<< Übersicht

Parodien >> Führungspositionen

von Barbara

Kathryn betrat ihr Quartier. Sie war geschafft. Manchmal fragte sie sich,
wie sie es überhaupt schaffte solch lange Brückenschichten zu schieben. Sie
öffnete den Verschluß ihrer Jacke und zog sie aus. In ihrem Quartier war es
angenehm dunkel. Sie empfand es als entspannend, wenn ihre Augen nicht dem
hellen Licht der Brücke ausgesetzt waren. Kathryn streckte sich. Ihre
Muskeln taten ihr weh. Was für ein Tag.

Ein paar Arme umschlangen sie von hinten um der Taille. Sie hatte Chakotay
nicht bemerkt. Aber sie hätte es sich eigentlich denken können, daß er in
ihrem Quartier war. Schließlich war er nicht mehr auf der Brücke gewesen,
als sie ihren Bereitschaftsraum verlassen hatte.

"Guten Abend, Liebling. Anstrengenden Tag gehabt?", flüsterte er ihr ins
Ohr.

Sie lehnte sich gegen ihn. Sie fragte sich immer noch, warum sie so lange
Abstand von ihm gehalten hatten. Sie wußte es nicht mehr. Damals schien sie
noch einen guten Grund gehabt zu haben, aber jetzt wollte ihr der nicht mehr
einfallen.

"Das weißt du doch ganz genau. Du warst doch auch auf der Brücke und weißt,
was los war.", antwortete sie mit einem Lächeln.

"Stimmt, ich war auf der Brücke, und du warst in deinem Bereitschaftsraum
und hast dich dort mit den Admirälen unterhalten. Seit wir heute morgen
einen Funkkontakt herstellen konnten hast du dich dort drinnen eingesperrt.
", antwortete er gekränkt.

"Tut mir leid, ich hätte dich hinzuziehen sollen. Aber ich mußte den
Admirälen einiges erklären. Zum Beispiel, warum ich eine Borg an Bord habe
oder warum der, den ich eigentlich ins Gefängnis bringen sollte nun auf
meinem Schiff Erster Offizier ist. Glaubst du, das war leicht?" Sie hatte
sich in seinen Armen gedreht und lächelte ihn verschmitzt an.

"Du hättest einfach deinen berühmten
Ich-bin-Captain-Janeway-wiedersprechen-sie-mir-und-sie-sind-tot-Blick
aufsetzen müssen, und sie hätten sicher nicht gewagt, deine Entscheidungen
in Frage zu stellen." Kathryn gab ihm einen leichten Schlag in die Rippen,
und er wich zurück. "Autsch, hast du auch gesagt, daß du die Prügelstrafe
wieder eingeführt hast?"

Sie blickte ihn mit ihrem berühmten Captain-Janeway-Blick an. "Nein, aber
ich habe ihnen gesagt, daß ich die beste Crew der ganzen Sternenflotte
habe, und ich es nicht dulden werde, wenn sie inhaftiert wird aufgrund ihrer
Vergangenheit im Maquis. Sie haben mir zugesichert, daß das nicht passieren
wird." Kathryn blickte ihn an. Sie konnte die Erleichterung in seinen Augen
sehen. Es war ihr bewußt, daß viele Ex-Maquis Angst vor einer Inhaftierung
nach ihrer Rückkehr hatten. Besonders Chakotay machte sich Sorgen darüber,
da er sich für seine ehemalige Truppe verantwortlich fühlte. Er umarmte sie
bei diesen guten Nachrichten.

Nach einigen Augenblicken löste sie sich von ihm. "Was wollen wir heute
abend machen, wir haben ja etwas zum feiern."

"Ich weiß schon etwas.", sagte er mit einem Grinsen. Wenige Sekunden später
lag sie auf ihrem Bett, Chakotay auf ihr und küsste sie stürmisch.

"Guter Vorschlag.", murmelte sie gegen seine Lippen. Nach und nach landeten
ihre Kleidungsstücke auf dem Boden.

"Tuvok an Janeway.", erklang die ruhige Stimme aus dem Interkom.

Kathryn und Chakotay überhörten es.

"Tuvok an den Captain, bitte melden." Wäre Tuvok ein Mensch gewesen, hätte
man jetzt sicher Ungeduld gehört.

Kathryn und Chakotay brachen ab und Chakotay rollte von ihr herunter.
Kathryn richte sich auf, und suchte verzweifelt ihren Kommunikator. Endlich
fand sie ihn.

"Janeway hier. Was gibt es?" Fragte sie etwas ungehalten. Sie war etwas
außer Atem, und ihre Stimme klang heiser.

"Wir haben eine Nachricht vom Hauptquartier der Sternenflotte. Admiral
Namimbe will sie sprechen. Sofort. Soll ich die Transmission in ihr Quartier
legen."

"Neeeiiin.", entfuhr es Kathryn. Hätte sie Tuvok jetzt sehen können, hätte
sie seine Augenbraue am Haaransatz beobachten können.

"Captain?", fragte er verständnislos.

"Oder doch, Tuvok. Legen sie das Gespräch auf meinen Schreibtisch.", sagte
sie.

Sie erhob sich rasch, und suchte ihr Kleidung. In Unterwäsche mit einem
Admiral zu reden war sicher nicht vorteilhaft. Eine Hose war nicht
notwendig, aber das Hemd... Wo war das Hemd. Sie fand es auf der Tischlampe,
die auf dem Nachttisch stand. Jacke?... Neben der Tür. Sie zog sich beide
Kleidungsstücke schnell an und zupfte ihr Haare zurecht. Chakotay schaute
ihr mit einem Grinsen zu. Sie warf ihm einen bösen Blick zu und wandte sich
zu ihrem Schreibtisch.

Kathryn setzte sich in den Sessel und aktivierte das Terminal. Vor ihr
erschien ein genervter Namimbe. "Na endlich, warum dauerte das so lange?",
fragte er.

"Tut mir leid Admiral, ich hatte soeben meine Schicht beendet, und war auf
dem Weg ins Quartier."

"Nun gut. Ich habe hier noch einige Fragen zu einer Auflistung einer ihrer
Crewmitglieder, einem Neleks."

"Neelix, meinen sie. Ich habe ihn beauftragt, die Beurteilung um die Moral
der Crew zu schreiben, um die sie mich gebeten haben.", antwortete sie.

"Ja genau. Wie ich festgestellt habe, haben sie mehrere Hochzeiten
durchgeführt. Darunter auch zwischen Maquis und Sternenflotte. Des weiteren
sind dort mehrere Paare aufgelistet, ebenfalls Maquis und Sternenflotte. Sie
haben das gebilligt?"

"Nun, ja. Ich kann ihnen schlecht soetwas verbieten. Das hätte eine Meuterei
gegeben.", verteidigte sie sich.

"Sicher, das verstehe ich. Aber warum geben sie kein Vorbild für ihre
Sternenflottencrew. Warum haben sie eine intime Beziehung mit ihrem ersten
Offizier? Das widerspricht allem, was sie auf der Akademie gelernt haben!
Dies wird ihnen eine Menge Ärger einhandeln.", sagte Admiral Namimbe scharf.

"Admiral,", beruhigte sie ihren Gesprächspartner, "es gibt für alles eine
Erklärung." Sie hoffte, ihm ihre Beziehung erklären zu können.

"Das hoffe ich doch. Diese Beziehung ist unverantwortlich von ihnen." Mit
diesem Satz hatte Kathryn den Beweis, das sie nicht mit der Bergründung
durchkam, daß sie Chakotay liebte.

"Es war taktisch notwendig. Ich mußte doch die Maquis Crew an mich binden.",
log sie in einem verschwörerischen Tonfall. "Ich hätte wahrscheinlich nie
die Unterstützung der MaquisCrew bekommen, wäre der Anführer nicht hinter
mir gestanden."

Chakotay hatte sie die ganze Zeit beobachtet. Bei diesem Satz fing er zum
schmunzeln an. Er wußte genau, daß das nicht sein konnte, denn als ihre
Beziehung begann, stand die Maquis-Crew bereits voll hinter ihr.

"Heißt daß, sie haben sich mit diesem Kriminellen nur eingelassen, um sich
so die Loyalität zu sichern?", fragte Namimbe verblüfft.

"Ja, Admiral.", erwiderte sie ernst, obwohl sie Mühe hatte, nicht zum lachen
anzufangen. "Ich weiß, das steht in keinem Lehrbuch, aber es war effektiv."

Chakotay konnte sich nur mit Mühe beherrschen, und nicht laut loszulachen.
Kathryn saß auf ihrem Sessel, nur mit dem nötigsten bekleidet, um seriös zu
wirken, und versuchte ihre Beziehung als taktischen Geniestreich zu
verkaufen. Es war einfach zu lächerlich. Er wußte, wie sich Kathryn über 5
Jahre gegen einen Beziehung gesperrt hatte. Und sie tat nun so, als ob sie
schon seit Beginn der Reise mit ihm zusammen war.

"Ich verstehe. Es ist nur Ungewöhnlich. Vor allem von ihnen. Ich dachte, sie
wären immer strikt gegen Beziehungen mit Untergebenen."

"Sie kennen doch das Sprichwort: Drastische Situationen erfordern drastische
Maßnahmen. Und 70000 Lichtjahre entfernt vom Alphaquadrant irgendwo im
nirgendwo mit einer Gruppe von Maquis gestrandet zu sein, gehört nun mal in
die Kategorie 'drastische Situation', meinen sie nicht auch?"

"Nun gut. Ich werde das so in meinen Bericht schreiben..."

"Nein, Admiral.", unterbrach Kathryn ihn. "Dies muß doch geheim bleiben.
Stellen sie sich doch einmal vor, was die Maquiscrew macht, wenn sie
erfährt, daß ich so hinterrücks ihr Vertrauen erschlichen habe. Und erst
Chakotay. Sie würden mich ans Messer liefern.", erwiderte sie mit einem
theatralisch perfekt geschockten Gesichtsausdruck.

"Da haben sie auch wieder recht. Aber was soll ich dann schreiben?"

"Ich habe da eine Idee. Wir lassen die ganze Sache unter den Tisch fallen,
und warten einfach ab, was sich daraus entwickelt. Wenn wir Glück haben,
werden alle Maquis freigesprochen und niemand nimmt danach noch Anstoß an
der Beziehung. Bis dahin lassen wir einfach alle anderen Admiräle und
sonstigen Untersuchungsausschüsse der Sternenflotte im Dunkeln.", sagte sie
in einem verschwörerischen Tonfall.

"Wissen sie, was sie von mir verlangen?", fragte er entrüstet.

"Ja, das weiß ich. Aber so vermeiden wir ein unangenehmes Kapitel und
niemand wird sich danach noch darum kümmern, wenn alles vorbei ist. Machen
sie mit?", sie blickte ihn etwas verzweifelt an. Chakotay konnte ihre
schauspielerischen Fähigkeiten nur bewundern. Sie wollte den Admiral dazu
bringen, wegen dieser Beziehung kein Aufsehen zu machen.

"Na gut, einverstanden. Aber nur, weil sie, wie es schien, keine Wahl
hatten."

"Dann gilt nur noch eines. Lassen sie den Bericht von Neelix verschwinden,
und alles wird gutgehen."

"Sie verlangen viel. Aber gut, der Bericht ist vergessen. Ich hoffe nur, daß
alles so abläuft, wie sie es sich wünschen. Guten Tag."

"Sie meinen wohl guten Abend. Bis demnächst, Admiral Namimbe." Damit
deaktivierte sie den Bildschirm und seufzte.

Chakotay kam zu ihr hinter den Schreibtisch und legte seine Hände auf ihre
Schultern. "Gratuliere, du hast den Admiral nicht nur dazu gebraucht, daß er
unsere Beziehung deckt, sondern dich auch noch wie eine mutige Märtyrerin
dargestellt, die das einzig Mögliche getan hat, um gegen einen
Rebellenführer und dessen meuternde Crew anzukommen." Er kicherte. Denn
alles klang so absurd. "Und mich hast du als notwendiges Übel dargestellt,
nicht schlecht.", sagte er weiter. "Das verletzt mein Ego."

"Stimmt, du hast recht. Ich hätte nicht so dick auftragen sollen. Ich hätte
wohl eher sagen sollen, daß ich eine hilflose Crew in meine integriert habe
und den Anführer erlaubte sich bei mir einzuschmeicheln.", grinste sie.

"Meine Crew war nie hilflos. Vielleicht hättest du dem Admiral doch lieber
die Wahrheit erzählen sollen. Nämlich die, daß ich dich verführt habe, und
dich nur aus Gnade in deiner Position belassen haben. Und daß natürlich
jeder an Bord dieses Schiffes weiß, daß ich der wahre Captain bin.",
erwiderte er schelmisch.

"Das glaubst aber auch nur du. Wenn du Lust hast, kannst du heute abend im
Bett einmal die Führung übernehmen, aber sei dir sicher, daß du nie an
meinen Sessel herankommst.", sagte sie herausfordernd.

"Wetten doch. Ich werde dich heute abend schon noch dazu bringen, mir den
Sessel zu geben. Du wirst um Gnade flehen."

Damit warf er sie über seinen Schultern und ging Richtung Bett.

Ende
<< Übersicht