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Nr. 026 - Die Macht des Mörders

 

 

Beinahe gierig stierten seine müden Augen auf das Schiff. Durch den tödlichen Schleier aus Haß und Zorn konnte er für einen Moment wieder Glück empfinden. Dann verfinsterte sich seine Miene wieder, und sein Gesicht schien wieder das Antlitz eines grimmigen Dämons zu sein, der nur eines wollte: Rache...
Seine Finger tanzten über die Konsole, und halblaut summte er die Takte eines Liedes, scheinbar im Rhythmus der feuernden Phaser, bis das zerbrechlich wirkende Schiff der Constellation-Klasse unter der Einwirkung der Schüsse erbebte und er die Panik der Passagiere beinahe fühlen konnte.
Mit beinahe religiöser Ergriffenheit ergötzte er sich noch an den verzweifelten Rettungsversuchen der Crew, offensichtlich Ungebildete, die das Schiff aus einem Schiffsfriedhof entwendet zu haben schienen, dann gab er es mit einer Salve Quantentorpedos der Vernichtung preis.

 

Lt. Morn Mainly schritt entspannt den kurzen Weg Brücke, um seine Schicht anzutreten. Es war eine tolle Nacht für ihn gewesen. Nicht das er etwa auf einer tollen Party gewesen wäre oder sich mit einem anderen Crewmitglied eingelassen hätte, vielmehr hatte er das erste Mal seit Monaten mehr als 7 Stunden geschlafen. Mit einem leisen Zischen öffnete sich die Tür zur Brücke. Da sich die USS Terra, ein hochmodernes Schiff der Sovereign-Klasse, derzeit nur auf einer Routine-Mission befand, waren nur 3 Personen auf ihren Stationen. Sowohl Captain T`Lar, als auch der erste Offizier Comander Willson waren noch nicht im Dienst. Als er Mainly eintreten sah, machte der andorianische Fähnrich, der die Nachtschicht gemacht hatte, sofort Platz, und Morn ließ sich in den bequemen Sessel fallen, der auf seine beachtliche Körpergröße von 1,90 Meter zugeschnitten war. Immerhin galt er als der beste Pilot des Schiffes und das verdiente eine Würdigung. Da derzeit niemand anderer da war übernahm er auch gleich die taktische Konsole, die auf seinem seitlichen Display dargestellt wurde.
Plötzlich meldete sich der Fähnrich bei der wissenschaftlichen Station: „Sir, die Langstreckensensoren haben ein Schiff entdeckt,... es treibt ein paar Millionen Kilometer von hier“. „Danke Fähnrich Unahari“, antwortete Mainly und fragte: „können sie den Schiffstypen verifizieren?" „Tut mir leid Sir, zu viele Interferenzen“. „Dann fliegen sie uns näher rann“. „In Ordnung“.
Lt. Mainly berührte sein Interkom. „Captain T`Lar, wir scheinen auf ein Schiffswrack gestoßen zu sein, könnten sie auf die Brücke kommen?" Mit wie gewohnt kühler Stimme antwortete die Vulkanierin: „Verstanden, ich werde in 5 Minuten da sein“.

 

Gehetzt starrte er auf das Display. Ein Schiff der Föderation, damit hatte er jetzt nicht gerechnet. Zum seinem Glück hatte er, nachdem er das Schiff der Constellation- Klasse komplett zerfetzt hatte, die Tarnung, die er nach Annies Tod eingebaut hatte, aktiviert. Nach Annies Tod...
Mit einem wütenden Satz sprang er auf und warf in Rage ein paar am Boden verstreute Pads gegen den großen Bildschirm. Seit 8 Tagen, seit 8 langen Tagen voller Schmerz und Wut war seine Frau tot. Seitdem war aus ihm, Lt.-Com. Ronin Red, ein seelisches Wrack geworden.
Ronin schmeckte den fauligen Geschmack im Mund, den Geschmack des Todes.
Vor acht Tagen, wie ihm schmerzlich bewußt wurde, wurde ihr Schiff, die „Rapid“, ein Kampfraumer der Akira- Klasse von einem auf einem Patrolien-Flug von einem Schlachtkreuzer der Breen aufgehalten. Er hatte gerade ein defektes Sensorrelais repariert, als das Schiff von heftigen Stößen erfaßt wurde, und die Sirenen den roten Alarm ankündeten. Exakt wie immer packte er noch  rasch seine Werkzeuge ein, und folgte einem Ruf nach Deck 5, wo eine Plasmaleitung geplatzt war. Gerade als er auf Deck 5 aus dem Turbolift trat, wurde das Schiff von einer heftigen Disruptorsalve getroffen. Wie durch Zeitlupe sah er, wie ihn der herunterfallende Teil einer zerbrochenen Deckplatte traf.
Als er ein paar Stunden später aufwachte, war rund um ihn alles zertrümmert. Mühsam erhob er sich mit pochenden Kopfschmerzen und einer üblen Beule und tippte auf seinen Kommunikator, doch anscheinend war das kleine Gerät durch die Ereignisse in Mitleidenschaft gezogen worden und funktionierte nun nicht mehr. Mit schleppendem Schritt lief er durch das zerstörte Schiff, mit nur einem Ziel: er wollte seine Frau finden. Nach einigen Minuten traf er auf einige Crewmitglieder, unter anderem der Schiffsarzt, die gerade einen schwer Verletzten bargen. „Hallo Ronin, können sie uns helfen?“, fragte der erschöpft wirkende Arzt, doch der Ingenieur sagte nur leise, mit einem verzweifelten Unterton in der Stimme: „Ich suche meine Frau“. Als Ronin Red gerade weiterlaufen wollte, sagte der Schiffsarzt fast verwundert: „Annie...“ Ronin wandte sich um. „Annie ist tot, Ronin...“
Plötzlich schien alles um ihn dunkel zu werden. Mit einem Anfall von Zorn nahm er eine metallische Strebe und schlug auf die nächste Person, einen jungen, bolianischen Fähnrich ein. Überrascht wanden sich der Arzt und ein weiterer Helfer, eine etwas ältere, menschliche Frau um, nur um einen Schlag ins Gesicht zu bekommen...
Nachher fühlte Ronin sich nicht besser, aber sein Haß schien abgekühlt. Jetzt mußte er das Begonnene zu Ende führen. Mit ruhigem Schritt nahm er den Marsch zu Hauptbrücke auf. Inzwischen hatte er sich bei einem noch intakten Waffenschrank ein Phasergewehr geholt und sich ein paar Informationen besorgt. Die „Rapid“ war in einem besseren Zustand als er geglaubt hatte, zumindest war sie noch manövrierfähig, da die „Viking“, ein Aufklärungsschiff ihnen geholfen hatte. Nun war die „Viking“ weitergeflogen, und die verbliebenen 58 Crewmitglieder von den ursprünglichen 180 versuchten die „Rapid“ wieder flott zu kriegen. 
Kurz bevor der Turbolift sich auf der Brücke öffnete, überprüfte er nochmals das Magazin. Dann öffneten sich mit einem Zischen die Türen und er trat hinaus. Auf dem zentralen Befehlsstand des Kampfschiffes herrschte hektisches Treiben, deshalb nahm niemand Notiz von ihm, bis er die Waffe hob und anfing zu schießen.
Auf einmal schien Leben in den Bienenstock gekommen zu sein, und einige Offiziere versuchten ihn aufzuhalten, doch mit der Präzision jahrelangen Trainings schoß er auf einen Waffenträger nach den anderen. Nachdem die wenigen Bewaffneten aus dem Weg waren, trieb er die restliche Brückenbesatzung zusammen und exekutierte sie einen nach dem anderen. Dann lief er eilig zur taktischen Konsole, versiegelte die Türen zur Brücke und übertrug, nachdem der Computer ihn als ranghöchsten Offizier bestätigt hatte, alle Kommandokodes auf sich. Als er das knisternde Geräusch der Kraftfelder, die nun die Brücke umgaben hörte, gab er dem Computer Order, alle Türen auf dem Schiff zu öffnen und hob die Sicherheitskodes für die Luftschleusen auf. Mit scheinbar kochendem Blut starrte er nun auf das Menü vor ihm, mit dem er das Öffnen der Luftschleusen befehlen konnte. Vom Blinken der Warnleuchte für einen Moment in die Realität zurückgeholt, dachte er: „Ich muß total wahnsinnig sein, ich habe sie getötet, ich habe die Brückencrew getötet und war dabei die Besatzung auszulöschen“. Doch einen Augenblick darauf schoß ihm wieder seine Frau durch denn Kopf. „Aber wenn Annie tot ist, soll niemand mehr leben“, schrie er, und gab die Bestätigung zum Öffnen. Einen Herzschlag lang war es still, dann hörte er sogar durch die Kraftfelder hindurch ein Geräusch, ähnlich dem eines Wirbelwindes, und sah auf dem Bildschirm die vielen Körper und Gegenstände, die vom Sog des Vakuums mitgerissen wurden.
In den folgenden Tagen, setzte er das Schiff im Alleingang wieder instand und baute aus einigen Ersatzteilen eine Tarnvorrichtung nach Plänen der Klingonen, die er zu Beginn des Krieges billig von einem betrunkenen klingonischen Ingenieur kaufen konnte.
Er hatte Rache geschworen, und er würde verdammt sein, wenn er sie nicht spüren ließe, das er es ernst meinte. Ronin Red wollte töten. Alle.
Als erstes überfiel er einen kleinen Außenposten in einer hart umkämpften Zone, so daß die Zerstörung und das Verschwinden von Geräten und Waffen nicht bemerkt wurde. Dann rüstete er das Schiff mit zusätzlichen Schildgeneratoren und Phaserphalanxen aus, die er mit der Energie für die Lebenserhaltung der von ihm nicht benötigten Teile des Schiffes betrieb. Dann hatte er das Schiff der Constellation-Klasse zerstört und kreuzte den Weg eines für ihn ebenbürtigen Gegners: Der „Terra“.

 

Captain T`Lar hatte schon viele zerstörte Schiffe im Laufe ihrer Karriere bei der Sternenflotte gesehen, doch das Schiff, das vor ihr im All schwebte, war wirklich gründlich zerstört worden. Der Raumer der Constellation-Klasse, dessen Wrackteile den Namen „Washington“ trugen, war bis auf die Hülle in Brocken von höchstens 2 Meter Größe zerlegt worden. In ihren Augen eine grausame Tat und zudem eine Verschwendung von Ressourcen, zumal der Täter dafür mindestens 8 Torpedos gebraucht haben mußte...
Ihre Gedankengänge wurden jäh unterbrochen, als der Wissenschaftsoffizier Lt. Mike Trespasser mit seinem starken australischen Akzent meldete: „Captain, ich registriere Neutrinoemissionen, ein paar tausend Meter von unserer Position entfernt“. „Womöglich ein getarntes Schiff, das dieses Massaker zu verantworten hat – Steuermann, setzen sie Kurs auf diese Koordinaten, voller Impuls“.
Sie hatten sich der Stelle gerade auf 200 Meter genähert, als plötzlich der Raum zu wabern anfing, und zuerst einen Schemen, dann ein Schiff der Akira-Klasse sichtbar wurde. Noch bevor jemand auf der „Terra“ angemessen reagieren konnte, fing das Schiff an zu feuern.
„Lt. Mainly, Ausweichmanöver“, sagte die Vulkanierin betont ruhig und Cmdr. Willson rief: „Schilde hoch, roter Alarm“, während er sich an seinem Sessel festhielt.

 

Ronin rechnete nicht mit einem Sieg in offener Schlacht, deshalb aktivierte er nach der ersten Salve auf das überlegene Sovereign-Klasse-Schiff den Warp-Antrieb und hielt auf den cardassianischen Raum zu. Mit einem Grinsen sah er, wie seine Gegner völlig falsch reagierten und sein Vorsprung immer größer wurde.
Es würde ihn in etwa 3 Stunden kosten, dort zu sein, aber das sein Angriffsziel war lohnend: Er wollte eine kleine Dominion Waffenfabrik überfallen, die nur von 2 Breen-Schiffen bewacht wurde, aber von einem Ring aus Antimaterieminen umgeben war. Doch vielleicht würde es ihm ja gelingen, seine Verfolger dort hineinzulocken...

 

Cmdr. Willson war verärgert. Er hätte wissen müssen, das die Salve Torpedos nur ein Ablenkungsmanöver war, immerhin war das eine Standardtaktik, die auf der Akademie unterrichtet wurde. Nun war es aber zu spät für Groll, denn das Schiff, das man inzwischen als die USS Rapid identifiziert hatte, war ihnen voraus, weil der Warpantrieb der „Terra“ einen leichten Schaden erlitten hatte. Nachdem dieser behoben gewesen war, hatte die „Terra“ sofort die Verfolgung aufgenommen, dennoch war die „Rapid“ kaum einzuholen. Willson erhob sich, um in den Konferenzraum zugehen, da man angeblich etwas über die „Rapid“ herausgebracht hatte. Als er dort eintraf, waren die restlichen Führungsoffizier schon eingetroffen, und Mike Tresspasser hatte gerade angefangen zu sprechen. „...sie ist vor 6 Tagen als vermisst gemeldet worden, da sie von einer Patrolien-Mission nicht wieder heimgekommen ist. In ihrem letzten Bericht an die Sternenflotte sagten sie etwas über einen Angriff der Breen, bei dem 122 Crewmitglieder getötet wurden.“ „Nach dem was ich gesehen habe“, warf Mainly, der Navigator ein, „hat die „Rapid“ zusätzliche Phaserbänke eingebaut, was recht ungewöhnlich ist. Wir unseren Informationen zufolge irgend etwas darüber erwähnt?“ „Hier steht nichts über zusätzliche Bewaffnung“, sagte Tresspasser, als er auf das Pad mit den Informationen deutete. „Seltsam“, mischte Willson sich in die Diskussion ein, „könnte das Schiff gekapert worden sein?“ „Möglich wäre es, aber Berichten der USS Viking, dem Schiff das der Rapid geholfen hat, zufolge hatten sie nur einen defekten Antrieb, waren aber durchaus kampftauglich.“ „Was ist mit der Besatzung“, fragte der Chefingenieur der „Terra“, Quille Juanides, „wer auf dem Schiff ist fähig zusätzliche Waffen zu installieren ?“
Tresspasser checkte die Liste der Überlebenden, die der Sternenflotte von den Überlebenden übermittelt wurde, dann sagte er: „Laut besagter Liste haben 9 Ingenieure den Angriff überlebt, davon sind aber 4 mittel bis schwer verletzt worden.“
Plötzlich sprach die Kommunikationsoffizierin Maddox aus dem Kommunikator: „Captain, eine Transmission von der ‚Rapid‘.“ „Legen sie sie auf den Bildschirm in diesem Raum.“ „Verstanden!“
Die Statusanzeige verschwand von dem kleinen Schirm und zeigte das Bild eines mittelgroßen, hellhäutigen Mannes in einer schmutzigen Sternenflottenuniform mit schwarzen, kurz geschnittenen Haaren und einem grimmigen, verschwitzten Gesicht, dessen 3-Tage-Bart beinahe wie aufgepinselt wirkte.
„Guten Tag Captain, ich nehme doch an das Sie der Captain sind“, meinte er mit zu einem bösen Lächeln verzogenen Mundwinkeln zu T`Lar, und ohne sie ein Wort sprechen zu lassen, redete er weiter: „Ich habe nicht vor, lang zu reden, ich will nur eines klar stellen: Ich werde in den cardassianischen Raum fliegen, und ich werde meine Geiseln, die 30 ‚verbliebenen‘ Crewmitglieder mitnehmen. Wenn sie die retten wollen, dann folgen sie mir.“ Sein Gesicht verschwand und auf dem Bildschirm erschien das Emblem der Föderation.

 

Nach einer Absprache mit der Sternenflotte hatte die „Terra“ neue Informationen und Anweisungen erhalten. Der Mann, der mit der „Terra“ Kontakt aufgenommen hatte, war der Chefingenieur  Lt. Cmdr. Ronin Red. Seine Frau war laut den Berichten durch den Breen-Angriff gestorben, und der Schiffspsychologe Dr. Greenday vermutete, Red wolle einen Racheakt durchführen. Mittlerweile war man den cardassianisch kontrollierten Gebieten sehr nahe gekommen.

 

Morn war in Alarmbereitschaft. Immerhin sollte ihr Schiff einfach so in die Höhle des Löwen fliegen, nur mit der Unterstützung eines Wahnsinnigen. Seit er vor etwa 4 Stunden zum Dienst angetreten war, hatte sich die Lage ständig zugespitzt. Auf der gesamten Brücke herrschte eine gespannte Atmosphäre. Zum dritten Mal in 5 Minuten checkte er die Entfernung zum Ziel, fragte den aktuellen Status des Schiffs ab und versuchte sich zu beruhigen. Die älteren Offiziere waren etwas gelassener, aber er war recht jung da er aufgrund seiner überragenden Fähigkeiten recht rasch befördert worden war, zudem war er noch nie in einer so extremen Situation gewesen. Das Schicksal des Schiffes lag in seinen Händen, den er mußte es heil durch die Mienen steuern...

 

Er fühlte sich bereit. Ronin wollte sterben. Gemordet und verletzt hatte er, und das hatte nicht der Sinn sein sollen. Nun wollte er noch so viele Leute mitnehmen wie möglich. Während des Fluges konnten sie sein getarntes Schiff nur verfolgen, nicht angreifen, deshalb beamte er den ganzen Dreck, das Blut und die Leichen ins All und aß ein Festmahl.
Nachher setzte er sich wieder an die taktisch Konsole, über die er das ganze Schiff kontrollieren konnte und rief Informationen ab. Es würde nur noch wenige Minuten bis zur Überschreitung der unsteten „Grenze“ dauern, und dann kaum mehr bis zu der Festung aus Mienen und Schiffen, die die Front mit Waffen versorgte. Bisher waren Missionen zur Zerstörung der Fabrik meist daran gescheitert, daß das Dominion sie um jeden Preis verteidigte, in dem Fall, das ständig Schiffe mit der Aufstockung der Mienenfelder beschäftigt waren, und auch deswegen, weil die Crews der Schiffe, die bisher hingeflogen waren, auch wieder zurückkommen wollten. Er nicht.
Vor ihm auf dem Bildschirm tauchte schließlich die Fabrik auf dem Bildschirm auf, dennoch war sie noch eine Minute entfernt. Er ging mit dem Schiff unter Warp und aktivierte Schilde und Waffensysteme. Als er schließlich mit den letzten Kalibrierungen fertig war, enttarnte er das Schiff. Sofort begann er, noch ehe irgend jemand reagieren konnte, alles was er hatte, neben Torpedos, und Phaserstrahlen auch Sonden in das Minenfeld zu schießen, bis sich etwas in den Ring aus Minen „eingekerbt“ hatte. Dann reaktivierter er denn Warpantrieb und beschleunigte auf Warp 9,9. Das kleine Akira-Klasse-Schiff raste mit Überlichtgeschwindigkeit auf die Fabrik zu, wobei zum Geräusch der feuernden Phaser und dem Heulen des Antriebs unter der Belastung noch das der detonierenden Mienen hinzukam. Das Schiff prescht mit aller Gewalt gegen die Minen, die oft erst beim Aufprall detonierten. Ronin hörte beinahe mit Genuß dem Kollabieren der Schilde zu, während er murmelte: „Seht mich sterben.“ Die „Rapid“ bekam noch einen letzten Stoß, bevor sie das Minenfeld verließ und mit kollabierten Schilden und beschädigter Hülle in voller Fahrt die Fabrik traf.

 

Die Explosion war eine der gewaltigsten, die Morn Mainly je gesehen hatte, sie schien förmlich alles zu verschlucken. Die „Terra“ war gerade noch rechtzeitig Eingetroffen, um die Explosion zu sehen, und jeder auf dem Schiff war überwältigt von ihrem Ausmaß. Der wissenschaftliche Offizier war der erste, der wieder etwas sagte: „Sir, etwas weiter weg von den Trümmern ist da etwas, könnte eine Boje oder etwas ähnliches sein.“ „Fliegen sie näher rann und scannen sie es noch mal“, befahl T`Lar, die von dem Spektakel unbeeindruckt war. Unter dem sanften Dröhnen der Impulstriebwerke wurde allen wieder bewußt, das sie noch immer in der Gefahrenzone waren, und man beeilte sich, wieder alarmbereit zu werden.
Nachdem er es noch einmal genau unter den Sensor genommen hatte kam er zu dem Schluss: „Captain, es ist eine Art Kommunikationsboje, sie gibt ein schwaches Notsignal von sich.“ Captain T`Lar, deren wohl einzige Verfehlung ihre Neugierde war, befahl darauf: „Beamen sie sie direkt auf die Brücke.“ „Aye Sir!“
Nachdem das flackernde Lichtspiel des Transporters vorbei war, trat T`Lar gleich auf die Boje zu und betätigte einen Hebel zum Öffnen des etwa einen halben Meter großen Ovoids. Der kleine, metallische Körper sprang auf und brachte einen Haufen Chrom und etwas, das wie eine rustikale Uhr aussah, zutage, das unaufhörlich tickte. „Das ist eine Bombe“, schrie Morn entsetzt auf, und die Stimme, die daraufhin aus dem kleinen Ei kam, schien ihm recht zu geben. „Ich bin jetzt tot, aber das sollte kein Hindernis sein, euch mir folgen zulassen“, höhnte eine metallische Stimme, welche die Zeit bis zur Detonation heruntersagte. „Zwanzig“. Die Besatzung versuchte nicht in Panik zu geraten. „Neunzehn“. Cmdr. Willson liest den kleinen beigelegten Zettel, der besagt, das die Bombe bei einem Beamversuch hochgehen würde. „Achtzehn“. T`Lar befiehlt, Deck eins solle evakuiert werden. „Siebzehn“. Die Sirene verkündet erneut roten Alarm und den Räumungsbefehl. „Sechzehn“. Die Crew bewegt sich diszipliniert, ...„fünfzehn“... aber langsam nach draußen. Nachdem „vierzehn“, „dreizehn“, „zwölf“ und „elf“ vergangen sind, ist die Crew draußen. „Zehn“. Der Captain und ein Teil der Brückencrew sind auf dem Maschienendeck angelangt. „Neun“. Die Crew tritt aus dem Turbolift und T`Lar überträgt das Kommando dorthin. „Acht“ Die Crew erhält ein paar hastig mitgeteilte Anweisungen. „Sieben“. Lt. Mainly geht zur großen Konsole in der Mitte des Maschinenraums und ... „Sechs“ ... tippt gehetzt den Befehl zu Versiegelung der Brücke und ... „Fünf“ ... zum Absprengen der Decke der Hauptbrücke ein. „Vier“. Die Bombe wird ins Vakuum gesaugt, und während „Drei“, „Zwo“ und „Eins“ bleibt der gesamten Crew scheinbar das Herz stehen, bis die Bombe endlich im All explodiert ohne Schaden angerichtet zu haben.

 

Schließlich war es Morn, der in der verkündete: „Ich hoffe, das war das letzte, das wir von diesem Kerl gehört haben“, doch das ging total im allgemeinen Lärm der Entspannung unter, und als er später aus einem Fenster raussah, dachte er nicht mehr daran, sondern nur noch an die Sterne, denen sie entgegenflitzten...

 

 

 


© Alexander Fanta, 2000-05-02

 

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