Die Sonne
entfaltete ihre ganze Stärke und erwärmte entsprechend die Luft, so dass die
vorherrschende Temperatur schon beinahe unerträglich war. Der schwache Wind, der
gelegentlich wehte, verschaffte da so gut wie überhaupt keine Linderung.
Überall waren die Stimmen der Anwesenden zu hören. Sie kicherten, erzählten, lachten
und waren alle um einen großen Swimmingpool versammelt, der wahrlich äußerst aufwendig
gestaltet war: der Beckenrand war mehrmals geschwungen, und in der Mitte des Bassins
erhoben sich zwei kleine Inseln aus dem Wasser, auf denen jeweils eine Palme und viele
andere exotische Pflanzen wuchsen und die durch eine kleine Brücke verbunden waren, von
deren beiden Enden wiederum jeweils eine Art kleiner Steg zum Beckenrand führte.
Es war der Geburtstag von Tom Paris. Er hatte auf dem Holodeck ein sommerlich fröhliches
Szenario kreiert, eine sogenannte Poolparty, wie er es unter Grinsen immer genannt hatte.
Stundenlang hatte er zusammen mit B'Elanna an diesem Programm gearbeitet um es perfekt zu
machen, und nun stand er zufrieden lächelnd mit ihr inmitten aller anwesenden
Crewmitglieder und projizierten hübschen jungen Mädchen und auch Männern, die nur das
Nötigste an Bekleidung trugen und stets freundlich lächelnd Getränke verteilten. Auch
für Musik in gemäßigter Lautstärke war gesorgt worden.
Vor etwa zwei Stunden hatte die Party offiziell begonnen und war bereits jetzt in vollem
Gange. Harry Kim unterhielt sich angeregt mit einem weiblichen, äußerst hübschen
Fähnrich, der Doktor stolzierte mit einem breiten Grinsen im Gesicht und dank B'Elannas
Modifikationen bezüglich seines Programms zum ersten Mal nur mit Shorts bekleidet durch
die Menge, und Seven zog durch ihren äußerst knapp geschnittenen, grau-metallisch
schimmernden Bikini die Blicke sämtlicher Crewmitglieder auf sich, zumal nun zu sehen
war, wie viel Borgimplantate wirklich noch vorhanden waren - natürlich entging der
Anblick der Ex-Borg auch Harry nicht, und somit wanderte sein Blick stets von Seven zum
Fähnrich und wieder zurück.
Chakotay genoss das kühle Nass innerhalb des Pools. Seine von Natur aus dunkel getönte
Haut erweckte den Eindruck, als hätte er schon tagelang nichts anderes getan als sich zu
sonnen und im Wasser zu relaxen.
Jetzt fehlte nur noch eine Person...und das war der Captain des Schiffes. Alle hatten
gehofft, dass sie kommen würde, sich jedoch schon früh mit der Tatsache
auseinandergesetzt, dass sie höchstwahrscheinlich enttäuscht würden. In letzter Zeit
war sie wieder etwas mehr auf die eigene Privatsphäre bedacht, hielt eine deutlich
spürbare Distanz zu ihren Offizieren ein, die dieses Verhalten ihres Captains zwar
bedauerten, jedoch respektierten.
Jeder rechnete eigentlich irgendwie damit, dass sie nicht kommen würde. Daher war das
Erstaunen und die Überraschung umso größer, als plötzlich die Türen des Holodecks
beiseite glitten und den Blick auf Captain Kathryn Janeway freigaben. Sie lächelte
verlegen und trat langsam ein, so dass sie auch schon gleich die Blicke der anderen auf
sich zog. Während Tom und B'Elanna sofort freudig auf sie zutraten und sie begrüßten,
schwamm Chakotay zum Beckenrand um sie besser beobachten können.
Er hatte Kathryn noch nie zuvor so gesehen; sie trug einen hellgrauen, schlicht
geschnittenen Bikini, der ungewohnt viel Haut freigab und ihre weiblichen Körperformen
auf erotische Art und Weise betonte. Das kinnlange Haar war mit vielen kleinen Haarklemmen
am Hinterkopf festgesteckt. Chakotay war verzückt, konnte seinen Blick nicht von ihr
abwenden; sie war einfach atemberaubend schön. Kathryn besaß große Ausstrahlung, und
zwar nicht nur dann, wenn sie ihren Dienst tat, sondern auch in Augenblicken wie diesem,
in denen sie durch ihre Natürlichkeit, ihren Charme bezauberte und durch ihr Lächeln
bestach. Er liebte es, sie zu beobachten, zu beobachten, wie ihre Hände das Gesagte
geschmeidig unterstrichen und vervollständigten, ihr Gesichtsausdruck sich stets
änderte...lebhaft, schön, voller Charisma. Das war Kathryn. Seine Kathryn. Und
plötzlich...plötzlich wandte sie den Blick von Tom und B'Elanna ab, lächelte weiterhin
unentwegt und schritt langsam durch die Menge hinüber zum Pool. Chakotay erschrak, als
sie ihm nun tief in die Augen blickte, weiterhin lächelte, ganz nahe war.
"Na, Commander, lassen Sie mal sehen, ob sich schon Schwimmhäute gebildet
haben!"
Sie mussten beide lachen, während Kathryn in die Hocke ging und Chakotays Finger
befühlte.
"Hübsch sehen Sie aus, Kathryn..."
Der verstohlene Blick des ersten Offiziers wanderte ihr Dekolleté hinab.
Sie lächelte verlegen und begann an dem Stoff, der ihren Körper bedeckte, herumzuzupfen.
"Ach...äh...finden Sie? Ich habe diesen Bikini schon lange nicht mehr
getragen..."
*Wem sagst du das...*
"...und naja, enger dürfte er nun wirklich nicht sein!"
*Das sehe ich etwas anders...*
"Hätten Sie nicht Lust mir hier drin etwas Gesellschaft zu leisten? Ist sehr
erfrischend..."
"Ja, Chakotay, warum nicht...Tom hat es ziemlich gut gemeint mit der
Temperatur..."
Lächelnd wandte sie sich ab und trat auf das kleine Sprungbrett. Sie spannte ihren
Körper an, führte beide Arme langsam nach oben, während sie ein klein wenig die Fersen
anhob und ließ sich schließlich mit einem sanften Ruck elegant ins Wasser gleiten.
Chakotay hatte Kathryn bei ihrem Ritual verzückt beobachtet, ihren Körper, die Spannung,
die sie in ihm aufgebaut hatte...
Nun wartete er darauf, dass sie wieder auftauchte. Doch zu seiner Verwunderung war es
nicht Kathryn, die sich ein paar Meter vor ihm an die Wasseroberfläche begab. Es war
etwas viel Verhängnisvolleres, etwas, das Kathryn bis vor wenigen Augenblicken noch
getragen hatte und dessen Fehlen sie nun in eine äußerst unangenehme Situation bringen
würde: ihr Bikinioberteil.
Chakotay musste auflachen, hielt sich jedoch in der Absicht, seinem Captain die nötige
Rückendeckung zu geben, schon gleich wieder die Hand vor den Mund um nicht die
Aufmerksamkeit aller auf sich zu ziehen. Er musste handeln um Kathryns peinliches
Missgeschick so gut wie möglich zu vertuschen, aber er wusste im Augenblick noch nicht so
recht, wie er dies anstellen sollte. Entweder blieb er dort, wo er sich gegenwärtig
befand um Kathryns Oberkörper zu verdecken, sobald sie bei ihm auftauchte, oder er
schwamm so schnell wie möglich los um das Bikinioberteil, das sich nun gefährlich
schnell auf den Beckenrand zu bewegte und somit schon bald in den Blickwinkel mehrerer
Gäste kommen würde, wieder einzufangen. Aber dann wäre Kathryn wieder ohne Schutz...
Chakotay rang mit sich, beschloss dann jedoch, zuerst auf Kathryn zu warten und dann so
schnell wie möglich loszuschwimmen. Dies war bei weitem keine optimale Lösung, die gab
es jetzt auch nicht, aber es war immerhin die Lösung, die ihm im Augenblick am
effizientesten erschien.
Er blickte zum Grund des Pools und sah, wie sich Kathryn dicht am Boden gekauert und mit
verhaltenen Armbewegungen ihren Weg durch das Wasser bahnte; natürlich hatte auch sie
sofort bemerkt, was geschehen war und schwamm nun zielstrebig auf Chakotay zu - Chakotay,
ihr engster Vertrauter, auch in solch peinlichen Momenten.
Dicht vor ihm tauchte sie schließlich auf, ihre Brüste mit verschränkten Armen
bedeckend, wenn sie auch nur den Kopf aus dem Wasser streckte. Scham und Pein standen ihr
förmlich ins Gesicht geschrieben.
Sie wimmerte:
"Oh, Chakotay, ich bitte Sie, helfen Sie mir...lachen Sie, soviel Sie wollen, aber um
alles in der Welt nicht jetzt! Es ist zu peinlich, was denkt die Crew, ich kann mich ja
nicht mehr aus dem Quartier trauen...Chakotay...Verdammter Verschluss, war wohl nicht
richtig eingehakt!"
Der Commander hob seine Arme, wollte sie schützend um Kathryn legen, ließ jedoch im
Bruchteil einer Sekunde von seinem Vorhaben ab, als er erkannte, dass dies ein mindestens
ebenso großes Unheil heraufbeschwören könnte - jedenfalls redeten sie beide sich das
immer ein.
"Hey, Kathryn, jetzt hören Sie mir mal zu, ich werde nicht über Sie lachen, auf gar
keinen Fall, okay? Wir werden es gemeinsam tun, heute Abend beim Abendessen, was meinen
Sie, um acht in meinem Quartier? Da sind ohnehin noch ein paar Berichte
durchzusehen....nur als Alibi, bevor Tom wieder auf dumme Gedanken kommt..."
Kathryn lächelte gequält und nickte.
"Na sehen Sie, alles halb so schlimm! Und jetzt...ähm...werde ich
Ihnen...Ihr...äh...Kleidungsstück zurückholen, bevor es entdeckt wird!"
"Aber Chakotay, Sie können mich doch hier nicht zurücklassen, ich meine...so ganz
ohne Sichtschutz!"
Chakotay überlegte ein paar Sekunden, sah sich um und erwiderte dann:
"Kathryn, schauen Sie, dort drüben bei der Insel ragt ein großer Palmenwedel ins
Wasser...es ist nicht weit...schwimmen Sie dorthin und stellen Sie sich dahinter, da sind
wir auch am ungestörtesten, wenn wir später versuchen, Ihnen das Ding wieder
anzuziehen!"
Kathryn blickte hilfesuchend nach dem Palmenwedel und dann wieder zu Chakotay zurück.
"Na schön...aber beeilen Sie sich, ach, und Chakotay..."
Sie machte eine kurze Pause.
"Danke..."
Chakotay lächelte, wartete bis der Captain wieder unter Wasser ging um hinüber zu der
kleinen Insel zu schwimmen und machte sich dann selbst mit kraftvollen Arm- und Beinzügen
auf den Weg. Glücklicherweise waren außer ihnen beiden nur noch sehr wenige andere im
Pool, die sich zudem in einer ganz anderen Ecke aufhielten und nichts bemerkt zu haben
schienen, auch wenn sie hin und wieder herüber geblickt hatten.
Das Bikinioberteil war schon ein recht großes Stück weiter getrieben, wenn er nicht
wollte, dass es entdeckt wurde, so musste er es jetzt zu fassen bekommen.
Noch zwei Armzüge, noch einer...
Chakotay packte das Stück Stoff, drückte es ruckartig unter Wasser, so dass selbiges
nach allen Seiten wegspritzte und sich daraufhin auch prompt ein paar Gäste umdrehten.
Chakotay begann albern zu kichern.
"Hähä...ich habe schon immer gerne im Wasser geplanscht, schon seit ich ein Kind
war...hähä..."
Als sich die betreffenden Personen grinsend wieder umdrehten, schwamm Chakotay rasch
zurück zu Kathryn.
"Da sind Sie ja! Nun geben Sie schon her, dort vorn kommen noch mehr Leute in den
Pool!"
Sie riss ihm das Oberteil aus der Hand, signalisierte ihm mit ihrem Blick, dass er den
seinen doch nun wenigstens während sie es anzog von ihr abwenden sollte und legte es
behutsam um ihren Oberkörper. Dabei blickte sie immer wieder verstohlen um sich, um
sicherzugehen, dass ihr auch ja niemand zusah, was Chakotay ein Grinsen auf die Lippen
trieb.
"Ja, ja, Commander, wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen, ich
weiß schon! Nun grinsen Sie nicht so unverschämt, sondern helfen Sie mir und machen Sie
den Verschluss zu!"
Chakotay dachte nicht daran eine ernste Miene zu machen, sondern ließ sein Grinsen noch
mehr in die Breite wachsen.
"Ist das ein Befehl?" fragte er scherzhaft.
"JA! Und nun machen Sie schon! Ich warne...ich bitte Sie, Chakotay!"
Chakotay trat weiter hinter sie, tat wie ihm befohlen wurde und schloss den Verschluss.
Behutsam, jedoch auch spürbar zögerlich legte er seine vom Wasser kühlen Hände auf
Kathryns ebenso kühle Schultern. Er spürte, wie sie bei seiner Berührung zusammenzuckte
und eine Gänsehaut bekam. Sie schloss die Augen, fühlte, wie seine Hände ihre Oberarme
hinunter wanderten, genoss die Streicheleinheit, die sie immer so sehr ersehnte.
"Fertig!" hauchte er ihr ins Ohr.
Kathryn öffnete die Augen wieder, drehte sich langsam zu ihrem ersten Offizier um.
Sie blickten sich für einige Sekunden tief in die Augen, Sekunden, in denen die Musik,
das Plätschern des Wassers, die Stimmen der Offiziere für Sie beide lautlos zu werden
schienen.
"Ich...ich gehe dann mal wieder raus dem Wasser...wird jetzt doch etwas kühl...also
dann..."
Sie lächelte verlegen, wollte gerade losschwimmen, als Chakotay hinter ihr herrief:
"Und nicht vergessen, Captain, heute Abend um acht, die Berichte warten!"
"Ist gut, Commander!"
Lächelnd und überaus erleichtert schwamm sie davon. Niemand schien ihr Missgeschick
mitverfolgt zu haben. Auffällig war eigentlich nur, dass Seven sie mit einer weit nach
oben gezogenen Braue betrachtete, als sie aus dem Wasser stieg.
Sie stand vor seinem Quartier und betätigte den Türmelder. Die Türen glitten
auseinander und Kathryn sah sich einem leger gekleideten ersten Offizier gegenüber. Sie
blickten sich an, prusteten heraus und begannen lauthals zu lachen.
-Ende- |