"Los Jana,
laß uns wieder von hier verschwinden", Dana zappelte nervös im dunklen Casino hin
und her.
"Jaja", meinte Jana nur, wühlte weiter in Neelix' Schränken und signalisierte
damit, daß sie nicht vorhatte so schnell wieder das Feld zu räumen.
"Laß uns gehen, das ist mir zu unheimlich."
Jana ließ sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen, "Dann schalt' das Licht an. Auf
diese Weise würde ich auch mehr sehen und wir wären schneller wieder weg."
"Nein! Kein Licht anmachen", meinte Dana voller Panik, "Dann würde man uns
sofort finden. Neelix erwürgt uns, wenn er erfährt, daß wir an seinen Nahrungsvorräten
waren."
"Jaja, schon gut. Aber dann leuchte mal mit der Taschenlampe her."
Dana tat wie geheißen, war aber trotzdem unzufrieden, weil die ganze Sache länger
dauerte als eigentlich vorgesehen.
"Warum benutzt du eigentlich nicht eine Replikatorration, wenn du mitten in der Nacht
Hunger bekommst?", wollte sie wissen.
"Weil ich alle meine Rationen für Pfirsichsaft verballert habe."
Dana rollte mit den Augen. Nun ja, jeder hatte so seine Laster, "Hast du endlich
etwas Eßbares gefunden?"
"Nein. Dieser Talaxianer versteckt alles", Jana's Stimme kam nun aus dem Inneren
eines Schrankens, in den sie völlig hineingekrochen war.
"Dann schnappen wir uns welche von den Leolawurzeln hier und verschwinden
wieder."
"Leolawurzeln?! Würg! Willst du mich umbringen? Ich bin allergisch gegen
Leolawurzeln. Als ich das letzte Mal welche aß, sind meine Hände angeschwollen und ich
habe einen furchtbaren Juckreiz bekommen."
"Ach ja, wie konnte ich das nur vergessen. Du hast einen geschlagenen Tag lang die
Krankenstation blockiert."
Das Zischen einer Tür ertönte. Dana bückte sich beim Hören des Geräusches reflexartig
hinter den Tresen und schielte durch eine Ritze, um zu sehen, wer eingetreten war. Ihr
fielen fast die Augen raus, als sie die beiden Gestalten identifizierte - Janeway und
Chakotay.
Aufgeregt flüsterte sie in Jana's Richtung, "Hör auf zu scheppern, wir haben
Gesellschaft."
"Neelix?"
"Nein. Commander Chakotay und Captain Janeway."
Jana kam rückwärts aus dem Schrank gekrochen, da darin absolut nichts zu finden war, und
stieß sich dabei natürlich den Kopf.
"Jaja, und das soll ich dir glauben? Was sollten die beiden um diese Uhrzeit denn im
Casino wollen?", fragte sie und machte sich an das Scannen der nächsten Schublade.
"Das weiß ich auch nicht. Aber sie scheinen sich über irgendetwas uneinig zu sein.
Janeway macht ständig ablehnende Gesten und Chakotay scheint sie von etwas überzeugen zu
wollen."
"Du phantasierst. Die beiden alleine. - Das halte ich für mehr als unwahrscheinlich.
Ich für meinen Teil suche weiter nach was zu Essen."
"Glaub mir. Ihr Gespräch ist ziemlich emotional belastet. Es scheint um ein heikles
Thema zu gehen ..."
"Klar. Um den Replikatorrationenverbrauch."
"Wie kannst du nur so unsensibel sein? Vielleicht kommen die beiden heute und hier
endlich zusammen."
"Ich bin nicht unsensibel, ich bin hungrig. Und die beiden kommen in einer Millionen
Jahre nicht zusammen!"
Jana kramte still weiter und beschränkte sich nun auf's Tasten, da sie die Taschenlampe
ausschalten mußte.
"Sag sowas nicht. Es geschehen noch Zeichen und Wunder."
"Ein Wunder wäre es, wenn ich hier endlich was zu Futtern finden würde!"
"Sie hört ihm jetzt zu und hat aufgehört, sich zu sträuben. Du müßtest ihr
Gesicht sehen. Wie kannst du in dieser Situation nur an Essen denken?!"
"Ganz einfach: Ich bin am Verhungern und brauche sofort Kohlenhydrate und jede Menge
Balaststoffe oder ihr habt einen Crewman weniger."
Jana stößt im Schrank in Bereiche vor, die noch nie ein Mensch oder Talaxianer zuvor
gesehen hat, "Igitt."
"Psst. Nicht so laut, sonst hören uns die beiden noch."
"Ich habe gerade in etwas Glibbriges gefaßt. Und ich fürchte, es bewegt sich
noch."
"Ja, ich wußte, daß es heute passieren würde. Das mußt du dir ansehen, Jana! Er
hat sie an beiden Armen ergriffen und zieht sie immer näher zu sich heran."
Jana hörte kaum etwas, da sie gerade intensiv damit beschäftigt war, sich die glibbrig,
schleimige Substanz von den Fingern zu lutschen, "Mmm. Schleck. Könnte
palumbianischer Vanillepudding sein."
"Bist du sicher? Heute früh habe ich gesehen, wie Neelix an genau der Stelle, wo du
dich momentan aufhälst, eine Schüssel mit Leolawurzelbrei deponiert hat."
Jana spuckte die unidentifizierte Substanz wieder aus, die im Dunkeln gelb leuchtete und
verzog bis zur Unkenntlichkeit das Gesicht, "Danke für die Vorwarnzeit."
"Gern geschehen. Jederzeit wieder. Bist du endlich fertig? Dann komm her, das mußt
du dir unbedingt ansehen. Ich brauche einen Zeugen, das glaubt mir doch keiner."
"Ich kann nicht. Jetzt brauche ich erst recht etwas in den Magen, um diesen fiesen
Geschmack aus dem Mund zu bekommen."
"Dieses Leuchten in Janeway's Augen! Sie will es!"
"Ich will auch! Und zwar was zu Essen!"
"Das ist so romantisch! Kannst du auch mal an was anderes denken als an Essen?"
"Klar! An was zu Trinken. Ein schönes großes Glas mit Pfirsichsaft. - Lecker!"
"Sie legt ihre Hände auf seine Brust. Gleich ist es soweit!"
Dana fieberte hinter dem Tresen mit und kaute sich vor Nervosität fast alle Fingernägel
ab. Während Jana die Erforschung von Neelix' Küchenschrank fortsetzte. Plötzlich
erklang ein fassungsloses, "Ich glaub' es nicht", aus dem Schrank.
"Ich auch nicht, gleich küssen sie sich. Ich brauche dringend 'nen Synthehol! Oder
nehme ich doch lieber 'nen Wiener Mélange?"
"Ich glaube es nicht", wiederholte Jana völlig gebannt von ihrer Entdeckung.
Bäuchlings robbte sie aus dem Schrank, da sie die Hände voll hatte, "Dieser
heimtückische Talaxianer wollte mir diese Eier vorenthalten!"
Dana hatte sich hinter dem Tresen jetzt auch die Haare zerzaust, weil die Szene zwischen
Janeway und Chakotay so nervenzerfetzend war.
"Jetzt mache ich mir Spiegeleier auf Toast!", sagte Jana vergnügt.
"Du willst was machen?! Das wäre ja noch glibbriger und gelber als der
Leolawurzelbrei. Außerdem kannst du dir doch jetzt nicht etwas zu Essen machen. Sie sind
sich schon so nah. Das ist eine einmalige Chance!"
"Ich gebe ihnen noch eine Minute! Dann schmeiße ich diese Babys in die Pfanne."
"Das kannst du doch nicht machen. Du weißt doch wie schüchtern die beiden sind,
wenn wir sie jetzt stören, trauen sie es sich vielleicht nie wieder."
Jana hörte nur mit einem halben Ohr zu, in Gedanken malte sie sich aus, was man alles mit
den Eiern anstellen könnte.
Dana zupfte vor Freude an Jana's Uniformärmel, "Er streicht ihr über's Gesicht und
sie fixiert seine Lippen. Das mußt du dir ansehen, aber unauffällig."
"Neunundfünfzig ... Sechzig. Die Zeit ist um!", mit diesen Worten sprang Jana
auf, knallte eine Pfanne auf die Feuerstelle und schlug die Eier hinein.
Janeway und Chakotay spritzten peinlich berührt auseinander.
"Guten Abend, Captain, Commander. Möchten Sie vielleicht auch ein Spiegelei?"
"Ähm ... Nein danke. ... Ich denke, ich werde jetzt zu Bett gehen. Gute Nacht,
Kadett", und dann wendete sie sich Chakotay zu, "Gute Nacht, Commander."
Janeway verließ eiligen Schrittes das Casino. Chakotay öffnete noch den Mund und
streckte ihr eine Hand hinterher, so als ob er sie vom Gehen abhalten wollte, doch die
Tür hatte sich schon hinter ihr geschlossen. Der Commander drehte sich zu Jana um und
funkelte ihr böse in die Augen, "Gute Nacht, Kadett", und verließ ebenfalls
das Casino.
Jetzt kam auch endlich Dana hinter dem Tresen vorgekrabbelt und giftete Jana an, "Das
nennst du 'unauffällig'?! Ein takalianisches Trampeltier ist eine Fee gegen dich! Es ist
deine Schuld, daß die beiden nicht zusammen finden! Gute Nacht! Und viel Spaß mit deinen
glibbrigen Eiern. Ich hoffe, sie waren es wert!"
Mit diesen Worten verließ auch Dana das Casino und Jana blieb allein zurück.
"Was habt ihr denn alle?", rief sie hinterher, "Ich bin unschuldig!"
-Ende- |