Dana und Jana saßen zusammen in
Dana's Quartier bei einer Runde Tongo.
Schließlich muß man nach einem verblödenden
8-Stunden-Brückendienst-Arbeitstag etwas Sinnvolles tun. Was gab es da
Besseres als eine Partie Tongo?
"Winke, winke", grölte Jana aus voller Kehle, während sie Dana
Pfirsichsaft
in ihren Kaffee goß.
"Ich nehme meinen Kaffee zwar lieber mit Milch, aber vielen
Dank", griente Dana.
"Oh, 'Tschuldigung. Ich bin schon den ganzen Tag total *winke
winke*."
"Wieso eigentlich? Heute war doch gar nichts los bei euch auf der Brücke."
"Na dann hättest du dir mal 8 Stunden lang die Teletubbies in Großformat
auf
dem Hauptschirm ansehen sollen."
"Ich verstehe, ihr habt euch weitergebildet." Dana griente noch
mehr.
"Sozusagen. Wir hätten auf ein Borgschiff treffen können und alles,
was die
Brückencrew gesagt hätte, wäre: oh, oh."
"Ich glaube, jetzt muß ich zum Doctor", meinte Dana mit einem
seltsam
verzerrt grinsenden Gesichtsausdruck.
"Wieso?"
"Na, ich kriege dieses Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht."
"O.k., machst du den nächsten Spielzug?", fragte Jana und
kippte sich einen
Pfirsichsaft hinter die Binde. Daraufhin verzog sie sofort das Gesicht.
"Laß mich raten: Du hast die Mischung mit dem Kaffee erwischt,
was?"
Jana nickte nur gequält den Kopf und wischte sich die Tränen aus den
Augen.
"Na gut, damit du mir hier nicht gleich ins Koma fällst, mache ich
meinen
nächsten Spielzug: Ausweichen."
Dana drehte das Tongo-Rad.
Jana grabschte sich einige Streifen Latinum, die vor ihr lagen und warf
sie
in den Behälter in der Mitte der Spielscheibe, noch ein prüfender Blick
in die Karten: "Konfrontieren!"
Das Rad begann sich wieder zu drehen und klimperte dabei fast so wie ein
Dabo-Tisch. Nun griff Dana zu ihrem Latinum und warf ebenfalls ein paar
Streifen in den Topf, "Kaufe zu 30, verkaufe zu 40." Eine ihrer
runden Karten fiel auf den Tisch und sie drehte erneut an dem Rad.
"Sag' mal, Jana?", begann sie.
"Hmm?", Jana erweckte den Eindruck, als sei sie in tiefes
Nachdenken über
ihren nächsten Spielzug versunken.
"Woher haben wir eigentlich das Latinum zum Spielen? Ich meine, für
unsere
aufopferungsvolle Arbeit auf der Voyager bekommen wir doch nicht einmal
Gehalt."
"Woher soll ich das wissen? Sehe ich so aus, als ob ich diese
Geschichte
schreibe?"
Dana überlegte kurz wie schlimm die Auswirkungen von 8 Stunden
Teletubbies
auf Jana's kognitive Fähigkeiten waren, wenn sie so einen Müll redete.
Sie entschloß sich dann aber doch, nicht den Doctor zu konsultieren,
sondern ein paar mehr Streifen in den Topf zu schmeißen.
"Vielleicht ist das Latinum ja repliziert worden", schlug Jana
vor.
"Ich schätze, mit der Replikation eines einzigen Streifens hätte
man die
Rationen für die nächsten 70 Jahre verbraucht. Und wie wir bekanntlich
alle wissen, gibt es weitaus bessere Anwendungsmöglichkeiten für
Replikatorrationen als Latinum."
Beide sahen sich einen Augenblick an und meinten dann wie aus einem Mund:
"Kaffee!"
"Also gut, ich will sehen!", meinte Jana und warf einen
Riesenbatzen Latinum
in den sich drehenden Pott.
"Falsches Spiel", erwiderte Dana daraufhin und studierte
intensiv ihre
Karten.
"Wie: Falsches Spiel?"
"Du meintest gerade Poker. Wir spielen aber Tongo."
"Sagt man das nicht auch beim Tongo?"
"Keine Ahnung. Ich habe noch nie die Spielregeln gelesen."
"Ich auch nicht. Gibt es überhaupt welche? Aber ich finde es einfach
toll,
wenn das Latinum klimpert und wir solche imponierenden Wörter wie:
Ausweichen, Konfrontieren und Risiko durch den Raum werfen."
"Du sagst es. Und in diesem Sinne: Konfrontation!"
Dana schwang das Tongo-Rad.
"Du willst es heute wirklich wissen, nicht wahr? Ausweichen."
Bevor Jana jedoch ihren Einsatz in den Topf schmeißen konnte, packte Dana
ihr Handgelenk und hielt sie davon ab, weitere Geräusche zu machen.
"Hast du das eben auch dieses Geräusch gehört?", fragte sie
mit weit
aufgerissenen Augen.
"Ja. Entschuldige, das war mein Magen. Neelix hatte heute etwas im
Angebot,
das so aussah, als wolle es mich eher fressen, als das es sich essen läßt.
Und da habe ich dann doch lieber verzichtet."
"Nein, nein. Das meinte ich nicht. Ich meinte das", Dana
lauschte eine Weile
stumm, "Hört sich an, als ob wir nicht allein wären."
"Hör auf mir Angst einzujagen", meinte Jana und wollte ihre
Hand zurückziehen. Doch Dana hielt sie so fest gepackt, daß sie sich
kaum ein Mikron bewegen konnte.
"Dana", preßte Jana zwischen den Zähnen hervor und bemühte
sich, keinen
schmerzerfüllten Schrei auszustoßen, "Könntest du bitte meine Hand
loslassen?"
"Oh, entschuldige", Dana ließ los und schaute nervös im
Quartier hin und her
und war offensichtlich schwer damit beschäftigt, das ominöse nicht
wahrzunehmende Geräusch zu orten.
"Puh! Noch ein paar Sekunden länger und der Doctor hätte an mir
eine
chirurgische Meisterleistung vollbringen müssen."
Jana rieb sich die Hand, um die Durchblutung wieder anzuregen. Plötzlich
froren ihre Bewegungen ein und sie lauschte in die Totenstille des
Quartiers.
"Jetzt hast du es auch gehört, nicht wahr?", fragte Dana ängstlich.
"Was ist das? Das hört sich ja gruselig an."
"Wah!", mit einem riesigen Satz hüpfte Dana hinter die Couch.
"Hey, du kannst mich doch hier nicht mit diesem unheimlichen Geräusch
allein
lassen", Jana folgte Dana flugs hinter die Couch, wo sie eine Weile
still
mit angewinkelten Beinen saßen und in die Dunkelheit lauschten.
"Was machen wir nun?", fragte Dana zitternd.
"Wir warten bis es aufhört."
"Und wenn es nicht aufhört?"
"Dann ... dann halten wir uns die Ohren zu."
"Tolle Idee, Kadett! Hast du das auf der Sternenflottenakademie
gelernt?"
"Ist das nicht eine Ferengi-Erwerbsregel? Wenn du unheimlich Geräusche
in
der Nacht hörst, dann stopf dir deine Ohren mit Latinum voll, natürlich
nicht mit deinem eigenen."
"Sehr komisch. Mal ehrlich, wir müssen doch irgendwas tun."
"O.k. Es ist dein Quartier und du bist der ranghöhere
Offizier."
"Wenn ich mich recht entsinne, sind es immer die rangniederen
Offiziere, die
in solchen Situationen vorgeschickt werden."
"Ja, damit man uns abmurksen kann. Nein, nein, ohne mich. Außerdem
bin ich
Offiziersanwärter und noch kein Offizier."
"Ich befördere dich hiermit zum Fähnrich. Dein erster Auftrag
lautet dieses
Geräusch zu identifizieren und es anschließend zu eleminieren."
"Du kannst mich nicht befördern", warf Jana ein.
"Verdammt. Was nun?"
"Ich hab's. Hast du hier irgendwas, womit wir uns verteidigen können,
Anti-Materie-Ladungen,
Quantentorpedos, Thermaldetonatoren?"
Dana meinte gespielt ernsthaft, "Entschuldige, sonst habe ich
immer einen Thermaldetonator in meiner Handtasche. Aber die sind mir heute
morgen
ausgegangen, als ich meinen letzten nach dem Essen geworfen habe, das
Neelix
Fähnrich Johnson vorgesetzt hatte und das gerade dabei war seine Tentakel
um
dessen Luftröhre zu schlingen."
"In Ordnung, ich nehme auch konventionelle Waffen. Hauptsache ich
habe
irgendetwas, an das ich mich festklammern kann und das mir wenigstens die
Illusion von Sicherheit gibt."
"Folge mir unauffällig in meine Waffenkammer", Dana robbte auf
allen Vieren
in das nächste Zimmer von dem Geräusch weg und war darauf bedacht immer
genügend Deckung zu haben. Jana tat es ihr gleich.
Im Nebenraum angekommen richteten sie sich wieder auf und Dana trat an
einen
großen Schrank.
"Wähle deine Waffe", meinte sie, während sie die Türen öffnete.
Als Jana das Arsenal an verschiedensten Hieb- und Schußwaffen sah, wandte
sie sich an Dana, "Wir müssen bei Gelegenheit mal ein ernstes Wort
miteinander reden. Ich dachte, das war ein Scherz, als du 'Waffenkammer'
sagtest."
"Man kann ja nie wissen, wozu man die mal braucht", erwiderte
Dan unberührt
und prüfte wie das Bath'leet in ihrer Hand lag.
"Verstehe", kam es von Jana, deren Augenbrauen gerade eine
Mount-Everest-Besteigung machten, "Dann nehme ich mir das
Phasergewehr mit
Nachtsichtgerät."
Sich gegenseitig Deckung gebend drangen sie wieder in das Zimmer mit dem
Tongo-Tisch ein. Ein Kopfnicken hier, ein Handzeichen da und sie sicherten
ihren Stellungswechsel.
"Ich glaube, die Geräusche kommen aus dem Bad."
Sie hatten an der Wand zum selben Position bezogen. Dana zählte mit der
Hand
von drei herunter, um den Zeitpunkt des Angriffs zu signalisieren. Jana
festigte ihren Griff um das Phasergewehr, befeuchtete ihre Lippen und
schickte ein Stoßgebet in den Himmel ... äh ... in den alpha-Quadranten.
Im Himmel waren sie ja schon. Egal wohin, hauptsache es hörte
irgendjemand. Mit einem markerschütternden Schrei und einem die Luft
zerschneidenden Bath'let drangen sie in das Badezimmer vor und fanden dort
...
... nichts.
Nun ja, zumindest keine Monster oder sonstige häßlich aussehende
Außerirdische. Sie fanden dort nichts außer einer Pfütze. Noch immer
richtete Jana das Phasergewehr auf die Ansammlung von Wasser.
"Du kannst deine Waffe senken, sie wird bestimmt nicht versuchen,
dich zu
verschlingen", meinte Dana die Situation analysierend.
"Wer weiß. Das hat mir Neelix gestern auch gesagt, als er das Essen
vor mich
stellte. Der Doctor hat eine Stunde gebraucht meinen Arm wieder zusammen
zu flicken."
"Wir können unbesorgt sein. Das hier kommt nicht aus Neelix'
Kochtopf."
"Na schön. Aber woher kommt es dann?"
Plopp!
Beide starrten wie angewurzelt in die Pfütze, auf der man noch die
Bewegungen des eben aufgetroffenen Tropfens sehen konnte.
Plopp!
Ihre Blicke wanderten an die Decke, wo sich genau über der Pfütze
bereits
ein weiterer Tropfen formierte.
"Bitte korrigiere mich, Dana, falls ich falsch liegen sollte. Aber
ich habe
auf der Sternenflottenakademie gelernt, daß Duranium wasserundurchlässig
ist."
"Vielleicht eine Mikrofraktur vom Angriff der wütenden Borg, die wir
von der
Transwarpspule befreit haben."
"Wut ist irrelevant, aber eine Überschwemmung nicht. Also, wer hat
das
Quartier über dir?"
"Der Captain."
Ein paar Minuten später standen die
beiden vor Captain Janeway's Quartier. Trotz intensiver Bemühungen hatte
Dana Jana nicht davon überzeugen können, das Phasergewehr im Quartier zu
lassen. Jana hatte etwas von, man muß auf alle Eventualitäten
vorbereitet sein, gefaselt. Jedenfalls standen sie nun vor Janeway's
Quartier und betätigten den Türmelder.
"Es macht niemand auf. Ich habe dir ja gesagt, daß da etwas nicht
stimmt",
Jana entsicherte das Phasergewehr und band sich rambomäßig ein Schweißband
um die Stirn.
"Bist du auch schon mal auf den Gedanken gekommen, daß sie nicht
aufmacht,
weil sie schläft? Übrigens sollten wir das auch tuen. Komm laß uns
gehen."
"Erst wenn wir wissen, warum du in deinem Quartier bald ein
Schwimmbad
errichten kannst. Komm wir sehen mal nach, die Tür ist auf."
Jana schlich auf Zehenspitzen in das Quartier.
"Du kannst doch nicht in das Quartier vom Captain eindringen",
flüsterte
Dana, folgte Jana aber dennoch.
Während Jana aufmerksam die Verbindung der beiden Türhälften zum Bad beäugte
und befühlte, schaute Dana sich im Quartier um. Als ihr diese
mitternächtliche Untersuchung jedoch zu lange dauerte, trat sie neben
Jana.
"Warum machst du nicht einfach die Tür auf, wenn du wissen willst,
was hier
vorgeht?"
Dana streckte die Hand Richtung Türöffner aus. Jana riß die Augen auf
und
schrie noch: "Alles bloß das nicht!"
Und dann ergossen sich einige hunderttausend Liter auf die beiden und
spülten sie in die Schlafgemächer ihres Captains. Jana zappelte mit
allen Vieren im Wasser und gluckste, "Hilfe, ich kann nicht
schwimmen."
"Dann steh' einfach auf", meinte Dana und erhob sich völlig
durchnäßt,
"Offensichtlich hat der Captain vergessen gehabt, das Wasser für die
Badewanne abzustellen."
"Warum sollte sie das vergessen?", fragte Jana während sie das
Wasser aus
ihrer Hose schüttelte.
"Vielleicht war sie abgelenkt?" Dana wrang ihren Uniformpulli.
"Was könnte das für eine Ablenkung sein, über die sie ihr heißgeliebtes
Bad
vergißt?"
Jemand räusperte sich. Schlagartig wurden den beiden bewußt, daß sie
nicht
allein in diesem Quartier waren.
Jemand trat aus dem Schatten in das spärliche Licht, das die
vorbeiziehenden
Sterne spendeten.
"Commander!", entfuhr es Dana und sie verschloß ihren Mund
sofort mit ihrer
Hand.
Commander Chakotay stand mit freiem Oberkörper und verschränkten Armen
vor
den beiden Helden der heutigen Nacht. Seine Schlafanzughose war bis zu den
Knien von Wasser umgeben.
"Ich hoffe, Sie haben nicht vor, dieses Gewehr zu benutzen,
Kadett",
Chakotay deutete auf das Phasergewehr in Jana's Hand.
"Ähm ... Nein ... Selbstverständlich nicht, Sir."
"Dann sollten Sie mein Quartier jetzt auf dem schnellsten Wege
verlassen,
bevor ich mich doch noch veranlaßt fühle, die Sicherheit zu rufen."
"Ja, Sir. Entschuldigung noch einmal, Sir."
"Melden Sie sich morgen um 8.00 Uhr beide bei mir. Wegtreten!"
So schnell sie ihre Beine in die Hand nehmen konnte, waren Dana und Jana
aus
dem Quartier verschwunden.
Chakotay drehte sich zu der Person
um, die die ganze Zeit im Dunkeln auf dem
Bett gesessen hatte.
"Dein Quartier?", fragte eine weibliche Stimme.
Er grinste und zuckte mit den Schultern, "Eine kleine Notlüge. Ich
wollte
nicht, daß morgen früh gleich das gesamte Schiff weiß, daß ich die
Nacht in deinem Quartier verbracht habe."
"So? Es ist dir also unangenehm, mit deinem Captain zusammen gesehen
zu
werden", sagte die liebliche Stimme und zog Chakotay zu sich hinunter
auf's
Bett.
"Ganz und gar nicht", versicherte er und küßte sie
liebeshungrig.
"Was hast du mit den beiden vor?"
Er lächelte, "Ich bin mir sicher, daß du meine Phantasie heute
Nacht
beflügeln wirst, so daß mir schon noch eine geeignete Strafarbeit einfällt."
"Oh, ich hätte da schon eine Idee", sagte sie lachend.
"Für eine Strafarbeit?"
"Nein, wie ich deine Phantasie beflügeln kann."
Er hob amüsiert die Augenbraue, "Stört es dich gar nicht, daß es
hier
momentan ziemlich feucht ist?"
"Nicht vom Thema ablenken, Commander! Ich wollte sowieso schon immer
ein
Wasserbett."
"Wo waren wir gerade stehengeblieben, bevor dieser Wassereinbruch
stattfand?"
Sie antwortete nicht, sondern führte seine Hände an ihren Busen.
"Dieses Schlafanzugoberteil kommt mir irgendwie bekannt vor",
meinte er den
Stoff und ebenso alles darunter Liegende streichelnd.
Die Augen bereits geschlossen raunte sie, "Weil es dir gehört. Hol'
es dir
wieder!"
Diesem
Befehl mußte er natürlich Folge leisten.
THE END
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