sich gerade dramatisch verkürzt.”

Das Bild verschwand wieder.

“Solange der cardassianische Sinn für Rhetorik besser ist, als ihre Waffen, soll es mir recht sein”, kommentierte Spencer süffisant.

Coreman hatte inzwischen wieder Xuma an der taktischen Station abgelöst.

“Ihre Analyse?”, fragte Spencer, jetzt wieder ernsthaft.

“Ein cardassianisches Scoutschiff. Wesentlich manövrierfähiger als wir, von ähnlicher Bewaffnung, aber deutlich weniger Schildkapazität und Hüllenstärke. Sie fliegen weiterhin höhere Warpgeschwindigkeiten als wir, im Moment Warp 7.8 und werden in etwa fünf Minuten auf Impuls gehen müssen.”

“Sieht ja nicht ganz so schlecht aus... Ist ein Planetensystem in der Nähe?”, fragte Spencer.

“Ja! Es...”, meldete Hwang, wurde aber sofort von Spencer unterbrochen.

“Egal! Kurs setzen mit maximaler Warpgeschwindigkeit. Wir nehmen für den Flug die Schilde runter, um Energie zu sparen.”

Aufgrund der überlegenen Manövrierfähigkeit des Feindes suchte Spencer nach Möglichkeiten, diesen einzubremsen und die teilweise wechselnden Schwerkraftverhältnisse innerhalb eines Planetensystems trugen dazu bei. Auf der anderen Seite begünstigte die Anwesenheit von Planeten, die man umfliegen, oder hinter denen man sich verstecken konnte, eher einen kampferfahreneren Kommandanten und dazu zählte sich Spencer nun wirklich nicht.

“Schaffen wir es, bevor er uns erreicht?”, fragte Spencer.

“Gerade so, Sir. Mit einigen kleinen Tricks...” Hwang schaute nach links zu Spencer und neigte den Kopf.

“Das will ich auch hoffen”, entgegnete Spencer und fuhr fort: “Sobald wir auf Impuls sind, nehmen wir wieder die Schilde hoch und aktivieren die Waffen!”

“Aye, Sir!”, bestätigte Coreman.

“Lt. H'Korr: Konnten Sie inzwischen Kontakt aufnehmen?”

“Sie antworten uns nicht mehr.”

“Setzen Sie einen Notruf ab und informieren Sie die Sternenflotte. Sie müssen davon erfahren!”

H'Korr machte sich an die Arbeit.

Einige angespannte Sekunden vergingen, bis Hwang meldete. “Ich gehe auf Impuls. Wir fliegen ins Delta Goldur-System ein.”

“Schilde und Waffen aktiviert.” Das war Coreman.

“Gut. Fliegen Sie das Kumeh-Manöver. Taktische Sicht auf Schirm!”

Das Kumeh-Manöver verbarg die Cousteau solange hinter dem äußersten Planeten des Systems, bis das cardassianische Schiff ebenfalls ins System eingedrungen war. Obwohl Spencer wenig Kampferfahrung aufwies, war er doch einer der wenigen Kommandanten, die es vorzogen, Raumkämpfe mit taktischer Anzeige auf dem Hauptschirm, anstatt mit Außenbild zu fliegen.

“Sir, die Cardassianer dringen ins System ein!,” meldete Thola, der einige Zeit nichts von sich hatte hören lassen. “Ich habe jetzt die aktuellsten Sensorenwerte.”

“Reichen Sie sie an Xuma für Terminal II weiter”, sagte Spencer und Xuma verstand. Er begab sich zum Terminal II, um die gesammelten Informationen über das feindliche Schiff auszuwerten und Coreman an seiner schließlich immer noch nur provisorischen taktischen Konsole zu entlasten .

“Haben die eigentlich die aktuellen Sensorenwerte?”

“Ich glaube nicht, Sir”, antwortete Thola. “Sie scheinen uns noch nicht entdeckt zu haben. Zumindest nicht für die nächsten 30 Sekunden, ausgehend von...”

“Ja ja.” Spencer musste Thola wieder mal das Wort abschneiden. “Gehen Sie auf Abfangkurs, Miss Hwang. Sternmanöver! Mr. Coreman: Feuern Sie eine volle Breitseite Phaser und Torpedos ab, sobald wir in Reichweite sind. Wir haben nur eine Überraschung!” Hwang und Coreman bestätigten. Spencer starrte gebannt auf den Hauptschirm und wartete auf weitere Meldungen.

“H'Korr, Außenbild! Ich habe schon lange kein Feuerwerk mehr gesehen!”, sagte Spencer.

Die Cousteau tauchte langsam, zwar mit voller Impulskraft, aber kosmisch gesehen immer noch langsam, hinter dem Planeten hervor, hinter dem sie vorsorglich in Deckung gegangen war. Das cardassianische Schiff, das das Planetensystem gerade mit ihren Sensoren nach der Cousteau abgetastet hatte, bemerkte sie einen Moment zu spät. Sie versuchten zu wenden, erreichten aber dadurch nur, dass die volle Salve Phaser und Photonentorpedos der Cousteau ihre Breitseite bestreichen konnte.

“Direkte Treffer, Sir! Einige Energieausfälle auf dem Spürschiff werden angezeigt.” Coreman schien zufrieden und Xuma ballte die Faust.

Das cardassianische Schiff schwankte unter dem Einschlag, die Schilde leuchteten blau auf und an einigen Stellen konnte man sogar einige kleinere Explosionen beobachten. Aber jetzt, wo die Cousteau in Waffenreichweite war, feuerten sie ihre Antwort ab.

Nun war es die Cousteau, die unter einem Einschlag erzitterte. Auf der Brücke sprühten Funken aus einigen Konsolen, doch nichts Ernstes passierte und jeder konnte sich auf seinem Stuhl halten.

“Sternmanöver weiterführen. Lagebericht!” Spencer war recht kurz angebunden, aber das war auch nicht weiter erstaunlich.

“Schilde runter auf 80%, einige kleinere Schäden. Die Cardassianer sind auch nicht besser dran”, meldete Thola.

“Sanchez an Brücke. Wir haben einige Plasmalecks. Keine großen Probleme.”

“Danke. Anzeige wieder auf taktisch!”

Spencer konnte sehen, dass ihnen die Cardassianer weiter auf den Fersen lagen und die Achterschilde mit sporadischen Phaserschüssen bearbeiten.

“Torpedo achtern abfeuern!”

“Abgefeuert!” Die Schilde des feindlichen Schiffes flackerten leicht, konnten die Energie des Torpedos aber absorbieren.

“Wir fliegen einen großen Looping!” Spencer war es leid, den Hasen zu spielen.

Während Hwang das Schiff auf dem großen Looping bewegte, feuerten die Cardassianer ihrerseits einen Torpedo ab, der die Cousteau nur knapp verfehlte. Danach wendeten sie, fingen die Cousteau kurz vor dem höchsten Punkt des Loopings ab und beharkten sie mit gezielten Phaserschüssen.

Die Brücke erzitterte unter den Einschlägen und empfindliches Knistern aus der Kommunikationskonsole warnte H'Korr vor, so dass sie sich aus ihrem Stuhl zur Seite werfen konnte, bevor die Anlage in die Luft flog.

“Schilde runter auf 50%, Untere Schilde kurz vor dem Ausfall!”

Spencer drehte sich kurz um, um nach H'Korr zu sehen, diese winkte aber ab.

“Ausweichmanöver, Muster Sierra, Abwehrrolle!”, sagte Spencer mit verkniffener Miene.

Die Cousteau drehte sich um die eigene Achse, von den Treffern und der auf Zufallsmustern basierenden Rolle gebeutelt, um die Schiffsunterseite von den Cardassianern abzuwenden.

“Energie für die Waffen?”

“Klar, Sir!”

Spencer zögerte kurz: “Miss Hwang: Nehmen Sie Kurs auf die Sonne. Keine Fragen bitte! Mr. Coreman: Verbrennen Sie ihnen noch mal deutlich ihren Pelz. Volle Ladung, alles, was drin ist! Los geht's!”

Die Phaserkanonen arbeiteten nur noch mit einem Teil der Energie, aber konnten trotzdem den erfolgreichen Einschlag der Photonentorpedos auf dem cardassianischen Schiff vorbereiten, der letzte Torpedo richtete den größten Schaden an. Im gleichen Moment änderte die Cousteau ihren Kurs und nahm mit voller Kraft Kurs auf die Sonne des Planetensystems.

“Sie bleiben zurück, Sir!”, meldete Thola von der inzwischen etwas lädierten Wissenschaftskonsole.

“Dann haben wir sie ja wohl doch einigermaßen beschädigt”, brummte Spencer mit einem misstrauischen Unterton in der Stimme.

“Sie glauben das nicht, Sir?”, fragte Coreman, dessen Gesicht von einem Funkensprühen seiner Konsole versengt war.

Spencer schüttelte verneinend den Kopf. Wie als Antwort meldete sich Sanchez übers Intercom: “Sanchez an Brücke. Hier unten gibt's einige Schwierigkeiten! Wir haben Kühlmittelabfluss in einer nicht direkt zugänglichen Leitung. Ich muss...”

“Sir!”, rief Thola aus.

“Warten Sie, Sanchez. Was denn?”

“Die Cardassianer schließen wieder auf, Sir. Das war nur ein Ablenkungsmanöver! Sie haben sich wohl nur verwundet gestellt”, meldete er.

“Oder gute Ingenieure!”, zischte Spencer.

“Sie sind in 5 Sekunden in Waffenreichweite. Heckschilde auf 30%.”

“Zu wenig. Hwang, wenden Sie, Mr. Coreman, feuern Sie, wenn Sie fertig sind.”

“Aye, Sir!” Hwang begann eifrig, ihre Konsole zu bearbeiten während Coreman manuelle Zielpeilung vorbereitete, da Automatik zu stark in Mitleidenschaft gezogen war, als dass er sich noch blind auf sie verlassen wollte.

“Sanchez an Brücke. Ich kann volle Kraft nicht mehr länger halten!”

“Mr. Sanchez! Wir haben vielleicht nur noch diese Chance! Wir brauchen volle Kraft!”

“Ja, Sir.” sagte Sanchez gedehnt. “Ich versuche es.”

Spencer schloss den Kanal zum Maschinenraum und vermisste das übliche ‚Kein Problem‘ in Sanchez‘ Aussage.

“Neuer Anflug. Sie feuern!”, meldete Hwang.

Und die getroffene Cousteau schwankte wieder, hielt aber beständig ihren Kurs und feuerte ebenfalls. Die Cardassianer wichen scheinbar mühelos aus.

“Was zur Hölle ist das denn?”, fragte Coreman entgeistert. “Wenn die wirklich so manövrierfähig sind, dann könnten die uns umkreisen, während wir mit voller Impulskraft fliegen!”

“Spencer an Maschinenraum: Bericht!”, sagte Spencer gleichzeitig und sah zu Coreman hinüber, als dieser geendet hatte. “Wir müssen sie treffen!”

“Ich habe eine Idee, Sir. Wir...” Coreman stockte, als er sich durch einen weiteren Treffer an seinem Pult festhalten musste.

“Machen Sie's einfach!”, röhrte Spencer unwirsch nach der nächsten Erschütterung und aktivierte zum zweiten Mal das Intercom. “Maschinenraum! Bericht!!”

“Hwang, nehmen Sie Kurs 150,05, mit 0,2c!”, sagte Coreman und Spencer wiederholte ungefragt, diesmal an Hwangs Adresse: “Machen Sie's einfach!”

“Aye, Sir!” Hwang führte die Anweisungen Coremans aus.

Spencer schaute Coreman an, der beruhigend nickte. Sie mussten einen weiteren Phasertreffer hinnehmen, konnten jedoch erfolgreich durch eine schnelle Reaktion Hwangs zwei Torpedos ausweichen.

“Jetzt ändern Sie auf 37,235 und schalten den Antrieb ab. Treiben lassen, kein Gegenschub!”, ordnete wiederum Coreman an.

Sie reagierte sofort und meldete: “Antrieb aus! Trägheitsdämpfungssystem kritisch.”

Spencer besann sich und sah wieder auf den Hauptschirm, der immer noch die taktische Anzeige zeigte. Er glaubte nun zu wissen, was Coreman im Sinn hatte und was er sah, bestätigte seine Vermutung.

Die Cardassianer mussten in einen engen Anflugkurs einschwenken, ihre Geschwindigkeit deutlich verlangsamen und ihre Feuersalven unterbrechen. Er glaubte förmlich zu fühlen, dass Coreman sie im Visier hatte und nur auf den idealen Moment wartete, um ihnen eine weitere Ladung zu verpassen.

“Alle Waffen feuern!”, sagte dieser nach einer kurzen Zeit. Ein Teil der Phaserstrahlen verfehlten das Ziel, die anderen aber und auch alle Torpedos jedoch landeten alle da, wo sie landen sollten und brachten das cardassianische Schiff in drastische Probleme. Gelbe und grüne Flammen züngelten an verschiedenen Stellen aus dem Rumpf, bis sie von der Nulltemperatur des Weltraumes ausgelöscht wurden.

“Volle Impulskraft! Sofort!”, reagierte Spencer, doch Bruchteile von Sekunden zu spät. Bevor die Cousteau noch nennenswert Fahrt aufgenommen hatte, wurde sie hart von der Antwortsalve der Cardassianer getroffen. Sie neigte sich drastisch unter dem Einschlag, diverse Schaltkreise auf der Brücke glühten und sprühten Funken. Die Beleuchtung fiel aus.

“Notbeleuchtung!”

Terminal I explodierte, Xuma und Thola wurden durch die scharfkantigen Reste des Bildschirms verletzt. Die Hauptschirmanzeige flackerte und nach kurzer Zeit war nur noch das kahle, grüne Raster der taktischen Anzeige zu sehen.

“Projektionssysteme ausgefallen. Ich schalte auf Außenbild”, sagte Coreman, der nach der Explosion sich zu den am Boden liegenden Thola und Xuma gebeugt hatte und jetzt wieder aufstand, um die nötigen Schaltungen vorzunehmen. Er setzte hinzu: “Ihnen ist nicht viel passiert, Sir.” Wie zur Bestätigung rappelten sich die beiden rasch auf.

Doch Spencer nahm dies alles nur noch nebenbei wahr. Er blickte gebannt auf den Hauptschirm, dort waren immer noch kleinere Explosionen am cardassianischen Schiff zu beobachten. Coreman merkte Spencers fehlende Reaktion und schaute ebenfalls auf den Hauptschirm. Dann meinte er: “Viel gibt's von denen wohl nicht mehr zu befürchten.”

Hwang ballte die Faust: “Das wär's!”

“Lagebericht!”, forderte Spencer.

“Schilde teilweise ausgefallen. Torpedos nicht betriebsbereit, zuwenig Energie für die Phaser”, berichtete Thola.

Spencer schlug verärgert auf die Sessellehne. “Hört sich toll an. Weiter!”

“Maschinenraum an Brücke!” ertönte eine schwache Stimme aus dem Intercom, noch bevor Thola fortfahren konnte.

“Na endlich, Maschinenraum. Wie sieht's aus?”

“DeFalco hier. Hier unten steht nicht mehr viel.”

“Gerry?! Wo ist Sanchez? Oder Jones?”

“Sir, sie sind...” DeFalco stockte. “Sie sind... tot, Sir.”

Spencer schloss die Augen.

“Das ist noch nicht alles. Wir stehen vor einem Warpkernbruch in fünf Minuten. Wir müssen ihn abstoßen. Die Antimateriereaktionskammer läuft zu heiß. Das Kühlmittelleck...” Er sprach nicht weiter.

Spencer atmete tief durch. “Bereite alles vor”, sagte er nur und schloss den Kanal.

Dann drehte er sich zur Brückenbesatzung um: “Hat irgendwer sonst noch etwas Erfreuliches?”

“Ich fürchte nein, Sir.” Thola wies auf dem Hauptschirm.

Spencers sah einen rötlichen Strahl, der dem cardassianischen Schiff entsprang. Sein erster Gedanke war, dass die Cardassianer wieder ihre Phaser abfeuern würden, aber dazu wuchs der Strahl zu langsam. Er brauchte einige Sekunden um ihn zu identifizieren. “Ein Traktorstrahl!”

“Ja, Sir. Und wir haben keine Waffen mehr, um ihn auszuschalten!”, gab Thola ernüchternd bekannt.

Die Cardassianer begannen, die Cousteau mit geringer Geschwindigkeit mit dem Traktorstrahl aus dem System zu schleppen. Während des Kampfes waren sie recht weit ins Innere des Planetensystems vorgedrungen, so dass sie einige Minuten Zeit hatten, bis sie das System verlassen hatten und auf Warp gehen konnten.

“Haben wir wirklich keine Waffen mehr?”, murmelte Spencer. Er überlegte einige Sekunden angestrengt, bis ihm ein rettender Einfall kam.

“Spencer an Maschinenraum!”

“Hier DeFalco.”

“Gerry, kannst Du den Warpkern gezielt ausstoßen?”

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