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Parodien >> Schweigen ist Silber - Ausreden ist Gold

von Eva

 

Wie konnte man nur so selbstsüchtig sein? Sie hatten ja im Laufe ihrer nicht gerade ereignislosen Reise im Deltaquadranten schon viele Rassen kennengelernt, bei denen Hilfsbereitschaft, Diplomatie oder Freundschaft nicht gerade zu deren herausragenden Tugenden zählte.

Aber diese hier? Stur und uneinsichtig wie eine Horde Esel. Obwohl deren, wohl bemerkt, ungenutztes Kommunikationssystem ihnen die Möglichkeit gab, eine Verbindung in den Alphaquadranten aufzubauen, verweigerten sie jede Zusammenarbeit. So blieb ihnen eigentlich nichts anderes übrig, als ein kleines Ablenkungsmanöver zu starten und darauf zu hoffen, daß B’Elanna mit ihrem unerschöpflichen Ideenreichtum einen, wenn auch nicht gerade vorschriftsmäßigen Weg fand, daß Kommunikationssystem so zu manipulieren, daß sie eine Verbindung zum Alphaquadranten herstellen konnten.

*****

B’Elanna hatte es geschafft.
Stunden später erhellte sich der Bildschirm und gab den Blick auf einen kahlköpfigen Admiral der Sternenflotte frei. Kathryn stöhnte innerlich auf, war es doch der gleiche Admiral, den sie noch aus ihrer Zeit als Fähnrich kannte und nie besonders gut leiden konnte, was allerdings, wie sie wußte, auf Gegenseitigkeit beruhte. Wie alt mochte er jetzt sein? Achtzig, fünfundachzig? Eigentlich Zeit, um sich aufs Altenteil zurückzuziehen.

"Es freut mich zu sehen, daß es Ihnen, auch fernab der Heimat, gut geht" hallte seine tiefe Stimme über die Brücke. Sekundenlang ließ er seinen Blick über die Anwesenden gleiten, verweilte etwas länger als nötig bei Seven und zog hörbar dem Atem ein, als er ihr nicht gerade Sternenflotten übliches Outfit betrachtete.

"Wie ich dem Bericht Ihres holographischen Doktors entnehmen konnte, haben Sie eine recht turbulente Zeit hinter sich. Zusammenstöße mit den Borg..."
dabei glitt sein Blick wieder in Sevens Richtung
"zwei wiedergefundene und dann doch wieder verlorengegangene Ferengis und ... na, Sie wissen das ja besser als ich.

Der Admiral bedauerte, daß sie immer noch keinen Weg gefunden hatten, der sie schneller nach Hause holen konnte. Dafür hatte er aber die neuesten Informationen von den Familien in der Heimat mitgebracht. So vergingen fast zwei Stunden.

"Aber, was ich Ihnen noch sagen wollte" und der Blick des Admirals heftete sich an Kathryn fest, "...Sie haben mich enttäuscht Captain!"

Kathryn spürte, wie sich bei diesen Worten etwas in ihrem Magen verkrampfte. Kurz schaute sie in Chakotays Richtung, der ihr einen beruhigenden Blick zuwarf.

"Ich wußte ja schon immer," brummte er "daß Sie manchmal stur und eigensinnig sein können, aber das Sie..."
Bei diesen Worten beugte er sich so nah an den Bildschirm heran, daß Kathryn das Gefühl hatte, sein Kopf würde gleich aus dem eben diesen herausfallen.
"... gegen eine der wichtigsten Prinzipien der Sternenflotte verstoßen, nun, das hätte ich noch nicht einmal Ihnen zugetraut. Ich erwarte eine Erklärung."

Ein wenig ratlos schaute sie in das zerfurchte Gesicht des Admirals, war ihr doch nicht ganz klar, für was er eine Erklärung verlangte.

"Entschuldigung, Sir" meinte sie und setzte ihr freundlichstes Lächeln auf "ich bin mir nicht ganz sicher, für was Sie eine Erklärung wünschen?"

"Sie wissen nicht, für was?" fragte er und schaute sie fassungslos an. "Stimmt es Captain, Sie haben eine intime Beziehung zu Ihrem ersten Offizier?"

Kathryn warf dem Doktor einen bitterbösen Blick zu.* Diese Klaschbase. Konnte er nicht dieses kleine Detail bei seiner Berichterstattung im Hauptquartier außer Acht lassen?*

"Verräter" zischte sie ihm zu.

Treuherzig schaute er sie an. Der eisige Blick, der ihn darauf hin traf, ließ ihn kurzerhand zu dem Entschluß kommen, daß es besser sei, für die nächsten Tage aus dem Gesichtsfeld des Captains zu verschwinden. Er wußte, zu was sie fähig war. Und das mußte man ja nicht unbedingt herausfordern.

Kurz ließ Kathryn ihren Blick über die Brücke gleiten. Die lächelnden Gesichter ihrer Brückencrew zeigten ihr, daß sie es sichtlich genossen, daß sie es diesmal war, die Rede und Antwort stehen mußte. Sie waren sichtlich gespannt, wie sie sich aus der Affäre ziehen würde.

"Ich warte" donnerte der Admiral und seine kleinen faltigen Hängebäckchen fingen an, unkontrolliert hin und her zu schwabbeln.

"Nun ja, Admiral" meinte sie, nach den richtigen Worten suchend "eigentlich ist dies ja nicht meine Schuld. Hätte Chakotay bei einem unserer gemeinsamen Abendessen nicht diese Verführungsdroge, die Neelix für ihn von einem recht vergnügungssüchtigen Volk erstanden und heimlich an Bord geschmuggelt hat, unter mein Essen gemischt, ehrlich Admiral, ich wäre nie zu solchen Dingen fähig gewesen."

Sie hörte die glucksenden Geräusche, die mit einem Mal die Brücke erfüllten, ignorierte sie aber.

Chakotay zog bei ihren Worten scharf die Luft und warf ihr einen Blick zu, der nichts Gutes verhieß.. Na toll! Jetzt, mit einem Mal, sollte er an allem Schuld sein, nur damit sie weiterhin mit einer weißen Weste dastand? So nicht und schon gar nicht mit ihm.

"Wenn ich dazu auch einmal etwas sagen dürfte?" meinte er und schaute den Admiral herausfordernd an.

"Was?" bellte der Admiral und seine Hängebäckchen gerieten wieder in Bewegung.

"Konnte ich ahnen, daß, als ich nach einem recht anstrengenden Tag auf der Brücke mein Quartier betrat, sie in meiner vor Schaum überquellenden Badewanne vorfinden würde? Und ehe ich wußte, was das zu bedeuten hatte..." führte Chakotay seine Rede weiter "...rutsche ich auf einer Wasserlache aus und landete in diesem Schaumberg. Dabei stieß ich mit dem Kopf ein wenig unsanft an den Wannenrand, was mich für einige Minuten etwas außer Gefecht setzte. Konnte ich ahnen, daß sie mir in dieser Zeit die Sachen vom Leibe reißen würde?"

Ein quieksendes Geräusch hinter seinem Rücken ließ ihn verstummen.

Harry hatte sich bei Chakotays Ausführungen nicht mehr beherrschen können. Der erboste Blick des Admirals ließen ihn flugs unter seiner Konsole verschwinden.

Kathryn schenkte Chaktoay bei diesen Worten einen Blick, der einer Morddrohung gleichkam. Einfach alles auf sie abwälzen, na, da hatte er sich aber getäuscht.

"Ich wollte nur deine Uniform retten. Du hast selbst immer auf den sparsamen Einsatz der Replikatoren hingewiesen."

Fassungslos ließ der Admiral seinen Blick zwischen den beiden hin- und hergleiten. Am liebsten hätte er sich jetzt die Haare gerauft, hätte er noch welche besessen. Wie es schien, waren Disziplin und Moral während ihrer einsamen Reise durch den Deltaquadranten etwas verlorengegangen. Wenn sich schon zwei Führungsoffiziere nicht an die Regeln halten, da wollte er lieber erst gar nicht wissen, was sich noch so alles auf diesem Schiff abspielte.

"Außerdem, wenn ich es richtig betrachte..." nahm Kathryn den Faden wieder auf "...war es die alleinige Schuld der Crew..."
"...und Tom mit seiner Wette 17" beendete Chakotay grinsend den Satz.

"Äh, aber.... aber Commander?" fuhr Tom irritiert auf und schaute ihn vorwurfsvoll an. Mußte er es den immer sein, dem die ganze Schuld zum Schluß in die Schuhe geschoben wird?

Nun wurde es dem Admiral doch zu bunt. Verführungsdroge, Schaumbad, Wette?

"Ruhe, verdammt noch mal" brüllte der Admiral und ließ seine Faust krachend auf die Konsole vor ihm donnern, welche diesen Gefühlsausbruch nicht ohne weiteren Schaden überstand.. Erschrocken wandten sich alle Anwesenden wieder dem Hauptschirm zu.

"Captain, ich sage Ihnen eins. Und Ihnen auch; Commander. Sofort nach Ihrer Ankunft im Alphaquadranten will ich Sie stehenden Fußes im Hauptquartier sehen. Ist das klar? Und tun Sie sich einen Gefallen. Versuchen Sie, in der Zwischenzeit die Moral an Bord wieder in Gang zu bringen. Ich wünsche Ihnen weiterhin eine gute Heimreise"

Mit diesen Worten wurde der Hauptschirm dunkel und ein befreites Aufatmen ging von den beiden ranghöchsten Offizieren aus. Diese Klippe hatten sie ja einigermaßen elegant umschifft, aber, was würde noch folgen?

"Harry?" fragte Kathryn "Wie lange wird unsere Heimreise noch dauern?"

"Tja, Captain" feixte dieser "Das kommt darauf an. Mit oder ohne Umweg?"

Schmunzelnd schaute Chaktoay sie an. Wußte er doch im voraus, wie ihre Antwort lauten würde.

-Ende-

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