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Nr. 025 - Invasion

Invasion

"Und?", fragte der Captain der USS Berman, als er die Brücke seines Schiffes betrat. "Was gibt’s neues?"

"Nichts, Sir", antwortete der erste Offizier, der ihn auf der Brücke vertreten hatte, während der Captain sich erleichtert hatte.

"Moment", meldete sich der OPS-Offizier zu Wort. "Ich orte unnormale Subraumpartikelausstrahlungen."

"Wo?"

"Bei den Koordinaten 397 zu 791,4."

"Taktik?"

"Ich aktiviere die Schilde", sagte der taktische Offizier.

"Captain, die Subraumwerte sind wieder normal", meldete der OPS-Offizier.

"Ja, aber dafür haben wir jetzt eine Staffel klingonischer Kreuzer auf den Sensoren", sagte der taktische Offizier.

"Wo kommen die her?", fragte der Captain.

"Ich weiß nicht?", antwortete der taktische Offizier. "Sie kamen einfach aus dem Nichts."

"Roter Alarm!", befahl der Captain. "Gefechtsstationen besetzen! – Steuermann, Fluchtkurs eingeben. OPS, schlagen Sie Alarm!"

"Es geht nicht, Sir. – Die Klingonen stören unsere Frequenzen", berichtete der OPS-Offizier.

"Ein Störungsimpuls verhindert, dass wir ein stabiles Warpfeld aufbauen können", meldete der Steuermann.

Eine Torpedosalve ließ die Berman erbeben.

"Scheiße..."

 

"Hat Admiral Steward gesagt, worüber er mit Ihnen sprechen will?", fragte Furlong Talay, nachdem das Schiff bei DS 12 angedockt hatte.

"Nichts, aber es muss etwas wichtiges sein", antwortete Talay. "Ein Schiff der Grissom-Klasse wird nicht jederzeit von der Front abgezogen und zur strategisch wichtigsten Sternenbasis der Föderation gerufen."

"Werden Sie Captain Halk wiedersehen?"

"Ich denke ja, sie ist immerhin die Kommandantin der Station."

 

"Bitte setzen Sie sich, Captain", sagte Steward zu Talay, als er den Konferenzraum von Deep Space Twelve betrat. Der Flottenadmiral deutete auf einen Stuhl am Konferenztisch, an dem bereits Captain Amy Halk, eine alte Bekannte von Talay, die auf der alten Grissom zusammen mit ihm gedient hatte. Talay setzte sich.

"Wir werden gleich anfangen, Captains", sagte Steward. "Gestern wurde die USS Berman von Klingonen vernichtet."

"So etwas ist nicht selten in einem Krieg, Admiral", meinte Amy Halk.

"Wir haben ein verstümmeltes Notsignal empfangen", fuhr Steward fort. "Die Berman meldete, die Schiffe seien aus dem Nichts gekommen."

"Dann waren sie getarnt", meinte Talay.

"Das waren sie definitiv nicht", antwortete Steward dem Kommandanten der Grissom. "Getarnte Schiffe hinterlassen eine Reststrahlung im Weltraum, die sich mehrere Tage lang hält. Im Umkreis von zehn Lichtjahren um die Trümmer der Berman gab es keine Reststrahlung."

"Wie konnten sie dann so plötzlich auftauchen?", wollte Halk wissen.

"Das herauszufinden wird die Aufgabe von Captain Talay und der Grissom sein, Captain Halk."

"Sir, gestatten Sie mir die Grissom zu begleiten", bat Halk. "Ich besitze umfassende Erfahrung auf dem gebiet."

"Abgelehnt, Captain", sagte Steward. "Ich kann den Kommandanten der wichtigsten Station der Föderation nicht mitten in einem Krieg auf eine Außenmission schicken."

"Ich verstehe, Admiral."

 

"Haben die Koordinaten erreicht", meldete Lieutenant Cassandra Kart an der Conn.

"Roter Alarm!", befahl Commander Gegorgy John Riker, der erste Offizier der Grissom.

"Auf Impulsgeschwindigkeit verlangsamen, Kart!", ordnete Talay an. "Benteen, passen Sie auf, ob sich irgendetwas bewegt."

"Aye, Sir", bestätigte der Sicherheitschef der Grissom.

"Walker, starten Sie einen passiven Strahlungsscann!", sagte Talay.

 

"Die Sensoren konnten ungewöhnlich viele Metrionpartikel orten", berichtete Talay im Konferenzraum von DS 12, nachdem die Grissom dorthin zurückgekehrt war.

"Und was heißt das?", fragte Steward.

"Metrionpartikel treten nur bei Wurmlöchern auf", antwortete Halk.

"Es gibt aber keine Wurmlöcher bei den Koordinaten", sagte Talay.

"Und woher kommen dann diese Partikel?", wollte der Admiral wissen.

"Theoretisch kann man diese Partikel mit einem Navigationsdeflektor erzeugen", meinte Halk. "Und zusammen mit einem richtig eingestellten Warpantrieb..."

"... könnte man damit ein Wurmloch erzeugen", meinte Talay.

"Ja", sagte Halk.

"Captain Talay", sagte Steward, "fliegen Sie zurück zur Berman und finden Sie heraus, wohin das Wurmloch führt!"

"Aye, Sir."

 

"Admiral, Sie haben selbst gesagt, dies sei die wichtigste Station der Föderation", beschwerte sich Amy Halk bei Admiral Steward am nächsten Morgen. "Wie können Sie dann das einzige Schiff, welches sie bewacht wegzuordern?"

"Die Defiant wird an anderer Stelle benötigt, Captain", antwortete Steward.

"Wenn die Klingonen diese Station zerstören", sagte Halk, "dann verlieren wir den einzigen Außenposten, von dem aus wir in klingonisches Territorium vordringen können."

"Das weiß ich, Captain", meinte Steward. "Aber die Defiant und zehn andere Schiffe müssen der siebten Flotte helfen, sonst können die Klingonen nach Vulkan vordringen."

"Und wenn die Klingonen die Station erobern, können Sie bis zur Erde vordringen", konterte Halk.

"Aber die Klingonen werden die Station nicht erobern, Captain. – DS 12 Waffen könnten es mit einer kleinen Armada aufnehmen."

"Die Crew der Station besteht aus 5000 Personen, Sir. – Wie können Sie so viele Leben aufs Spiel setzen?"

"Sicher, wenn die Klingonen angreifen, wird es Opfer geben. Aber Opfer gehören zu einem Krieg. – Und die Klingonen werden mehr Opfer haben, als wir, wenn sie diese Station angreifen."

"Sie haben leicht Reden, Sir. – Sie reisen ja ab."

"Was wollen Sie damit sagen, Captain."

"Darf ich offen sprechen, Sir?"

"Bitte."

"Von einem Admiral kommen nur die Befehle. – Immer wenn es gefährlich wird, lassen Sie die kleinen kämpfen und Sie selbst ziehen sich in komfortable Büros auf der Erde zurück."

"Auf der Erde ist es auch nicht immer sicher, Captain. – Vergessen Sie nicht, was im Dominion-Krieg passiert ist: Die Breen haben das Hauptquartier zerstört."

"Das war vor über 20 Jahren, Admiral. – Die Erdverteidigung ist heute stärker. – Sie versuchen sich rauszureden."

"Glauben Sie, was Sie wollen, Captain. – Die Defiant wird nicht zur Station zurückkommen. – Wenn die Klingonen angreifen, werden Sie mit ihnen fertig, ist das klar, Captain?"

"Absolut klar, Sir."

"Gut." Mit diesen Worten betrat Steward sein Schiff und flog zur Erde.

 

"Walker, wie weit sind Sie?", fragte Talay. Auf der Grissom herrschte wieder roter Alarm.

"Ich bin bereit den Warpimpuls auszusenden, Captain", antwortete Walker.

"Kampfstationen besetzen!", befahl Riker.

"Senden Sie den Impuls aus!"

"Verstanden", bestätigte Walker. "Ich sende."

Einige Minuten verstrichen und auf dem Bildschirm erschien ein kleiner, glühender Punkt.

"Wie lange dauert es, bis das Wurmloch groß genug ist, damit wir hindurchpassen?", wollte Talay wissen.

"Noch vierundneunzig Sekunden, Sir."

"Achtung! – Temperatur im Warpreaktorkern nähert sich Toleranzgrenze", warnte der Computer.

"Ich will ja nicht drängen, Walker", sagte Talay, "aber ich fürchte, wir werden vorher den Warpkern verlieren."

"Es geht nicht schneller, Captain."

"Temperatur der Warpreaktorkammer überschreitet Toleranzgrenze. – Sofortige Deaktivierung wird empfohlen."

"Wie lange noch, Walker?"

"Fünfzig Sekunden."

"Achtung! – Warpkernbruch in zehn Sekunden."

"Durchmesser des Wurmloches?"

"Einhundert Meter, Captain."

"Schicken Sie eine Sonde durch, Benteen!"

"Aye, Sir. – Sonde gestartet."

"Warpkernbruch in fünf Sekunden..."

"Sonde ist im Wurmloch."

"Walker, den Warpantrieb deaktivieren!"

"Antrieb deaktiviert", bestätigte Walker.

"Warpkerntemperatur sinkt auf Normalwert", meldete der Computer.

"Empfangen wir schon Daten von der Sonde?", wollte Riker wissen.

"Positiv, Commander", sagte Benteen. "Die Sonde übermittelt Daten. Das andere Ende des Wurmlochs ist anscheinend im Gamma-Draconis-Sektor. – Mein Gott!"

"Was ist los, Benteen?", fragte Talay.

"Es sind unglaublich viele Schiffe. Weit über 2000. – Und sie sind dabei ein Wurmloch zu erzeugen."

"Programmieren Sie die Sonde so, dass sie den Schiffen ins Wurmloch folgt, sobald es sich geöffnet hat."

"Aye, Sir. – Das Wurmloch öffnet sich."

"Schicken Sie die Sonde rein, Benteen!"

"Sonde ist unterwegs, Captain."

"Werden die Klingonen Sie orten können?", wollte Riker wissen.

"Nein", antwortete Walker.

"Die Sonde tritt jetzt aus dem Wurmloch aus."

"Wo?"

Benteen schaute kurz auf seine Anzeigen und berechnete die Position anhand der astronomischen Daten, die die Sonde lieferte. Dann: "Deep Space Twelve."

 

"Die Quantentorpedos ausrichten und abfeuern!", befahl Halk in der Kommandozentrale ihrer Raumstation. "Feuern Sie wahllos."

"Es sind einfach zu viele Schiffe, Sir."

Auf der Station gab es überall Explosionen. Die feindlichen Schiffe flogen in Zehnereinheiten Angriffswellen und zerstörten nach und nach die Verteidigungssysteme der Station.

"Die Klingonen beamen Enterkommandos in die unteren Decks", meldete der Sicherheitschef der Station.

"Selbstzerstörung einleiten!", befahl Halk.

"Nicht möglich, Captain, die Klingonen haben den Hauptcomputer lahmgelegt."

Halk wollte gerade ihren Kommunikator berühren und dem Sicherheitskommando befehlen eine Sprengladung am Hauptreaktor zu deponieren, als ein klingonischer Trupp auf dem Deck materialisierte.

"Deckung!", schrie Halk und sprang hinter eine Konsole.

Phaserentladungen peitschten über sie hinweg, rissen Löcher in die Wände und nahmen ihr langsam aber sicher die Deckung. Gelegentlich wagte sie sich mit der hand aus der Deckung und schoss ihren Phaser ab. Dann wurde sie von einem Phaserstrahl eines Kligonen niedergestreckt, der sich von hinten an sie herangeschlichen hatte...

"Wir erreichen jetzt DS 12", meldete Kart am Steuer der Grissom.

"Furlong, Reserveenergie in die Schutzschilde leiten und die Plasmaphaser verstärken!", befahl Riker.

"Aye, Sir", bestätigte der Chefingenieur der Grissom.

"Auf Impuls verlangsamen, Kart", sagte Talay. "Halten Sie einen Sicherheitsabstand von einer Million Kilometern ein!"

"Verstanden."

Die Grissom verlangsamte auf Impulsgeschwindigkeit. Dies lenkte die Aufmerksamkeit von fünf klingonischen Schiffen auf sie.

"Wir wurden entdeckt", meldete Walker an der OPS. "Fünf Schiffe haben direkten Kurs auf uns genommen."

"Brücke an Krankenstation", aktivierte Talay seinen Kommunikator.

"Hier Quint", meldete sich der Bordarzt.

"Bereiten Sie sich auf zahlreiche Verwundete vor."

"Verstanden, Captain."

"Wann sind die Klingonen in Waffenreichweite?", fragte Riker.

"In fünfzehn Sekunden", antwortete Benteen.

"Dann wollen wir doch mal sehen, was die Klingonen so draufhaben", meinte Talay.

 

Das erste Klingonische Schiff fegte über die Grissom hinweg und feuerte dabei aus sämtlichen Waffensystemen. Die Schilde der Grissom konnten dem Beschuss stand halten, doch über kurz oder lang würden sie zusammenbrechen.

"Schutzschilde auf fünfundsiebzig Prozent gefallen", meldete Benteen nach einem weiteren Salventreffer.

"Die Quantentorpedos auf das Leitschiff ausrichten!", befahl Talay.

"Torpedos ausgerichtet."

"Feuer!"

Die Grissom feuerte die bläulichen Torpedos auf das klingonische Leitschiff ab. Sie durchdrangen die Schilde und schlugen in die Außen hülle ein. Dann waren die Klingonen am Zuge. Sie feuerten mit allem, was sie hatten auf das Föderationsschiff.

"Schutzschilde auf siebenundzwanzig Prozent", warnte Benteen, "noch ein paar Treffer und sie brechen."

"Oktaventorpedos scharf machen!", ordnete Talay an. "Auf volle Streuung einstellen."

"Oktaventorpedos, volle Streuung", wiederholte Benteen. "Aye, Aye, Sir."

Die in allen Farben glitzernden Torpedos schnellten in Fünfergruppen aus dem Bauch der Grissom hervor und explodierten in der Flugbahn der Klingonischen Schiffe.

"Wir haben drei der Schiffe zerstört, Captain", meldete Benteen. "Aber von der Station nähern sich zehn weitere."

"Das wird doch ein bisschen zu viel", meinte Talay und musste sich dann festhalten, da das Schiff unter der Wucht eines weiteren Treffers der Klingonen erbebte. "Kart, programmieren Sie einen Fluchtkurs, Maximumwarp."

"Kurs 1 4 8, 3 7 5", sagte Kart. "Maximalgeschwindigkeit. – Eingegeben und bereit, Captain."

"Bringen Sie uns hier weg!"

Gerade als die zehn neuen Schiffe das Feuer auf die Grissom eröffneten, beschleunigte das Föderationsschiff auf Warpgeschwindigkeit.

"Werden wir verfolgt?", fragte Riker.

"Ja, Sir", sagte Benteen. "Drei Schiffe sind etwa zehn Kilometer hinter uns."

"Kart", sagte Talay, "lassen Sie sie bis aus sieben herankommen."

"Verstanden, Captain", bestätigte die Betazoide.

"Benteen, die hinteren Torpedobänke laden", meinte Talay.

"Torpedobänke geladen, Sir."

"Sobald die Klingonen in Waffenreichweite sind feuern Sie ihnen dreihundert Torpedos ins Maul!"

"Aye, Sir."

"Die Klingonen sind bis auf sieben Komma drei Kilometer herangekommen", meldete Kart. "Sieben Komma zwei. – Komma eins."

"Mister Benteen", sagte Talay, "Feuer!"

Die Torpedos verließen die Grissom und jagten den Klingonen entgegen. Ihre Versuche ihnen auszuweichen schlugen fehl, alle drei Klingonischen Schiffe wurden von dem Torpedohagel zerstört.

 

Captain Amy Halk wurde von einer klingonischen Wache zum Kommandanten der klingonischen Einheit, die DS 12 erobert hatte, geführt. Die Uniform des Captains war an mehreren Stellen aufgerissen, die Phaserwunde an ihrem Rücken war nicht behandelt worden und schmerzte fürchterlich. Sie wurde von der Wache in den Raum gestoßen, der bis vor dem Angriff noch ihr Bereitschaftsraum gewesen war. Nun saß hinter dem Schreibtisch der klingonische General Kong. Trotz seines hohen Alters, war der weißhaarige Klingone noch immer sehr kräftig und strahlte Gefahr aus.

"Was wollen Sie von mir?", fragte Halk, ohne Angst zu zeigen.

"Wir benötigen die Hilfe von Ihnen und Ihrer Crew, Mensch", antwortete der General.

"Sie glauben doch nicht im Ernst, dass wir Ihnen helfen werden."

"Ihnen bleibt gar keine andere Wahl, Mensch. – Entweder Sie helfen uns bei den Reparaturen an der Station, oder Sie werden sterben."

"Es läuft für uns beide auf Gleiche raus", meinte Halk. "Wenn wir Ihnen nicht helfen, können Sie die Station nicht so schnell reparieren und wir werden für unsere Weigerung Ihnen zu helfen umgebracht. Allerdings haben Sie davon gar nichts, denn die Schäden an der Station bleiben vorhanden. – Wenn wir Ihnen aber helfen, werden wir nach getaner Arbeit getötet."

"Wenn Sie uns helfen, werden Sie nicht getötet."

"Sie wirken nicht sehr überzeugend, General."

"Und wenn ich Ihnen mein Ehrenwort geben würde, Mensch?"

"Ich weiß wie viel Klingonen die Ehre bedeutet. – Aber ich würde Ihnen niemals helfen, eher würde ich diese Station zerstören und meine ganze Crew töten."

"Dann seien Sie gewiss, dass Sie und Ihre Crew einen langsamen, qualvollen Tod sterben werden. Und ich werde dafür sorgen, dass Sie bei jeder Hinrichtung anwesend seien werden, Mensch!!!"

 

"Die Klingonen haben die Station schwer befestigt", berichtete Talay, nachdem er und die Grissom zum Hauptquartier geflogen waren. Nun befand er sich im Büro von Admiral Steward. "Dort befinden sich etwa zweitausend feindliche Schiffe."

"Das ist nicht gut", meinte Steward. "Wer die Kontrolle über die Station hat, kann bis weit ins gegnerische Territorium vordringen, verdammt! – Captain Halk hatte mich vor einer möglichen Übernahme gewarnt. – Sie hatte sich tierisch darüber aufgeregt, dass ich die Defiant von der Station abgezogen habe."

"Admiral, die Defiant ist zwar ein gutes Schiff, aber gegen eine solche Übermacht hätte auch sie keine Chance gehabe", meinte Talay. "Und wir hätten jetzt wesentlich mehr Opfer zu beklagen."

"Glauben Sie die Besatzung der Station ist tot, Captain?", fragte Steward.

"Die Klingonen sind nicht zimperlich, was Exekutionen angeht", sagte Talay. "Wenn Sie die Crew nicht für Reparaturen brauchen, wird sie wohl getötet worden sein."

"Mein Gott, über fünftausend Personen waren auf der Station. – Und ich wette keiner hat den Klingonen bei den Reparaturen geholfen."

"Dann sind sie wenigstens nicht umsonst gestorben", meinte Talay.

"Seit wir letztes Jahr den Kitumba davon überzeugen konnten, keine Invasion auf die Föderation zu starten", sagte Steward, "glaubten wir uns in Sicherheit."

"Der neue Kriegsherr ist wohl noch besessener vom Krieg, als es Malkthon war."

"Und er scheint überzeugend zu sein. – Er hat es immerhin geschafft den Kitumba davon zu überzeugen, dass ein Angriff gestartet werden muss."

"Der Kitumba ist erst 18 Jahre alt", sagte Talay. "In dem Alter lässt man sich noch leicht überzeugen."

"Nehmen Sie ihn etwa in Schutz, Captain?"

"Nein. – Ich denke nur, dass wir ihn vielleicht überzeugen könnten, dass ein Frieden besser ist für beide Seiten."

"Eine gute Idee, Captain. – Aber leider werden wir keinen Kontakt mit ihm aufnehmen können. – Die Klingonen haben alle diplomatischen Kanäle zu uns geschlossen. Und ihr Territorium haben sie so sehr gefestigt, dass nicht einmal eine getarnte Sonde bis zu ihrer Heimatwelt vordringen könnte."

"Glauben Sie, wir können diesen krieg gewinnen, Admiral?"

"Die Chancen stehen nicht gut. – Nicht solange die Klingonen die Kontrolle über DS 12 haben."

"Dann müssen wir die Station zurückerobern, Admiral."

"Und wie wollen Sie das anstellen, Captain."

 

"Admiral Steward will drei Flotten zur Erde rufen", berichtete Talay im Konferenzraum der Grissom. "Ich soll ihm Morgen früh einen Angriffsplan vorlegen."

"Glauben Sie wirklich, wir haben eine Chance, die Station zurückzuerobern, Captain?", fragte Walker.

"Die Chance besteht", antwortete der Kommandant. "Sie ist nicht groß, aber sie besteht."

"Wenn wir mit drei Flotten aufbrechen, werden die an anderer Stelle fehlen", sagte Benteen. "Und dann können die Klingonen dort durchbrechen."

"Sehen wir, wie es ist", meinte Talay. "Die Kligonen werden auf jeden Fall durchbrechen. Aber es ist besser, wenn sie kleinere Kolonien übernehmen, als die Erde."

 

"Wie viele Schiffe sind eingetroffen?", fragte Talay am nächsten Morgen, als er auf die Brücke der Grissom zurückkehrte, nachdem er Steward seinen Plan vorgelegt und dieser ihn abgesegnet hatte.

"Etwa 1500, Sir", antwortete Riker. "Und weitere zweihundert erreichen uns in den nächsten Stunden."

"Der Geheimdienst meldet, dass die Klingonen ihre Truppen bei DS 12 um dreihundert Schiffe verstärkt haben", berichtete Walker.

"Eintausendsiebenhundert gegen zweitausenddreihundert", sagte Talay. "das ist ja gar nicht so übel."

 

Die Turbolifttüren öffneten sich und Admiral Steward betrat die Brücke der Grissom.

"Wollen Sie uns begleiten, Admiral?", fragte Talay überrascht.

"Ja", antwortete Steward. "Ein Admiral sollte sich nicht hinter seinem Schreibtisch verkriechen, während seine Leute in die Schlacht ziehen."

"Dann: Willkommen an Bord, Sir", sagte Talay. "Übernehmen Sie das Kommando?"

"Ich werde einspringen, wenn jemand auf der Brücke ausfallen sollte", meinte der Admiral.

"Sir, die restlichen Schiffe sind eingetroffen", meldete Walker.

"Dann wollen wir mal aufbrechen", meinte Talay.

"Öffnen Sie einen Kanal an die Flotte!", befahl Steward.

"Kanal offen, Admiral", bestätigte Walker.

"Achtung, an alle", sagte Steward. "Hier spricht Admiral Steward vom Sternenflottenkommando. Eine große Schlacht liegt vor uns. Viele werden nicht nach hause zurückkehren. Doch es ist erforderlich, dass Sie mutig gegen die Klingonen einschreiten, damit sie zurückgedrängt werden können. – Heute liegt ein großer Sieg vor uns. – Steward Ende."

"Dann wollen wir mal los", entschied Talay. "Mrs. Kart, ich bin sicher Sie kennen den Weg nach DS 12."

"Ich liege sicher richtig, wenn ich dem Schiff vor uns folge, Captain", antwortete die Frau an der Conn.

 

"Sir", sagte ein klingonischer Offizier zu General Kong, nachdem er dessen Büro auf DS 12 betreten hatte.

"Was gibt es?", fragte der ergraute klingonische Kommandant.

"Eine Flotte aus fast zweitausend Föderationsschiffen ist soeben von der Erde losgeflogen und hat Kurs auf diese Koordinaten gesetzt", antwortete der Offizier.

"Dann sollten wir sie gebührend empfangen", entschied der General. "Schicken Sie ihnen unsere Flotte entgegen."

"Aye, Sir", bestätigte der Offizier und verließ das Büro des Generals.

Kong setzte sich und lehnte sich zurück. Er schaute kurz aus dem Fenster zu den Sternen, dann aktivierte er das Interkom: "Bringen Sie mir die Frau."

 

"Sir", meldete Walker auf der Brücke der Grissom. "Ein großer Teil der klingonischen Flotte hat Deep Space 12 verlassen und kommt uns entgegen."

"Wann werden die Flotten aufeinandertreffen?", wollte Talay von ihr wissen.

"In sieben Stunden", antwortete Walker.

"Aus wie vielen Schiffen besteht die Flotte?", fragte Steward.

"Zweitausendeinhundert", sagte Benteen. "Und weitere zweihundert warten bei DS 12. Ich fürchte wir sind ihnen unterlegen, Admiral."

"Wenn wir sterben", meinte Steward, "dann reißen wir aber wenigstens einige dieser Hunde mit uns."

"Aye, Sir", sagte Talay.

 

Halk wurde in das Büro von Kong geschupst. Sie stolperte und fiel vor seinem Schreibtisch auf die Knie. Als sie wieder aufstehen wollte, hielt der klingonische General sie unten. "Sie können so sitzen bleiben", entschied er. "Er verleiht mir ein Gefühl der Macht."

"Ihr Gefühl der Macht können Sie sich von mir aus sonst wohin stecken!!!", antwortete Halk sauer und spuckte dem General auf die Schuhe. Der holte aus und schlug sie mitten ins Gesicht. Die Frau fiel zurück und prallte gegen eine Wand.

"Wie viele Exekutionen haben Sie schon mitangesehen?", wollte Kong von ihr wissen. Er hatte befohlen die Crew der Station vor ihren Augen einzeln und sehr brutal hinrichten zu lassen.

"Einhundertdreißig", antwortete Halk und wischte sich Blut aus ihrem Gesicht.

"Dann bleiben ja noch etwa viertausendneunhundert, Mensch", meinte Kong. "Sind Sie sicher, dass Sie das verkraften?"

"Es wird schon irgendwie gehen", keifte Halk.

"Sie könnten dem ein Ende setzen, wissen Sie das? – Sie müssten uns nur bei den Reparaturen helfen."

"Ich werde Ihnen niemals helfen!"

"Das werden wir ja sehen", meinte der General und aktivierte das Interkom. "Die Menschenfrau möchte bei einer weiteren Exekution Zeuge werden. – Nehmen Sie diesmal ein Kind!"

"Warten Sie!", rief Halk. "Die Kinder haben nichts mit der Sache hier zu tun!"

"Jetzt schon."

"Das können Sie nicht tun!"

"Und ob ich das kann. – Aber Sie könnten mich überzeugen es nicht zu tun."

In diesem Moment öffneten sich die Türen und eine klingonische Wache trat ein.

"Warten Sie", bat Halk. "Ich werde kooperieren."

"Das hatte ich auch nicht anders erwartet."

"Ich werde Hilfe brauchen."

"Sie können Ihre Technikercrew haben."

 

Talay ging durch die endlosen Korridore seines Schiffes. Er wollte es noch einmal vor der Schlacht inspizieren. Es noch einmal in komplett funktionierendem Zustand sehen. Er nahm sich Zeit mit Besatzungsmitgliedern zu reden, mit ihnen über die kommende Schlacht zu diskutieren und ihnen ein wenig Mut zuzusprechen.

"Brücke an Captain", meldete sich Riker über Interkom.

"Talay hier", bestätigte der Kommandant.

"Wir erreichen gleich die klingonische Flotte."

"Wie doch die Zeit vergeht", meinte Talay. "Ich komme."

 

In den ersten Minuten der Schlacht fielen ein paar Duzend Schiffe, sowohl klingonische, als auch föderale. Die übrigen Schiffe mussten schwere Treffer einstecken.

Die Grissom feuerte mit allen Waffensystemen auf die Klingonen und brach mit einigen anderen Schiffen durch die erste Linie der Feinde durch.

"Heckschilde werden schwächer", meldete Steward. Er stand an der maschinellen Station auf der Brücke der Grissom.

"Wir haben zwei Banditen am Heck", berichtete Benteen. "Sie haben uns im Visier."

"Ausweichmanöver!", befahl Talay. "Benteen, die hinteren Oktaventorpedos abfeuern! – Walker suchen Sie nach einem Weg hindurch."

"Schon dabei, Sir", bestätigte Walker.

"Ich feuere die Oktaventorpedos", sagte Benteen. "Treffer! Eines der Schiffe ist erledigt."

"Bleiben ja nur noch knapp zweitausend", meinte Riker.

Die Grissom erbebte unter einem Torpedotreffer.

"Hintere Schilde auf zweiundsechzig Prozent gefallen", meldete Steward.

Ein weiterer Treffer.

"Direkter Treffer in die Steuerbordschilde", meldete Benteen.

"Walker, rufen Sie die LaGrange und die Okinawa", sagte Talay, "sie sollen unsere rechte Flanke stärken."

"Aye, Sir!"

 

"Sie werden die Waffenphalanx so konfigurieren, dass sie Quantentorpedos im Drei-Sekunden-Rhythmus abfeuert", sagte Kong zu Halk, nachdem er sie und sieben Techniker zur Maschinenabteilung der Station geführt hatte. "Wenn Sie irgendwelche Tricks versuchen, werden wir die Kinder töten."

"Erpressung ist nicht gerade ehrenhaft", meinte Halk.

"Ehrenhaft vielleicht nicht, aber ein gutes Druckmittel", antwortete Kong. "Außerdem ist ein Sieg über die Föderation Ehre genug."

"Sie glauben, Sie könnten gewinnen?"

"Wir sind in der Überzahl."

"Leider sind Sie auch strohdoof."

"Beleidigungen sind auch nicht sehr ehrenhaft, Mensch."

"Dieser ganze Krieg ist nicht ehrenhaft. Sie haben die Föderation angegriffen, weil Sie glaubten, wir hätten ein Duzend Ihrer Planeten zerstört. Wir haben Ihnen bewiesen, dass es die G’Pagh waren, aber Sie rächen sich auch weiterhin an der Föderation. Für tote Planeten, die wir nicht zerstört haben. – Im übrigen, ist mir Ehre egal."

"Mir ist egal, was Ihnen egal ist, Mensch. Und nun fangen Sie an, sonst werde ich die Kinder hinrichten."

 

"Festhalten!", schrie Walker, kurz bevor dreiundvierzig Quantentorpedos auf die Schilde der Grissom trafen. Die Offiziere an Bord wurden hin und hergeschleudert.

"Heckschilde zusammengebrochen", meldete Steward. "Bugschilde runter auf zehn Prozent, noch ein Treffer und sie kollabieren."

"Wie viele Schiffe haben wir noch?", fragte Riker.

"Sechshundertdreiundvierzig", antwortete Walker knapp.

"Und die Klingonen?"

"Achthundertzweiundzwanzig."

"Wir verlieren zu viele Schiffe", meinte Talay. "Selbst wenn wir hier durchkommen, es warten noch immer zweihundert Klingonenschiffe bei DS 12."

"Captain", sagte Steward. "Wenn wir die Station nicht zurückerobern können, müssen wir sie zerstören."

"Um das zu schaffen", meinte Talay, "müssen wir erst einmal bis zur Station durchkommen."

"Captain", meldete Walker. "Die Klingonen ziehen hundert weitere Schiffe von DS 12 ab und schicken sie hierher."

"Wo wir nun gegen sie kämpfen ist doch egal", sagte Talay. "Hauptsache ist, es kommen genug Schiffe bis zur Station durch."

Wieder erbebte die Grissom.

"Captain", sagte Benteen, "in der klingonischen Linie gibt es eine Öffnung, wir könnten hindurchfliegen."

"Walker, rufen Sie die Andromeda-Geschwader drei und vier", sagte Talay, "und befehlen Sie ihnen uns zu folgen."

"Aye, Sir."

 

Die Grissom und einhundertfünfzig Schiffe der Andromedaklasse flogen in die Lücke in der klingonischen Linie.

"Backbordschilde kurz vorm Zusammenbruch", meldete Steward, nachdem die Grissom einige weitere Treffer hingenommen hatte.

"Talay an Maschinenraum", aktivierte der Captain das Interkom und musste sich dann an den Armlehnen seines Sessels festhalten, um nicht von der Wucht eines weiteren Treffers hinausgeschleudert zu werden.

Ein Teil der Wand zwischen Brücke und Bereitschaftsraum explodierte, als eine Plasmaleitung dahinter platzte.

"Furlong, leiten Sie Reserveenergie in die Schilde", befahl der Captain.

"Die Reserveenergie wird für die Strukturintegrität benötigt", sagte der Chefingenieur via Interkom.

"Dann leiten Sie nur einen Teil der Energie in die Schilde", meinte Talay, "sonst schaffen wir es nie bis zur Station."

Ein weiterer Treffer, dann war es ruhig.

"Wir haben die klingonischen Linien hinter uns gelassen", meldete Kart.

"Großartig", meinte Talay. "Kurs auf Deep Space 12 setzen. – Maximumwarp!"

Die Grissom und vierundneunzig Schiffe der Andromedaklasse beschleunigte auf Warpgeschwindigkeit und flogen zur Station.

 

"Sir", meldete ein klingonischer Offizier General Kong in der Kommandozentrale von DS 12. "Fünfundneunzig Schiffe haben unsere Linie durchbrochen und sind unterwegs hierher."

"Die sollten kein Problem darstellen", meinte Kong. "Die werden niemals an unseren anderen Schiffen vorbeikommen."

 

"Die zweite klingonische Flotte kommt in Sichtweite", meldete Walker. "Waffenreichweite in zehn Sekunden erreicht."

"Volle Energie auf die vorderen Schilde", ordnete Talay an. "Sagen Sie das auch den anderen Schiffen. – Wir werden durchbrechen."

Die Föderationsschiffe blieben auf Warpgeschwindigkeit und rasten frontal auf die Klingonen zu. Als die beiden Flotten aufeinander trafen, wurden dreizehn Föderations- und siebzehn Klingonenschiffe zerstört.

 

"General, zweiundachtzig Schiffe sind durchgebrochen", meldete der klingonische Offizier.

"Sie sind durchgebrochen?", fragte der General ungläubig.

"Ja, Sir. – Sie sind auf Kollisionskurs gegangen und durchgedrungen."

"Roter Alarm!", befahl Kong.

 

"Captain, die klingonischen Schiffe verfolgen uns", sagte Benteen auf der Brücke der Grissom.

"Wir bekommen Nachricht von der Flotte", meldete Walker. "Sie sind reduziert auf fünfzig Schiffe, haben aber die Klingonen besiegt und sind nun auf dem Weg zur Station."

"Öffnen Sie einen Kanal an die vierundzwanzigste Flotte", sagte Steward. "Sagen Sie ihr, sie sollen von Risa zur Unterstützung herkommen."

"Aye, Sir", bestätigte Walker.

 

Drei Stunden später erreichten über siebenhundert Föderationsschiffe die Station Deep Space 12 und nahmen die Klingonen unter Beschuss. Sie hatten keine Chance. Die hundert Schiffe des Feindes wurden zerstört, die Klingonen auf der Station flüchteten, da jemand die Waffensysteme der Station sabotiert hatte.

 

Die Föderationsflotte war durchgekommen und hatte gesiegt. Doch niemand wusste, wie viele Schiffe der Feind noch hatte. Genug, um einen weiteren Großangriff zu starten?

Die Verletzten Föderationsoffiziere von Deep Space 12 wurden auf den Schiffen behandelt. Der über eins Komma fünf Millionen Toten würde später gedacht werden.

 

- ENDE -

 

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