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Nr. 010 - Andreas Drechsler, Angriff und Verteidigung
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Logbuch der Cousteau, Commander Spencer, Nachtrag:

Nach dem Asteroidentreffer sind beinahe alle Energiesysteme wieder stabil. Die Kommunikation mit der Sonde ist inzwischen wieder hergestellt, es konnten allerdings noch keine Funksprüche aufgefangen werden. Die Reparatur der Antriebsaggregate ist allein schon aus Energiemangel aussichtslos, wir müssen also auf ein Rettungsschiff hoffen. Weiterhin steht mir - uns allen - noch eine traurige Pflicht bevor.

Die Leichname der sieben umgekommenen Offiziere waren in zu Särgen umgebauten Torpedogehäusen in einem leeren Frachtraum auf Deck 5 aufgebahrt, ihnen gegenüber hatten die höchstrangigen, überlebenden Offiziere in einer Reihe Aufstellung genommen, namentlich Hwang, H'Korr, DeFalco, Hellmann und M'Boya.

Ihre Blicke waren zum Teil zu Boden gesenkt, teils aber musterten sie die dunklen, verbrannten Flecken an der Seitenwand, die in diesem wie auch in allen anderen Räumen auf dem Schiff präsent waren und an den zurückliegenden Kampf erinnerten. Sie alle wussten, dass zwei Sektionen weiter ein flackerndes Notkraftfeld seinen persönlichen Kampf gegen den Weltraum focht. Zwei der Leuchtelemente an der Decke des Frachtraumes waren ausgefallen; obwohl der Raum dadurch nur leicht verdunkelt wurde, entstand eine geradezu gespenstische Atmosphäre. Das stechende Rot der Uniformen wirkte unter diesem speziellen Lichteinfall beinahe unwirklich.

Spencer trat einige Schritte auf seine Leute zu und begann seine Ansprache, die übrige Crew konnte und sollte über das auf Rundruf gestellte Intercom mithören.

“Wir sind hier zusammengekommen, um Abschied von unseren sieben umgekommenen Kameraden zu nehmen. Sie alle haben in einem Kampf mit den Feinden der Föderation ihr Leben gelassen, doch ihr Tod war nicht umsonst. Das feindliche Schiff ist zerstört, wir dagegen leben noch. Alle Sieben starben mit dem festen Glauben an unser Überleben und unsere Rettung. Wir alle werden und müssen die momentane Situation bewältigen, damit sie in unserer Erinnerung weiterleben können. Ich kannte sie zwar alle nur für eine recht kurze Zeit, aber doch gut genug, um Folgendes sagen zu können: Wenn ich mich an Commander Thola erinnere, sehe ich einen zuverlässigen Ersten Offizier vor mir, dessen erste Sorge immer dem Schiff und der Crew galt und dessen ruhige Besonnenheit von keiner Krise beeinträchtigt werden konnte. Für Commander Sanchez war jede technische Schwierigkeit kein Problem, unabhängig davon wie kompliziert oder verzwickt sie war. Die Lieutenants Jones und Crandall sowie die Fähnriche Aquito, Mh'ar und Khongi kannte ich alle als kompetente Ingenieure, ohne ihren und Commander Sanchez' rettenden Einsatz wären wir jetzt nicht da, wo wir sind. Ihr Tod ist tragisch, wir alle werden sie sehr vermissen, doch sie und wir alle kannten die Gefahren und die Konsequenzen, als wir in die Sternenflotte eintraten. Wir müssen nun versuchen, mit dem Unvermeidlichen fertig zu werden.” Spencer machte eine kurze Pause. “Schließen möchte ich mit einem Wort in eigener Sache: Die letzten Stunden müssen für sie alle sehr schwierig und sehr hart gewesen sein und ich bewundere sie alle, wie sie, Minute für Minute, dem momentan ungeheuer großen Druck standhalten und hervorragende Arbeit leisten. Nur durch den vollsten Einsatz von ihnen allen können und werden wir überleben.”

Spencer machte eine Pause für einige Sekunden. Er hatte Hwang und DeFalco gefragt, ob auch sie einige Worte sagen wollten, Hwang, weil sie Thola, und DeFalco, weil er Sanchez und die Ingenieure länger und besser gekannt hatten als er. Beide hatten jedoch zögernd abgelehnt, sie hätten einfach nicht gewusst, was sie hätten sagen sollen. Auch Spencer waren seine Worte lange nicht so leicht gefallen, wie sie sich anhörten.

Die während der Rede Spencers wie alle anderen in Andacht versunkene M'Boya warf ihm einen beinahe unmerklichen, zustimmenden Blick zu. Das war genau das gewesen, was die Crew jetzt gebraucht hatte, ein paar eindeutige Worte Spencers zur rechten Zeit.

Spencer und Hwang verständigten sich durch einen weiteren Blick, ergriffen mit gemessener Geste eine bereitliegende blaue Decke mit dem Emblem der Föderation und bedeckten mit ihr vorsichtig das Torpedogehäuse, in dem Tholas Körper seine letzte Ruhe finden sollte.

Als Hwang einen letzten Blick auf Tholas Gesicht warf, bevor es durch das Niedersenken der Decke verborgen wurde, musste sie schlucken. Spencer erinnerte sich plötzlich daran, wie er Tholas Eltern vor einem Vierteljahr zufällig getroffen hatte, als sie sich auf dem gleichen Planeten aufhielten, zu dem sie ihr Transportauftrag führte. Er konnte es sich in diesem Moment einfach nicht mehr vorstellen, wie er sie über den Tod ihres Sohnes informieren sollte. Er musste sich dazu zwingen, diesen Gedanken nicht mehr zu denken, bevor er Gefahr lief, von ihm erdrückt zu werden.

Das gleiche, traurige Prozedere vollführten nacheinander Spencer und DeFalco, Hellmann, H'Korr und M'Boya mit den anderen sechs Särgen, besonders Hwang und DeFalco kämpften dabei mit den Tränen. Die wenigen Minuten kamen Spencer und den anderen wie eine Ewigkeit vor und war er unendlich erleichtert, als er und H'Korr mit der letzten Decke den letzten Sarg, Fähnrich Khongis, verhüllt hatten.

Eine traditionelle Bestattung, in der die Torpedogehäuse am Ende des Beerdigungsrituals in den Weltraum geschossen wurden, fiel allein schon aus dem Grunde aus, dass kein Torpedoabschuss mehr möglich war. Spencer hatte sich daher entschlossen, das Ritual leicht abzuwandeln, dahingehend, dass die Verhüllung der Torpedogehäuse mit der Decke den Abschluss bildete. Das Abschied nehmen verlor auf diese Weise zwar ihre Endgültigkeit, stellte für ihn dennoch einen akzeptablen Kompromiss dar.

Seine Führungsoffiziere verharrten für mehrere Sekunden andächtig, bevor sie dann gemessenen Schrittes den Frachtraum verließen, Spencer bildete den Schluss.

Nachdem sich die Frachtraumtür zischend geschlossen hatte, versiegelte er sie, deaktivierte das Intercom im Frachtraum und gab das Zeichen an seine Offiziere, dass sie gehen könnten. Hwang hielt er zurück.

“Hwang, Sie übernehmen jetzt das Kommando. Im Vertrauen gesagt, ich fühle mich im Moment so, als würde ich bald zusammenbrechen. Sie sind jünger, sie halten einige Stunden länger durch. Wenn sie soweit sind, wecken Sie mich.”

“Ja, Sir. Ich kann gut verstehen, was Sie meinen.” Nach einem angedeuteten, mitfühlenden Lächeln folgte Hwang den Übrigen zur Brücke und ließ einen sehr betroffenen Spencer auf dem Korridor zurück, der sich erst nach einigen Augenblicken aus seiner Erstarrung lösen konnte.

 

Spencer betrat sein Quartier langsamen Schrittes und ließ, nachdem hinter ihm die Türen zischend zugefahren waren, seinen Blick durch das Chaos, dass sich ihm darbot, schweifen. Ein Großteil seiner Bücher waren aus dem Regal auf den Boden gefallen, dort lagen sie ungeordnet und verstreut, zum Teil halb übereinander. Die linke Seitenwand wies einen häßlichen, schwarzen Fleck auf, offensichtlich hatte es dort für kurze Zeit gebrannt, bis die automatischen Löschsysteme dem ein Ende gemacht hatten. Auf dem Weg zu seiner Schlafgelegenheit nahm er außerdem noch wahr, dass die Figuren seines Schachbrettes wirr durcheinander lagen und nicht mehr die für ihn strategisch gewonnene Stellung im Richter-Angriff zeigten, die er gestern Abend zu seiner Freude in zähem Ringen mit dem Schiffscomputer erreicht hatte.

So strategisch gewonnen seine momentane Situation jedoch von außen betrachtet sein mochte, so wenig konnte er sich jedoch angesichts der dargebrachten Opfer darüber freuen.

 

“Ich beanspruche einen Teil der Notenergie für die Reaktivierung des Maschinenraums!”, kündigte DeFalco an. In den vergangenen Stunden waren die Reparaturteams überall auf dem Schiff bei der Arbeit gewesen, dasjenige, das für den Hauptmaschinenraum verantwortlich war, hatte seine Arbeit soeben beendet.

“Moment”, griff Hwang ein. “Die Notenergie, die uns noch bleibt, ist doch jetzt auf die Lebenserhaltung, die Notkraftfelder und weitere unentbehrliche Systeme verteilt und zwar vollständig.”

DeFalco wandte sich von seiner behelfsmäßigen Maschinenkontrolle zu ihr um. “Der Maschinenraum lief doch vorher auch schon auf Notenergie.”

“Da gab es aber die Kraftfelder für die Asteroidentreffer noch nicht”, gab Hwang zu bedenken.

“Dann fahre ich eben die Fusionsreaktoren ein bisschen höher”, überlegte DeFalco.

“Und unsere Deuteriumreserven schwinden weiter. Wir sind doch jetzt schon knapp! Außerdem ist das EPS instabil.”

“Vom Maschinenraum aus habe ich aber einen besseren Überblick über das ganze Chaos!”

Hwang wollte etwas erwidern, doch Hallersvoort unterbrach die Debatte etwas unsanft.

“Ma'am, ich erhalte ein Signal von der Bondi, einem Schlepper der Doppler-Klasse. Sie befindet sich im Anflug und wird in Kürze eintreffen”, meldete er.

“Dann hat sich es wohl für den Moment erledigt, Gerry”, stellte Hwang fest. Sie aktivierte das Intercom und sandte ein Wecksignal in Spencers Kabine. “Captain Spencer bitte auf die Brücke! Ein Signal von einem Schleppschiff!”

Dann wandte sie sich erleichtert Hallersvoort zu. “Auf den Schirm! Das wurde auch Zeit!” Sie entschloss sich, das Gespräch selbst zu führen und nicht erst zu warten, bis Spencer auf der Brücke einträfe.

 

Spencer wurde grunzend vom Wecksignal wach und hörte schlaftrunken noch die letzten Worte Hwangs. Der Schlaf war fast zu erholsam gewesen... Er zog sich die Uniform über und wankte zurück zur Brücke. Unterwegs spürte er, wie all die Sorgen und Probleme ihn nach und nach wieder belasteten, die durch den Schlaf in weite Ferne gerückt waren. Freude wollte bei ihm deshalb nicht so recht aufkommen, obwohl ihre Rettung doch zum Greifen nahe schien.

 

Hallersvoort betätigte die entsprechenden Schaltungen und auf dem Bildschirm des Hilfskontrollraums erschien ein Bild einer Brücke, die noch eine Spur kleiner schien, als die jetzt zerstörte Hauptbrücke der Cousteau. Das Bild flackerte und flimmerte unregelmäßig, wahrscheinlich eine Folge der noch nicht ganz wieder hergestellten Kommunikation mit der Sonde. Eine Frau stand auf.

“Ich bin Lieutenant Nadja Wolf, Kommandantin der Bondi. Sie brauchen unsere Hilfe?”

Hwang stand ebenfalls auf. “Herzlich Willkommen! Sie wissen gar nicht, wie recht Sie haben. Ich bin Lieutenant Hwang, im Moment stellvertretende Kommandantin der Cousteau. Captain Spencer ist im Moment auf dem Weg zur Brücke”, begrüßte sie die Kommandantin des Schleppers freundlich, so freundlich, wie es ihr unter diesen Umständen gelingen wollte.

“Danke. Sollen wir sie gleich in Schlepp nehmen?”, fragte Wolf direkt.

Hwang schüttelte den Kopf. “Davon würde ich abraten”, sagte sie. “Unsere Hülle hat so einiges erdulden müssen und die Backbordstrebe ist gebrochen.”

Wolf überlegte. “Auf Impulsgeschwindigkeit gehen!” Das galt nicht Hwang, sondern ihrem Flugoffizier auf der Brücke der Bondi.

“Entschuldigen Sie, Lieutenant, aber wo sind sie?” Sie runzelte die Stirn und betrachtete ihre Anzeigen. Hwang wusste zuerst nicht, was sie meinte, hatte dann aber einen Verdacht.

“Wir haben keine Ahnung. Unsere Navigationssensoren sind ausgefallen. Wo sind Sie denn?”

“Wir sind gerade ins Delta Goldur-System eingeflogen und registrieren einige Wrackteile, die meisten aber offensichtlich von einem... cardassianischen Schiff.” Wolf schien zu sprechen, noch während sie Daten von den Sensoren erhielt. “Die Koordinaten, die Sie uns gegeben haben, stimmen aber.”

“Wir haben im Delta Goldur-System gekämpft und treiben ungefähr seit 06:00 durch den Raum. Werfen Sie mal einen Blick auf Ihre Langstreckensensoren, Captain”, empfahl Hwang müde.

Wolf ließ ihre Sensoren nach der Cousteau suchen. “Aha, ich habe sie! daSilva, nehmen sie Kurs 150.05 mit voller Impulskraft.” Das sagte sie zu ihrem Flugoffizier.

“Wir werden gleich bei Ihnen eintreffen”, gab Wolf bekannt. “Wie weit sind Sie mit Ihren Reparaturen?”

Bevor Hwang antworten konnte, antwortete Spencer, der gerade die Brücke betreten hatte. “Es ist ziemlich viel zerstört. Decks 1, 10 und 11 sind versiegelt. Ich bin übrigens Commander Spencer, der Captain dieses Restschiffs.” Er bedeutete Hwang, dass er jetzt wieder das Kommando auf der Brücke übernommen hatte.

“Captain”, begrüßte Wolf Spencer formell und fuhr fort, nachdem sie einen genauen Blick auf die Cousteau geworfen hatte: “Wir sind da. Das sieht ja verdammt schlimm aus.”

“Drinnen sieht's genauso aus”, brummte Spencer erschöpft. “Wollen Sie sich nicht zu uns herüberbeamen? Unser Funkkontakt zur Sonde ist nicht der beste.”

“Sonde?”, fragte Wolf.

“Unsere Kommunikationssysteme sind ausgefallen und wir halten im Moment Verbindung über eine Sonde.”

“Ich nehme an, ihre Transporter sind ebenfalls ausgefallen?”, fragte Wolf.

Spencer nickte. “Am besten missachten Sie die üblichen Etikette und lassen sich direkt hier auf die Hilfsbrücke beamen.”

“Einverstanden, Captain. Wolf Ende.” Sie trennte die Funkverbindung.

DeFalco drehte sich zu Spencer um. “Die sieht ja gar nicht mal schlecht aus.”

Spencer brummte ein mürrisches “Gerry: Ruhe!” Er glaubte, ein leises Lachen Hwangs zu hören, gerade als er das Flimmern des Transportvorgangs wahrnehmen konnte. Wolf materialisierte.

“Captain Wolf, willkommen an Bord”, sagte er.

“Danke, Captain”, antwortete sie und sah sich kurz um.

“Darf ich vorstellen: Flugoffizier Hwang, Wissenschaftsoffizier Hellmann, Ingenieur DeFalco und Kommunikationsoffizier Hallersvoort.”

DeFalco führte Wolf zu seinen umgeleiteten Maschinenkontrollen, gefolgt von Spencer und gab ihr einen kurzen Überblick. “Eigentlich erstaunlich, dass das Schiff überhaupt noch zusammenhält”, kommentierte sie.

“Ganz meine Meinung”, bemerkte Spencer trocken. “Also sehen sie dann bitte zu, dass wir so schnell wie möglich hier wegkommen, ja?”

Wolf und DeFalco nickten. “Wir müssen als erstes das Schiff anhalten, um die Hülle notdürftig zu reparieren”, stellte Wolf fest und führte einige kurze Abfragen durch. “Durch einen kurzen, starken Traktorstrahlimpuls sollten wir das Schiff stoppen können.”

“Was meinst du, Gerry?”, fragte Spencer.

“Könnte kritisch für die Hülle werden. Aber wir können hier ja nicht nur so herumtreiben. Es wird schon gehen”, meinte er.

“Also gut!”

Wolf klappte ihren Kommunikator auf. “Wolf an daSilva! Stoppen Sie die Cousteau durch einen Traktorstrahlimpuls! Vier Komma acht Sekunden, volle Stärke.”

Nach einem “Aye, Ma'am!” aus dem Kommunikator schloss Wolf diesen wieder und DeFalco adjustierte ungefragt die marode Trägheitsdämpfung entsprechend.

Spencer schaute auf den Hauptschirm. Die Bondi richtete einen kurzen Traktorstrahlimpuls auf die Cousteau, die kurz und heftig schlingerte. Nach etwa fünf recht lang wirkenden Sekunden brach der Traktorstrahl wieder ab und DeFalco meldete “Keine Schäden!” und Hwang “Absolutgeschwindigkeit Null.”

Spencer atmete kurz durch. “So, dann flicken Sie bitte die Hülle so schnell wie möglich schleppfertig. Besprechen Sie die nötigen Einzelheiten und handeln Sie entsprechend. Sie haben freie Hand!”, sagte er zu DeFalco und Wolf. Es widerstrebte ihm, Wolf so herumzukommandieren, aber er wollte so schnell wie möglich aufbrechen und immerhin bekleidete er einen höheren Rang als sie.

Wolf besprach sich kurze Zeit eingehend mit DeFalco, dann verließen beide die Brücke, um die notwendigen Reparaturarbeiten außen am Schiff mit den überlebenden Ingenieuren der Cousteau und den Ingenieuren der Bondi zu koordinieren.

 

Einige Minuten später reparierten fünf Ingenieure der Cousteau und zehn von der Bondi außenbords die Hüllenbrüche an der Schiffsunterseite sowie die Backbordstrebe. Die übrigen Hüllenbrüche stellten keine große Gefahr dar, solange die Kraftfelder hielten. Weitere fünf Ingenieure der Bondi arbeiteten am strukturellen Integritätsfeld und an den Trägheitsdämpfungssystemen, damit das Schiff nicht nur außen, sondern auch innen die Beschleunigungskräfte beim Abschleppen mit Warpgeschwindigkeit ohne Probleme überstehen konnte. DeFalco schätzte die Reparaturzeit auf knapp zwei Stunden und Spencer fühlte sich endlich besser, aber immer noch ziemlich erschöpft.

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Logbuch der Cousteau, Sternzeit 21224.1, Commander Spencer: [22.03.2344 00:29:40]

Der Schlepper Bondi ist eingetroffen und wird uns nach abgeschlossener Reparatur der Außenhülle zur Sternenbasis 53 zurückschleppen.

Spencer fiel auf, dass seine Logbucheinträge immer kürzer und lakonischer wurden, beschloss aber, den Eintrag unverändert zu lassen, da er sehr gut seinem momentanen Gemütszustand entsprach.

DeFalco hatte die Reparaturzeit ungefähr richtig eingeschätzt und meldete gerade: “Captain, die Reparaturen sind soweit abgeschlossen und alle Außenbordtrupps sind zurückgekehrt. Ich glaube, wir können's wagen.”

“Danke, Gerry. Mr. Hallersvoort, rufen Sie die Bondi!”

Das jetzt bereits wohlbekannte Bild der Brücke der Bondi erschien auf dem Schirm.

“Mr. DeFalco meint, dass wir jetzt den ersten Schleppversuch unternehmen könnten”, informierte er Wolf.

“Einverstanden, Captain. Wir beginnen jetzt. Wolf Ende.”

Spencer und die übrige Hilfsbrückenbesatzung konnten beobachten, dass der Schlepper sich der Cousteau ganz langsam näherte und vor sie setzte, so dass die Warptriebwerke der Bondi den Bug der Cousteau fast berührten. Dadurch konnte der Traktorstrahl mit maximaler Effizienz arbeiten und das Warpfeld, das sowohl die Bondi als auch die Cousteau umschloss, möglichst klein gehalten werden.

Die Bondi aktivierte den Traktorstrahl, nahm langsam Fahrt auf und zog die Cousteau mit. Acht Ingenieure der Bondi unterstützten den dezimierten Ingenieurbestand der Cousteau und überwachten die problematischen Systeme. DeFalco hatte alle Übersichtsdiagramme auf seinem Kontrollmonitor auf der Hilfsbrücke und beäugte sie kritisch.

“Sir, Anfrage von Captain Wolf, ob wir auf Warp gehen können”, meldete Hallersvoort.

Spencer drehte sich zu DeFalco um, der beruhigend nickte.

“In Ordnung!”

Hallersvoort übermittelte die Antwort an die Bondi. “Captain Wolf bestätigt!”

Spencer stützte sich angespannt auf die rechte Armlehne. An der Station neben ihm räkelte sich Hwang demonstrativ. Es war eine völlig neue Erfahrung für sie, dass das Schiff, das sie eigentlich steuern sollte, ohne ihr Zutun auf Warpgeschwindigkeit beschleunigte.

Spencer reagierte. “Nichts zu tun, Lieutenant?”

Hwang drehte sich um und lächelte. “Nein, Sir.”

Spencer verzog missbilligend die Mundwinkel, er konnte und wollte sich jetzt nicht von Hwangs natürlicher Fröhlichkeit anstecken lassen. Er beobachtete auf dem Hauptschirm, wie die Bondi auf Warpgeschwindigkeit ging und sie in ihrem Warpfeld per Traktorstrahl mitzog.

Hwang gab laufend die momentanen Geschwindigkeiten durch: “Warp 1.. 2.. 3..”

Ein leichtes Vibrieren war zu spüren.

“Warp 3.5.”

Das Vibrieren verstärkte sich und wurde eine Spur unangenehmer.

“Warp 4!”

Aus dem Vibrieren wurde ein starkes Rütteln. DeFalco meldete sich. “Strukturelle Integrität bei 90%!”

“Hallersvoort, Wolf soll die Geschwindigkeit halten, bis wir die strukturelle Integrität nachjustiert haben.”

“Aye, Sir!”, bestätigte Hallersvoort.

“Gerry, es wäre nicht schlecht, wenn das aufhören würde”, brummte Spencer missmutig.

“Wir arbeiten daran. In einigen Minuten sind wir soweit.”

“Das muss schneller gehen!” Spencer konnte sich selbst nicht erklären, warum er ausgerechnet jetzt Ungeduld zeigte, jetzt, da beinahe alles überstanden war.

“In Ordnung.” DeFalco blieb ruhig, er wollte wohl nicht seinen Freund und Kommandanten auf dem falschen Fuß erwischen.

Nach zwei Minuten hörte das Vibrieren auf, was Spencer dankend zur Kenntnis nahm. “Sehr gut. Wolf soll weiter beschleunigen.”

Hallersvoort gab die Anweisung an Wolf weiter und das Gespann beschleunigte weiter auf Warp 5.

“Miss Hwang, berechnete Zeit bis zur Sternenbasis?”

“Etwa drei Tage bei gleich bleibender Geschwindigkeit von Warp 5.”

“So. Das wär's. Alarmstufe Rot ist aufgehoben!” Spencer gab endlich die Anweisung, auf die er sich schon lange gefreut hatte. Hallersvoort befolgte den Befehl gern.

Spencer überlegte kurz und aktivierte dann das Intercom. “An alle Abteilungsleiter! Wir werden in einer Viertelstunde eine Konferenz in Physiklabor 2 abhalten.”

 

Einige Stunden später saß Spencer in seinem wieder aufgeräumten Quartier und versuchte, den Report für die Sternenflotte zu schreiben. Doch jedes Mal, wenn er einen Satz fertig gestellt hatte, erschien er ihm zu banal und nicht ausdrucksstark genug, das darzustellen, was ihm und allen anderen in den letzten Stunden widerfahren war. Ihm erschien alles so groß, so mächtig, so weit reichend und die ihm zur Verfügung stehenden Worte so unzulänglich, dem gerecht zu werden.

Als das plötzliche Zirpen des Türsummers Spencer aus seiner Konzentration riss, schleuderte er das PZAG auf den einige Meter entfernten Tisch. Der Wurf war jedoch ungenau, das PZAG schlitterte über die Tischplatte und polterte am anderen Ende zu Boden.

“Herein!”, knurrte Spencer vernehmlich.

DeFalco stand in der Tür. “Störe ich?”, fragte er überflüssigerweise, Spencers Gesichtsausdruck sprach Bände.

“Komm rein, Gerry. Worum geht's?”

DeFalco trat einige Schritte heran, sah sich kurz um und hob wortlos das zu Boden gefallene PZAG auf. Er reichte es Spencer. “Bitte schön.”

“Danke”, quittierte Spencer den Empfang mit hoch gezogenen Augenbrauen. “Setz dich. Was willst du?” Er schlug den freundlichsten Tonfall an, den er in seinem Zustand hinbekommen konnte.

“Es geht um Burowski”, begann DeFalco, während er sich niederließ. “Wirst du... ihn in deinem Bericht erwähnen?”

Spencer schüttelte den Kopf. “Nein. Was ihm passiert ist, hätte auch jedem anderen an Bord passieren können, da will ich mich nicht ausnehmen. Und ihm deswegen Schwierigkeiten zu machen... das wäre ungerechtfertigt. Sonst noch was?”

DeFalco blickte überrascht drein, angesichts von Spencers barschem Ton. “Nein”, antwortete er wahrheitsgemäß, obwohl er insgeheim auf eine kleine, nicht unbedingt dienstliche Unterhaltung mit Spencer jetzt nach überstandener Raumnot gehofft hatte.

“Dann wäre ich dir sehr verbunden, wenn ich jetzt meine Ruhe haben könnte.”

DeFalco hob abwehrend seine Hände. “Schon gut. Ich gehe ja schon...” Nachdenklich trat er den Rückzug an und verließ Spencers Quartier. Er nahm sich vor, mit Dr. M'Boya mal einige Worte über Spencers momentanen Gemütszustand zu wechseln.

 

Knappe drei Tage später wusste Spencer endlich die Sternenbasis in Sensorenreichweite. Die letzten Tage waren zwar vergleichsweise ruhig verlaufen, jetzt aber fühlte er sich bedeutend sicherer, denn wie leicht hätte sich der lädierte Rumpf entgegen aller Vorhersagen entscheiden können, an einer wichtigen Stelle nachzugeben.

Die eingehende Analyse des Schiffes hatte starke strukturelle Schäden am Rumpfgerüst ergeben, die eine Reparatur und Wiederindienststellung des Schiffes zumindest fraglich machten. Die wichtigsten Träger des Rumpfes waren verzogen oder anderweitig geschwächt, die marode Trägheitsdämpfung war also nicht der alleinige Grund für die Beschleunigungsprobleme gewesen.

Spencer saß auf der idealbesetzten Hilfsbrücke und konnte es kaum erwarten, dass die Bondi unter Warp ging und den Anflug auf die Sternenbasis begann. Er hatte plötzlich das Gefühl, dass sie seit einer Ewigkeit unterwegs gewesen wären.

“Anflug auf Sternenbasis 53!”, meldete Hwang nach einiger Zeit.

Spencer sah auf den Hauptschirm und konnte verfolgen, wie die Bondi unter Warp fiel, die Cousteau langsam vom Traktorstrahl löste und genau in Transporterreichweite von der Basis abstellte.

“Wir empfangen ein Signal, Sir!”, meldete H'Korr.

“Auf den Schirm!”

Admiral Paris erschien in seinem wie immer wohl aufgeräumten Büro der Sternenbasis auf dem Sichtschirm.

“Willkommen zurück, Commander. Ich freue mich, Sie und ihr Schiff recht wohlbehalten wieder zu sehen. Melden Sie sich in einer Stunde in meinem Büro!”

“Ja, Sir”, versicherte Spencer.

“Gut, Commander. Paris Ende!” Er schloss den Kanal.

Spencer empfand es nicht als ungewöhnlich, dass sich Paris bei seinen Begrüßungen recht kurz fasste, einige andere auf der Brücke sahen jedoch betreten drein, sie hatten sich einen herzlicheren Empfang nach all ihren überstanden Strapazen gewünscht.

“Schalten Sie mir eine Sichtverbindung zu Wolf!”

“Geschaltet, Sir!”

Das wie immer gelöst und freundlich dreinblickende Gesicht Lieutenant Wolfs füllte den Hauptschirm.

“Captain Wolf, wir sind an unserem Zielort eingetroffen. Ich danke Ihnen für die Schleppaktion.”

Wolf antwortete: “Keine Ursache, Captain Spencer. Sie haben ja nicht allzu viel Schwierigkeiten gemacht.” Sie lächelte.

Spencer konnte sich nicht so recht über Wolfs deplazierten Scherz amüsieren und zeigte einen leidenden Gesichtsausdruck. “Ich wünsche Ihnen noch einen guten Flug.” Er bemühte sich vergeblich um einen neutralen Tonfall.

“Danke, Captain. Wolf Ende.” Sie schloss beinahe kleinlaut den Kanal, sie hatte ihren Fehler eingesehen.

Auf dem Bildschirm verfolgte Spencer, wie die Bondi wieder aufbrach, die Cousteau war anscheinend nicht das einzige Schiff im Sektor, das Hilfe brauchte.

“Sir, die Sternenbasis fragt, warum wir nicht docken”, sagte H'Korr.

“Antworten Sie ihnen, dass wir nicht mehr andocken können, die entsprechenden Systeme und Vorrichtungen sind beschädigt. Wir möchten von Bord gebeamt werden.”

“Die Sternenbasis stimmt zu. Sie halten sich für einen Transport bereit und bereiten Quartiere für uns vor.”

Spencer aktivierte das Intercom. “An die gesamte Mannschaft, hier spricht der Captain! Bereiten Sie sich auf das Verlassen des Schiffes vor. Finden Sie sich... vor dem Hilfskontrollraum ein, wenn Sie fertig sind. Und beeilen sie sich bitte. Spencer Ende.” Die Crew hatte drei Tage Zeit gehabt, sich auf diesen Augenblick vorzubereiten, jetzt wollte Spencer nur eines, nämlich dass es schnell ginge. H'Korr übernahm ungefragt die Übermittlung dieser Nachricht in die Bereiche des Schiffes, in denen das Intercomsystem nicht mehr funktionsfähig war.

Spencer gab das Zeichen an seine Brückenoffiziere, dass sie jetzt ihre Stationen verlassen und ihre Sachen packen könnten. Er verließ den Raum als letzter.

 

Eine halbe Stunde später stand er allein vor dem Hilfskontrollraum, alle anderen hatten die Cousteau bereits verlassen. Seine Habseligkeiten, die den Angriff unbeschadet überstanden hatten, trug er in einem Beutel über der Schulter, seine Bücher und sein Schachbrett waren in zwei silbernen Koffern verstaut. Er ließ einen letzten, mit einer großen Portion Wehmut versehenen Blick über den leeren, dunklen Korridor schweifen. So endete also sein erstes Kommando...

Er klappte seinen Kommunikator auf. “Spencer an Sternenbasis! Bereit zum Beamen!”

Er schloss die Augen und erwartete das Einsetzen des Transporterstrahls. Als er sie wieder öffnen konnte, war er im Haupttransporterraum der Sternenbasis materialisiert. Der 1. Offizier der Basis, Commander Mogambu, begrüßte ihn und wies ihm ein Quartier zu, genauso wie allen anderen Crewmitgliedern zuvor.

Er dankte ihm mechanisch und verließ den Transporterraum der Basis. Nachdem sich die Türen seines neuen, provisorischen Quartiers hinter ihm geschlossen hatten, stellte er seine Habseligkeiten ab und ließ sich rücklings aufs Bett fallen. Dort blieb er die nächste Viertelstunde mit geschlossenen Augen liegen. Er wagte es nicht, die Augen wieder zu öffnen, er fürchtete ein starkes Schwindelgefühl sowie Orientierungslosigkeit und genoß die Schwärze vor seinen Augen.

In den letzten Tagen hatte er permanent gespürt, wie die Bürde der Verantwortung für jeden einzelnen auf ihm lastete, die in jedem Raum des Schiffes spürbare, bedrückende Atmosphäre und die verhaltenen Wortwechsel seiner Leute untereinander hatten dieses Gefühl nur noch weiter verstärkt. Erst jetzt fühlte er sich frei von allem, vollständig unbelastet, obwohl ihm die Unterredung mit Admiral Paris noch bevorstand.

Nach einiger Zeit öffnete er wieder die Augen, sein Blick streifte den Chronometer an der Wand. Ein leichter Schreck durchfuhr seine Glieder, als er feststellte, dass Paris ihn bereits in fünf Minuten erwartete.

Er rappelte sich mühsam auf, machte sich frisch, verließ das Quartier mit dem Bericht und stand ratlos auf dem Gang. Es widerstrebte ihm im Innersten, jetzt alleine zu Paris zu gehen. Früher war er immer zusammen mit Thola und Sanchez zum Rapport angetreten, jetzt fühlte er sich allein, hilflos, wie er da auf dem Gang stand und bezweifelte, dass er sich, wenn er sich Paris gegenüber sah, wesentlich besser fühlen würde.

Also betrat er wieder sein Quartier, und überlegte, wen er zur Unterstützung anfordern sollte. Schließlich bat er Hwang via Intercom zum Büro des Admirals. Sie war, wenngleich nicht der dienstälteste, aber doch kommandoerfahrendste Offizier seiner überlebenden Brückencrew.

Dann machte er sich endlich auf den Weg und zwang sich, Entschlossenheit zu zeigen. Vor dem Büro wartete Hwang bereits auf ihn. “Lieutenant, Sie werden mich unterstützen”, hieß er sie willkommen.

“Ja, Sir.” Durch einen Blick gab sie Spencer zu verstehen, dass sie seine Geste und den Grund ihres Hierseins begriffen hatte.

Die beiden betraten Paris‘ Büro und der Admiral begrüßte sie. “Willkommen Commander, Lieutenant. Bitte nehmen Sie Platz!”

Spencer und Hwang setzten sich, Spencer reichte Paris den Bericht. Er überflog ihn und sagte: “Eine schlimme Sache, Commander. Sieben tote Crewmitglieder, ein wrackes Schiff...”

Spencer antwortete leise: “Ja. Wirklich schlimm.” Mehr konnte und wollte er nicht sagen. Hwang sah einfach nur zu Boden. Paris' Einleitung hatte eine beinahe genauso bedrückte Stimmung erzeugt, wie sie sie von den letzten Tagen auf der Cousteau gewohnt waren.

“Immerhin, Commander, haben Sie das Leben aller anderen gerettet. Und verhindert, dass noch mehr passiert. Außerdem haben die Cardassianer seit der Zerstörung ihres Spähschiffs sich nicht mehr gerührt. Dessen Vernichtung scheint sie von weiteren Aktionen abgehalten zu haben. Die Sternenflotte hat sich weiterhin dazu entschlossen, sie alle für ihre Aktionen mit der Tapferkeitsmedallie auszuzeichnen.”

Spencer zuckte mit den Schultern. “Danke.” Der Gedanke an einen weiteren Orden reizte ihn nicht sonderlich, er hätte auch den höchsten Orden der Flotte dafür eingetauscht, die Geschehnisse der letzten Tage ungeschehen zu machen oder zumindest zu vergessen.

Paris fuhr fort: “Meine Ingenieursabteilung stimmt mit ihrer überein, die Cousteau muss leider außer Dienst gestellt werden. Die strukturellen Schäden sind unverhältnismäßig schwierig zu reparieren, wenn nicht sogar irreparabel. Deshalb können wir Ihnen eine Untersuchung und Anhörung auch nicht ersparen.”

“Wieso denn? Ich habe alles getan, was ich konnte, alle haben das. Was soll denn das mit einer Untersuchung?” Spencer wurde ärgerlich.

“Das ist eine reine Formalität. Ein Verlust eines Schiffes, auf welche Weise auch immer, erfordert eine Untersuchung”, wiegelte Paris ab.

Spencer zwang sich, sich zu beruhigen und brummte unhörbar.

“Und was wird jetzt?”, fragte er.

“Ich weiß es nicht, Commander.” Paris wirkte ratlos. “Die Zerstörung der Cousteau war... nun ja, unplanmäßig. Im Moment ist kein Schiff verfügbar. Es tut mir leid, Commander.”

Spencer war alles andere als begeistert und Hwang fragte: “Und was ist mit der übrigen Crew, Sir?”

“Sie wird rechtzeitig informiert werden, wenn sich etwas ergibt. Haben sie sonst noch etwas?”, schloss er.

Spencer verneinte, obwohl er am liebsten Paris im Bezug auf ein neues Kommando oder zumindest eine neue Aufgabe ausgequetscht hätte. Die Unruhe und die Sorgen der letzten Tage waren plötzlich einer drohenden Perspektivlosigkeit gewichen.

“Dann dürfen Sie wegtreten!”, sagte Paris freundlich, aber bestimmt.

Spencer und Hwang verließen gehorsam das Büro des Admirals. Auf dem Gang murmelte Hwang: “Das war ja richtig aufheiternd, Sir. Wissen Sie, was jetzt passieren wird?”

Spencer schüttelte den Kopf. “Nun, es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder wird die Crew für kurzfristige Aufgaben abgestellt und wir alle kommen bald auf ein neues Schiff. Oder wir werden alle in der Föderation verteilt, jeder erhält eine neue permanente Stelle und ich werde ein anderes Schiff übernehmen. Letzteres ist eher wahrscheinlicher, wenn sie mich fragen.” Als er zu Ende gesprochen hatte, fiel ihm schlagartig noch eine dritte Möglichkeit ein. Nämlich die, dass er, falls die Anhörung nicht zur vollsten Zufriedenheit der Sternenflotte verlief, quasi als Strafe als erster Offizier auf ein großes Schiff abkommandiert werden konnte, da er ja nicht den Rang eines Captains besaß.

Hwang brummte missmutig. “Hört sich ja nicht toll an. Und was ist das mit der Untersuchung?”

“Die wollen mir wohl auf den Zahn fühlen. Ha. Die sollen froh sein, dass sie uns noch größtenteils in einem Stück zurückbekommen haben und sich die Verlustmeldung sparen konnten. Wird mit Sicherheit grandios.” Spencer war verstimmt, er hatte zumindest im direkten Gespräch mit Paris ein paar aufbauendere Worte von ihm erwartet.

“Na dann, auf Wiedersehen, Captain. Wir sehen uns”, murmelte sie. Spencers Stimmung hatte sich jetzt auch auf Hwang ausgedehnt.

Spencer nickte ihr zu. “Ja, spätestens bei der Anhörung. Auf Wiedersehen.”

Sie drehte sich um und verschwand hinter der Biegung des Korridors. Spencer verharrte noch einige Sekunden starr auf dem Gang und machte sich dann auf zu seinem Quartier. Auf dem Weg dahin hing er verschiedenen Gedanken nach, von denen ihm keiner besonders gut gefallen wollte.

Ende

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