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Parodien >> Ikea - Die undenliche Geschichte

von Judith

Kathryn saß gemütlich - ohne Starfleet-Uniform - auf ihrer Couch, hörte gerade den 'Frühling' aus den vier Jahreszeiten, hatte ein gutes Buch in der einen und eine Tasse Tee in der anderen Hand und schaute auf die Rose, die ihr Chakotay heute morgen geschenkt hatte.

Sie widmete sich wieder ganz den Ergüssen von Platon in seinem Buch 'Der Staat'. Das war damals auf der Akademie Pflichtlektüre im Fach Philosophie gewesen. Sie konnte mit diesem alten Griechen aber nicht besonders viel anfangen: Schließlich hatte er das vor gut 2500 Jahren geschrieben, es konnte also kaum noch aktuell sein.

Wie hatte sie zu Chakotay einmal gesagt: 'Sowas ist ja wohl kaum für jemanden interessant, der seine Zukunft in der Quantenmechanik sieht.'

Das war damals auf New Earth gewesen.

Sie lächelte.

Ach ja, New Earth.

Was wohl passiert wäre, wenn Tuvok ihren Befehl nicht mißachtet und nicht mit der Voyager zurückgekommen wäre.


Sie legte das Buch zusammen mit den sentimentalen Gefühlen weg und sah sich statt dessen nach weiterem Lesestoff um.
Da war noch dieses Padd aus der Astrophysik, der wöchentliche Sicherheitsbericht - kurz, alles äußerst spannende Lektüre, die sie sich am besten als Schlafmittel heute abend zu Gemüte führen sollte - sie versuchte nämlich alles, um einzuschlafen, ohne in Gedanken an Chakotay zu verfallen.

Sie schaute sich munter in ihrem Quartier weiter um.
Was sollte sie heute abend noch tun?
Sie hatte Lust auf etwas verrücktes, auf etwas, daß sie bisher noch nicht gemacht hatte.
Ja! Das würde sie machen! Sie würde es selber versuchen, wollte niemanden um Hilfe bitten.


Kathryn schleppte sich ganz schön an den Bauteilen ab. Dieser Holzschreibtisch aus dem 20. Jahrhundert hatte sie zwar die Replikatorrationen einer Woche gekostet, aber sie freute sich schon darauf, ihn selber zusammen-zubauen.
Das Ding hieß 'Egon', sie fand es ohnehin ein wenig sonderlich, einem Schreibtisch einen Namen zu geben.

"Also, dann mal los!" sagte sie zu sich selbst ebenso wie zu dem Schreibtisch.

"Also, dann werden wir mal versuchen, dich zusammenzubauen, mein Guter." Diesen Ausspruch würde sie nicht allzu lange später schon wieder ganz anders sehen.


"Was? Ich hab das doch so zusammengeschraubt, wie es da steht, aber, ... Wieso funktioniert das jetzt nicht? Also diese Tischplatte bekomme ich einfach nicht alleine rauf. Obwohl... das werden wir doch noch mal probieren..."
Gesagt, getan. Sie versuchte, die schwere Eichentischplatte auf das (etwas wacklige) Gestell zu heben, mußte aber erkennen, daß das Ding ein Eigenleben entwickelte und genau in der Sekunde, in der sie die Tischplatte schon fast drauf hatte, sich dazu entschloß, plötzlich gegen sie umzukippen.

Hätte sie nicht so schnell reagiert, wäre sie sicherlich unter der Platte begraben worden, konnte aber nicht verhindern, daß sie mit voller Wucht (und mit Holz-Unterbau auf ihr drauf) gegen die Wand krachte.


Unvermeidlich war natürlich, daß Chakotay das gehört hatte. Er tauchte auch gleich persönlich auf, natürlich nicht ohne sich auf dem Weg zu seiner eigenen Tür, auf dem Korridor und vor der Tür des Captains unendliche Sorgen gemacht zu haben.

-Bebopp-

"Ja?" fragte Kathryn etwas unglücklich, immer noch unter dem Holzgestell begraben.

"Kathryn?" fragte Chakotay schon beim Hereinkommen.

Mit einem Blick überschaute die Situation und half seinem Captain aus dieser äußerst mißlichen Lage, indem er zunächst den Holz-Unterbau von ihr entfernte und sie dann besorgt nach ihrem Befinden fragte: "Ist alles in Ordnung mit Ihnen, Kathryn?"

Sie sah die Besorgnis in seinen Augen.

"Naja, ich würde mich bedeutend besser fühlen, wenn Sie mir erst mal hochgeholfen haben."

Er nahm behutsam ihre Hand und zog sie vorsichtig nach oben, bis sie vor Schmerz aufschrie und sich an der Wand wieder herunterließ.

"Was ist denn los?" fragte Chakotay besorgt.

"Ich glaube, ich habe mir den linken Knöchel verstaucht."

Ihr erster Offizier beugte sich hinunter und untersuchte behutsam ihren Fuß.

'Fachmännisch', stellte Kathryn fest. Sie war froh, daß er gekommen war. Aber andererseits wirkte seine Nähe auch irgendwie beklemmend auf sie.
Zwar hatten sie eine Vereinbarung getroffen, daß sie aufeinander warten würden, bis sie zusammen im Alpha-Quadranten ankommen würden. Auch wenn es Chakotay schwerfiel, ihre Entscheidung, daß auf dem Schiff keine Beziehung möglich war, zu akzeptieren, er respektierte sie, und er war viel zu integer, als eine Situation wie diese auszunutzen.

Wenn er daran dachte, wie er reagiert hatte, als er den Krach im Nebenquartier gehört hatte: Er hatte sich zwar auch Sorgen um Kathryn als seinen Captain gemacht, aber vor allem - um die Frau, die er liebte.

Er stellte fest: "Also, ich glaube, der Fuß ist nicht nur verstaucht, ich denke, er ist sogar gebrochen. Warten Sie, ich helfe Ihnen auf, Kathryn. Die internen Transporter sind gerade abgeschaltet, aber sie können mit diesem Fuß auch nicht gehen. Und ich schätze mal, Sie würden nicht wollen, daß der Doktor Ihr Quartier in diesem Zustand sieht?!?"

Ohne eine Antwort abzuwarten, hatte er sie umfaßt und legte sie sich über seine starken Arme.
"Ist es auch bequem?" fragte er sie grinsend.

Kathryn war sichtlich etwas irritiert, da sie Angst hatte, jemand könnte sie sehen. Aber mit der Zeit begann sie auch durchaus, die Situation zu genießen. Zwar schmerzte ihr Fuß immer noch, doch das konnte auch nicht das Wohlbefinden überdecken, daß in ihr mit Dauer des Fußmarsches wuchs.

'Sie ist überhaupt nicht schwer.' dachte Chakotay. 'Naja, bei dem, was sie ißt, ist das auch kein Wunder. Ich muß sie überzeugen, mal auszuspannen.'

Auf dem Weg zum Turbolift hatte Chakotay sich mehrfach nach ihrem Befinden erkundigt.
'Wie besorgt er ist.' dachte Janeway. 'Und wie vorsichtig!'

Sie begannen sich wieder so zu unterhalten, wie sie es immer taten, ganz normal, nur als Freunde.
Dachten sie jedenfalls.
Als sie schließlich im Turbolift ankamen, befahl Chakotay "Krankenstation!", weshalb sich der Turbolift in Bewegung setzte und sich die Türen hinter ihnen schlossen.

...

Wäre zu dieser späten Stunde noch ein Crewmitglied auf dem Korridor vor der Krankenstation unterwegs gewesen, hätte dieses Crewmitglied eine Szene gesehen, die bzgl. der 'Wette 17' eine ganze Menge neuen Gesprächsstoff geliefert hätte.
Der Commander hatte den Captain auf den Armen. Und das war nicht das einzige.

 

-Ende-

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